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Gegenwart | Los Angeles

„Heilige Scheiße! Silas!"

„Hey, Nash ..."

„Ich kann's nicht fassen! Du bist wieder da!"

„Darf ich reinkommen?"

„Ja! Ja, natürlich!"

Nash öffnete die Tür und ließ seinen alten Schulfreund in sein Apartment. Er wohnte allein im fünfzigsten Stockwerk eines Wolkenkratzers im Herzen der Stadt. Seine Wohnung war nicht besonders groß, aber durchaus luxuriös. Beide Männer fielen sich in die Arme.

„Wo zur Hölle hast du so lange gesteckt? Ich dachte, ich sehe dich nie wieder!", warf Nash Silas nach ihrer Umarmung vor.

„Ich bin viel gereist, um nicht gefunden zu werden."

Nash nickte stumm. Dann setzte er sich in Bewegung: „Komm, ich mache dir einen Kaffee und dann erzählst du mir alles ..."


„Scheiße", sagte Nash, nachdem Silas ihm von den neuesten Ereignissen in seinem Leben berichtet hatte. „Was hat sich Lizzy nur dabei gedacht?"

Die Freunde saßen an seiner dunkelgrauer Kücheninsel, die direkt an sein kleines Wohnzimmer angrenzte. Dank bodentiefer Fenster, war der Raum lichtdurchflutet und bot einen atemberaubenden Blick auf Los Angeles Downtown.

„Lizzy hatte nie etwas für meinen Bruder übrig. Ich habe beim besten Willen nicht damit gerechnet, dass sie ihm eine Chance geben würde. Ich hätte mit jedem gerechnet, nur nicht mit Phin", sagte Silas.

„Das heißt, sie ist tabu für dich?"

Silas nickte: „Ich könnte Phin niemals so etwas antun. Egal wie sehr ich Lizzy liebe, egal wie sehr ich sie begehre, ich werde sie ihm nicht wegnehmen."

Es herrschte einen Moment Stille zwischen den Freunden.

„Was wirst du stattdessen machen?", sprach Nash irgendwann weiter.

„Ich habe keine Ahnung. Fünf Jahre lang habe ich mich mit mies bezahlten Aushilfsjobs über Wasser gehalten. Ich besitze nichts, außer paar abgeranzte Klamotten und ein altes Motorrad. Ich habe gehofft, irgendwo in diesem gottverdammten Land meinen Seelenfrieden zu finden. Doch ich konnte sie einfach nicht vergessen. Egal was ich getan habe, ich schaffte es nicht mich von ihr zu erholen. Irgendwann habe ich aufgegeben. Ich wollte in diesem Zustand nicht mehr weiterleben. Also kam ich zurück und setzte alles auf eine Karte. Du hast keine Vorstellung, wie es sich anfühlte, als sie in meine Arme fiel und mich küsste ... es war überwältigend ..."

Nash nickte verständnisvoll: „Ich weiß, was dir dieses Mädchen bedeutet, Kumpel. Wir haben damals unzählige Gespräche geführt. Du weißt, ich stand immer auf deiner Seite, obwohl du eine sehr gefährliche Grenze überschritten hattest. Ich wünschte, du wärst nicht wortlos abgehauen und hättest mir eine Chance gegeben für dich da zu sein. Es hat mich tief verletzt, als du plötzlich aus meinem Leben verschwunden warst."

„Ich weiß", sagte Silas leise und senkte seinen Blick. „Es tut mir leid."

„Du kannst hier bleiben, solange du willst", bot Nash an. „Das Sofa ist bequem."

„Danke, aber ich bin fürs Erste wieder bei meinem Dad untergekommen."

Nash war sichtlich überrascht: „Wie ist denn die Stimmung zwischen euch?"

„Genauso mies, bevor ich abgehauen bin."

„Warum bist du überhaupt zu ihm gegangen? Du hättest direkt hierher kommen sollen."

Morro Bay IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt