36 | Vorwürfe

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5 Jahre zuvor | Los Angeles

Silas saß mit einem Kaffee an der Kücheninsel. Gedankenverloren starrte er in den Becher. Auf dem Motorrad war er schneller zu Hause angekommen, als Ryan. Er beschloss auf seinen Dad zu warten, um ihn zu fragen, wo er die Nacht verbracht hatte. Die Puzzleteile in seinem Kopf wollten sich nicht richtig zusammenfügen. Lina und Ryan hatten ein Verhältnis. Aber welche Rolle spielte Jax in der ganzen Geschichte? Führten sie etwa eine Art Dreiecksbeziehung?

Wenige Minuten später öffnete sich die Haustür. Silas' Herz beschleunigte, als sein Vater den Wohnraum betrat.

„Hey, Si. Warum bist du so früh wach?", fragte Ryan verdutzt.

„Wo warst du?", fragte sein Sohn zurück.

„Bei Jax und Lina. Ich bin beim Fernsehen auf dem Sofa eingeschlafen."

In Silas fing es an zu brodeln: „Die Story kaufe ich dir nicht ab."

Ryan kam näher und runzelte die Stirn: „Ist mit dir alles in Ordnung?"

„Nichts ist in Ordnung", zischte Silas. „Ich will von dir den wahren Grund hören, warum du und Mom euch getrennt habt."

Ryan schnaufte: „Es ist so, wie wir es euch erklärt haben. Unsere Gefühle füreinander ..."

„Warum?!", fiel ihm sein Sohn ins Wort. „Warum liebst du Mom nicht mehr?"

„Darauf habe ich keine Antwort, Si."

„Dann erzähle ich dir jetzt, wie ich mir die Situation erkläre ..."

Wieder legte Ryan seine Stirn in Falten. Silas erhob sich derweil von seinem Stuhl und blieb vor seinem Vater stehen: „Du hast ein Verhältnis mit der Frau deines besten Freundes."

Ryan war vollkommen vor den Kopf gestoßen und reagierte nicht.

„Ich bin kein Idiot", sprach Silas weiter. „Wenn du glaubst, ich hätte vergessen, was sich damals zwischen dir und Lina abgespielt hat, dann bist auf dem Holzweg. Du hast Mom schonmal wegen ihr hintergangen ..."

„Ich habe deine Mutter niemals betrogen", sprach Ryan dazwischen. „Sie wird es dir bestätigen."

„Weißt du, Dad ...", sprach Silas weiter und richtete dabei seinen Zeigefinger auf Ryans Herz. „Betrug beginnt hier drin ... und nicht im Bett ..."


Gegenwart | Morro Bay

Silas lag unter einer Wolldecke auf dem Sofa und hatte Probleme in den Schlaf zu finden. Er machte sich Gedanken, wie es mit ihm und Lisa weitergehen würde. Nachdem er sie an der Haustür geküsst hatte, war ihre Wut gebändigt. Doch sie zeigte im Anschluss keinerlei Bereitschaft, ein klärendes Gespräch mit ihm zu führen.

„Ich bin zu erschöpft, um mich mit dir auseinander zu setzen", sagte sie resigniert. „Du kannst auf dem Sofa schlafen ..."

Mit ihrer Wut konnte Silas umgehen. Mit ihrer Gleichgültigkeit allerdings nicht. Umso länger er darüber nachdachte, umso mehr Sorgen machte er sich. Vielleicht war ein für alle mal zu viel passiert. Vielleicht waren seine Chancen aufgebraucht ..."


Es war nächster Morgen. Silas war irgendwann doch noch vor Erschöpfung eingeschlafen. Auf einmal ertönte ein lautes Geräusch aus der Küche. Erschrocken riss er seine Augen auf. Als er seinen Oberkörper aufrichtete, sah er Lisa an der Kaffeemaschine stehen.

„Guten Morgen, Tinky", sprach er mit verschlafener Stimme.

Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu: „Guten Morgen."

Morro Bay IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt