Als Minho erwachte, bemerkte er sofort die Leere um sich herum. Das Bett neben ihm war kalt, und Jisung war nirgends zu sehen. Für einen Moment lag Minho still da und starrte an die Decke, während er versuchte, die verwirrenden Gefühle der letzten Nacht zu ordnen. Doch es war schwer, die Realität zu verdrängen, als er sich umdrehte und auf den Nachttisch sah.
Dort lag der Zettel.
Minho setzte sich auf, sein Herzschlag beschleunigte sich, als er das Papier nahm und die wenigen, knappen Worte darauf las: „Es tut mir leid." Nur diese Worte, keine Erklärung, kein Versuch, die Situation zu retten. Minho ließ den Zettel sinken, spürte, wie eine Welle der Enttäuschung und des Schmerzes durch ihn hindurchging. Die Worte trafen ihn härter, als er erwartet hatte.
Er ließ den Zettel langsam auf den Nachttisch zurückfallen und starrte einen Moment auf das leere Bett. Jisung war gegangen, bevor er die Chance gehabt hatte, mit ihm zu reden. Minho hatte gehofft, dass die Nacht mehr für Jisung bedeutet hatte – für sie beide. Doch die Abwesenheit von Jisung, die kalte Leere des Betts, und dieser Zettel sagten alles, was er wissen musste.
Minho seufzte tief, seine Hände fuhren durch sein zerzaustes Haar, während er versuchte, die Enttäuschung und den Kummer zu verarbeiten, der sich in seiner Brust ausbreitete. Er hatte gehofft, dass dies der Beginn von etwas Neuem sein könnte, aber stattdessen fühlte er sich, als wäre er wieder zurück am Anfang – mit nichts weiter als unbeantworteten Fragen und einem leeren Bett.
Schließlich stand Minho langsam auf und begann sich anzuziehen. Jisungs Wohnung fühlte sich plötzlich fremd an, als ob er hier nicht hingehörte, als ob er ein Eindringling in Jisungs Leben war. Er warf einen letzten Blick auf das Bett, auf den Zettel auf dem Nachttisch, und versuchte, das Gefühl von Frustration und Enttäuschung zu verdrängen, das in ihm aufstieg.
Ohne ein weiteres Wort verließ er die Wohnung, die Tür fiel leise hinter ihm ins Schloss. Als Minho auf die Straße trat, atmete er tief die kühle Morgenluft ein, doch es brachte ihm keine Erleichterung. Seine Gedanken kreisten immer wieder um Jisung – und um die Frage, warum er sich so plötzlich zurückgezogen hatte.
Minho fühlte den Schmerz der Zurückweisung, aber auch die Ahnung, dass hinter Jisungs Flucht mehr stecken musste. Es war nicht einfach nur Angst – es war etwas Tieferes, etwas, das Jisung nicht bereit war, zu teilen. Minho wusste, dass er Jisung nicht einfach aufgeben konnte. Aber im Moment blieb ihm nichts anderes übrig, als ihn in Ruhe zu lassen und darauf zu warten, dass Jisung bereit war, mit ihm zu reden.
Mit diesen Gedanken verschwand Minho in den Straßen der Stadt, unsicher, wie es weitergehen sollte, aber entschlossen, Jisung nicht einfach aufzugeben.
„Ich muss weg!" murmelte Jisung zu sich selbst, während er hektisch seine Termine auf dem Bildschirm überflog. Die bevorstehende Videokonferenz mit der IT-Firma aus Japan, einem ihrer besten Kunden, stach ihm ins Auge. Eine Verhandlung, die für diese Woche angesetzt war, schien plötzlich wie die perfekte Fluchtmöglichkeit. Es war nicht nur eine berufliche Notwendigkeit, sondern auch eine Gelegenheit, Abstand zu gewinnen – weg von der emotionalen Verwirrung, die ihn in den letzten Tagen gefangen gehalten hatte.
Ohne weiter nachzudenken, griff Jisung nach seinem Telefon und wählte die Nummer seines Vaters. Sein Vater war in die Geschäftsführung immer noch stark eingebunden und hatte viele Kontakte nach Japan. „Dad, ich möchte die Verhandlungen vor Ort führen. Es ist wichtig, und es wäre ein Zeichen des Respekts gegenüber unserem Kunden. Ich bin sicher, dass ich den Deal erfolgreich abschließen kann, wenn ich persönlich hinfliege." Sein Ton war bestimmt, aber auch voller Entschlossenheit, als er die Details des Plans erläuterte.
Sein Vater war zunächst überrascht, stimmte aber zu. „Wenn du glaubst, dass es das Beste ist, dann flieg. Ich werde alles Nötige in die Wege leiten."
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Stranger
Fanfiction„Einen Drink?" fragt der Mann mit einer rauen Stimme, als Jisung näherkommt. „Warum nicht," antwortet Jisung und zwinkert ihm zu, während er den Drink annimmt. Ihre Blicke bleiben ineinander verhakt, und es scheint, als ob der Raum um sie herum vers...