9 | Strategiewechsel

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5 Jahre zuvor | Los Angeles

Lisa warf ihre langen, dunklen Haare nach hinten, die sie soeben mit viel Sorgfalt geglättet hatte und guckte zufrieden in den Badezimmerspiegel. Ihre Lippen waren feuerrot. Ihre großen, blauen Augen hatte sie mit viel Mascara und dunklen Lidschatten betont. Sie schenkte sich ein Lächeln, bevor sie das Bad verließ und in ihr Zimmer zurückkehrte. Dort befand sich Violet, die sich vor ihrem Ganzkörperspiegel im begehbaren Kleiderschrank kritisch begutachtete.

„Du siehst wunderschön aus, V", sagte Lisa zu ihrer Freundin.

Violet trug ein dunkelblaues Cocktailkleidchen, das ihr bis zu den Knien reichte. Dazu hatte sie silberne Absatz-Sandalen kombiniert. Ihre Haare waren hochgesteckt. Im Vergleich zu Lisa, war ihr Make-Up dezent. Sie fühlte sich mit weniger Farbe im Gesicht deutlich wohler.

„Neben dir sehe ich wie eine Nonne aus", meinte Violet und schaute sich ihre Freundin genauer an. „Bist du wirklich sicher, dass du dieses Kleid tragen willst? Es ist ... eng ..."

„Ich weiß", entgegnete Lisa mit einem diabolischen Grinsen.

„Deine Mom wird sauer sein, wenn sie herausfindet, dass du dich wieder an ihrem Kleiderschrank bedient hast."

Lisa stibitzte regelmäßig Anziehsachen von Lina, die ihr eigentlich eine Nummer zu klein waren. Mittlerweile hatte sie üppigere Brüste als ihre Mutter und einen runderen Po. Beide Körperpartien wurden durch das enganliegende, schwarze Etuikleid mit tiefen V-Ausschnitt entsprechend betont. Farblich passende High-Heels rundeten ihren extravaganten Look ab.

„Ich ziehe beim Rausgehen einen Mantel an, dann merkt sie's nicht."

Ihre Freundin seufzte: „Du siehst älter aus als ich, obwohl ich diejenige bin, die bald achtzehn wird."

„So war der Plan", gluckste Lisa.

„Warum legst du dich für Phins Geburtstagsparty dermaßen ins Zeug, hm? Gibst du ihm etwa heute Abend endlich eine Chance?"

Lisa biss auf ihre Unterlippe: „Das hat nichts mit Phin zu tun ..."

„Sondern?"

„Ich habe vor ein paar Tagen ein Gespräch zwischen Dad und Onkel T belauscht."

„Ach ja? Und was haben sie besprochen?"

„Onkel T hat Dad erzählt, dass Silas paar Tage früher aus London zurückkehrt, um Phin an seinem Geburtstag zu überraschen."

Violet riss die Augen auf: „Du betreibst wegen Silas den ganzen Aufwand?"

Lisa nickte.

Ihre Freundin nahm tief Luft: „Lizzy, es tut mir leid, dass ich das schon wieder sagen muss, aber das was du dir von Silas versprichst, wird nicht passieren. Er ist immernoch neun Jahre älter als du."

Die Worte ihrer Freundin ließen Lisa unbeeindruckt: „Das werden wir noch sehen."

„Du verschwendest deine Zeit mit dem falschen Bruder", schnaufte Violet. „Phin ist verrückt nach dir. Er legt dir die Welt zu Füßen, während du einem Kindheitstraum nacheiferst, der niemals in Erfüllung gehen wird."

„Das sehe ich ganz anders."

Violet schüttelte fassungslos den Kopf: „Dir musst doch klar sein, dass sich Silas niemals auf eine XVI-jährige einlassen wird, Lizzy. Das ist strafbar."

„Mag sein", gab Lisa zurück. „Aber du unterschätzt meine Geduld. Ich warte auf ihn seit zehn Jahren und werde weitere zehn Jahre auf ihn warten, wenn es sein muss."


„Denkst du, es war eine gute Idee den Kindern unbeaufsichtigt euer Haus zu überlassen?", fragte Lina.

Sie saß mit Jax und Ryan auf der Terrasse und genoss mit ihnen den milden Abend.

Morro Bay IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt