Bedtime Stories

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Als Chan die Nachricht von Jisung las, dass er für den Abend absagen musste, konnte er seine Enttäuschung nicht verbergen. Der lange Tag hatte ihm ohnehin schon zugesetzt, und er hatte gehofft, den Abend mit Jisung zu verbringen, um den Stress der Arbeit hinter sich zu lassen. Doch nun fühlte er sich ein wenig verloren, unsicher, was er mit dem Rest des Abends anfangen sollte.

Minho, der sich gerade die Schuhe anzog, um laufen zu gehen, bemerkte die Veränderung in Chans Stimmung. „Alles okay?" fragte er, während er einen prüfenden Blick in Chans Richtung warf.

Chan zuckte mit den Schultern und seufzte. „Jisung hat abgesagt. Er ist zu müde und geht direkt ins Bett." Seine Stimme war leise und von einem leichten Frust geprägt. Minho nickte nur und legte sich eine Hand ans Kinn, während er überlegte.

„Komm mit," sagte Minho schließlich und bedeutete Chan, sich auch Schuhe anzuziehen. „Wir gehen laufen."

Chan sah ihn überrascht an, zögerte kurz, doch dann stand er auf und folgte Minhos Rat. „Vielleicht hilft es ja wirklich, den Kopf freizubekommen," dachte Chan, während er sich fertig machte. Als sie schließlich die Wohnung verließen und die kühle Abendluft sie umgab, fühlte sich Chan sofort etwas leichter.

Die ersten Schritte des Laufens waren schwer, doch mit jedem weiteren Meter schien die Anspannung in Chans Körper nachzulassen. Minho lief neben ihm, sein Atem ruhig und gleichmäßig, während sie in einem guten Tempo die Straßen entlang joggten. Der Rhythmus des Laufens und das gleichmäßige Geräusch ihrer Schritte halfen Chan, seine Gedanken zu ordnen und den Frust über Jisungs Absage langsam loszulassen.

Nach einer Weile drehte sich Minho zu Chan und sagte: „Wir sollten mal wieder boxen gehen." Es war eine einfache Aussage, aber die Art, wie Minho es sagte, ließ Chan aufhorchen. Boxen war für sie beide immer eine Möglichkeit gewesen, Stress abzubauen und gleichzeitig ein wenig Dampf abzulassen.

Chan nickte und grinste leicht, während er die Idee aufnahm. „Das ist keine schlechte Idee. Ich könnte es wirklich gebrauchen."

Minho warf ihm einen kurzen Blick zu, sein Gesicht ruhig, aber mit einem leichten Grinsen. „Das dachte ich mir," sagte er, bevor sie weiterliefen, die Stille zwischen ihnen war nicht unangenehm, sondern beruhigend.

Nach etwa fünf Kilometern spürte Chan, wie ihm langsam die Puste ausging. Der Lauf hatte ihm gutgetan, aber es war auch eine Erinnerung daran, dass er mehr trainieren sollte. „Ich sollte wirklich wieder öfter Sport machen," murmelte er leicht außer Atem, als er neben Minho herlief. Schließlich beschloss er, sich von Minho zu lösen. „Ich gehe schon mal nach Hause und mache uns was zu essen," sagte er mit einem entschuldigenden Lächeln.

Minho nickte, sein Atem immer noch ruhig und gleichmäßig. „Kein Problem, ich mach die letzten fünf Kilometer alleine." Er sah Chan kurz nach, bevor er seinen eigenen Lauf fortsetzte. Minho hatte noch ein Ziel vor Augen: Er wollte an dem Haus vorbeilaufen, wo er neulich diese beeindruckende Musik gehört hatte. Die Melodie und die Stimme hatten ihn damals tief berührt, und irgendwie verspürte er den Drang, dort wieder vorbeizulaufen, in der Hoffnung, noch einmal etwas Ähnliches zu hören.

Als er schließlich an dem Haus ankam, war alles dunkel. Kein Licht, keine Musik, nur die Stille der Nacht. Ein wenig enttäuscht blieb Minho kurz stehen und sah zu den Fenstern hinauf, aber es war klar, dass an diesem Abend niemand da war. Seufzend wandte er sich um und setzte seinen Lauf fort.

Der Rest des Weges verlief ruhig, doch Minho konnte die kleine Enttäuschung nicht abschütteln. Die Musik von damals war ihm im Gedächtnis geblieben, und er hatte gehofft, sie wieder hören zu können. Als er schließlich zu Hause ankam, sah er, dass Chan bereits in der Küche stand und dabei war, das Abendessen vorzubereiten. Mit einem leichten Lächeln schüttelte Minho den Kopf und schloss die Tür hinter sich. „Nächstes Mal," dachte er sich und freute sich dennoch auf das Essen und die Gesellschaft von Chan.

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