Gegenwart | Los Angeles
Ryan saß auf seinem Sofa, mit einer Flasche Bier in der Hand. Er war müde, doch die Serie, die er gerade schaute war zu spannend, um jetzt aufzuhören.
Plötzlich hörte er, wie sich die Haustür öffnete. Er verzichtete bereits seit vielen Jahren auf einen Wachdienst. Die neuzeitigen Sicherheits- und Überwachungsmethoden machten es Eindringlingen unmöglich, sich Zugang zu einem Privatgrundstück zu verschaffen.
Es musste Phin sein. Nur er war befugt das Rolltor und die Haustür zu öffnen. Aber warum war er zur späten Stunde von Lisas Party nach Hause gekehrt? Er verbrachte doch jede Nacht bei ihr. Von seiner Neugier getrieben, stand er auf und ging in den Flur.
„Hey, Dad ..."
Ryan blieb abrupt stehen. Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund starrte er Silas an.
„Ich brauche eine Übernachtungsmöglichkeit ..."
Ryan konnte es nicht fassen, dass sein älterer Sohn vollkommen unerwartet vor ihm stand.
„Mom ist nicht zu Hause ..." sprach Silas weiter. „Im Gegensatz zu dir, hat sie den Zugangscode geändert ..."
„W... was ist mit deinem Mund passiert?", stotterte Ryan.
Silas kräuselte seine Stirn und fuhr sich zeitgleich mit seiner Handfläche über die Lippen. Die rote Farbe von Lisas Lippenstift blieb an seinen Fingern haften. Er beschloss die Frage seines Vaters zu ignorieren.
„Ist mein Zimmer frei?"
Immernoch tief schockiert über Silas' Anwesenheit nickte Ryan.
„Keine Sorge. Ich bin Morgen früh wieder weg."
Dann drehte er sich Richtung Treppe und ging die Stufen hoch.
„Das musst du nicht", rief im Ryan hinterher. „Das ist immer noch dein Zuhause."
Silas warf ihm einen überraschten Blick zu: „Okay."
Wie versteinert blieb Ryan im Flur stehen und beobachtete, wie sein Sohn langsam aus dem Sichtfeld verschwand. Dann wurde er plötzlich hektisch. Er kehrte in den Wohnraum zurück und schaltete den Fernseher aus. Als Nächstes eilte er wieder Richtung Eingangstür, zog seine Sneakers an und verließ das Haus.
Lisa war wieder zu ihrer Party zurückgekehrt. Als ihre Mutter sie an der Haustür entdeckte, stürmte sie hektisch auf sie zu.
„Wie konntest du das tun?!", warf Lina ihrer Tochter vor.
„Ich will mich jetzt mit dir nicht streiten", antwortete Lisa.
Lina kam näher, griff Lisas Hand und zog sie vor die Haustür, wo sie niemand hören konnte.
„Was hast du mit ihm gemacht, hm?"
Lisa kreuzte ihre Arme: „Ich bin kein Teenager mehr, Mom! Ich schulde dir keine Erklärung!"
Lina war sichtlich empört: „Ist das die Art, wie wir jetzt miteinander reden?"
„Du hast kein Recht dich dermaßen aufzuführen! Ich bin erwachsen!"
„Um Himmels Willen, Lizzy! Phin ist da drin und hat keine Ahnung, was du soeben getan hast! Dein Verhalten war alles andere als erwachsen!"
Lisa hatte genug gehört. Sie schnaufte genervt, riss im nächsten Moment wieder die Tür auf und kehrte zurück ins Haus.
Ryan hielt nicht viel vom autonomen Fahren, doch an Abenden wie diesen erwiesen sich selbststeuernde Autos als praktisch. Nach zwei Flaschen Bier hätte er sich nicht mehr ans Steuer setzen können.
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Morro Bay III
RomanceMorro Bay, ein Ort der Zuflucht. Ein sicheres Fleckchen Erde, um den inneren Frieden zu finden. Diese Worte hatte sich Lisa Cole als kleines Mädchen genauestens eingeprägt, als ihre Mutter aus ihrer Vergangenheit erzählte. Dass sie sich eines Tage...