2 | Rückkehr

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Gegenwart | Los Angeles

Silas erhob sich von seinem Motorrad und kam paar Schritte auf Lina zu. Sein eiskalter Blick wirkte bedrohlich. Mit seinem Drei-Tage-Bart sah er älter aus, als er in Wirklichkeit war.

„Denk nicht dran", warnte Lina. „Du bist hier nicht willkommen."

Silas blieb stehen. Ihre Reaktion überraschte ihn nicht. Er hatte ganz genau gewusst, was ihn erwarten würde.

„Ich will mit ihr reden", forderte er.

„Das wirst du nicht", zischte Lina.

„Du kannst mich nicht mehr aufhalten, M", entgegnete er mit einem düsterem Lächeln.

Ihre Augen funkelten vor Wut: „Ich gebe dir genau dreißig Sekunden, um mein Grundstück zu verlassen."

Dann ging sie rückwärts zurück in Haus und knallte die Tür zu.

„Wer war das, Mom?"

Erschrocken drehte sich Lina um ihre eigene Achse und starrte in das fragende Gesicht ihrer Tochter: „Niemand."

Lisa war sichtlich irritiert: „Ich habe doch die Klingel gehört."

Lina suchte verzweifelt nach einer Erklärung. Andererseits wollte sie Lisa nicht anlügen: „Bitte, lass es einfach gut sein, Liebling."

Doch ihre Tochter gab, wie zu erwarten, keine Ruhe: „Sag mir wer's gewesen ist."

Lina schloss ihren Augen und nahm tief Luft. Die Situation war ausweglos. Sie hatte keine andere Wahl, als mit der Sprache rauszurücken: „Er ist wieder da ..."

Lisa wurde schlagartig kreidebleich. Ihr Herz schlug plötzlich aus dem Takt.

„W... was hast du getan ...?", stotterte sie.

„Ich habe ihn aufgefordert wieder zu gehen."

Lisa verfiel in blinden Aktionismus. Im Bruchteil einer Sekunde schob sie sich an ihrer Mutter vorbei, riss die Haustür auf und rannte drauf los.

„Lizzy!", schrie Lina und lief ihr gleichzeitig hinterher. „Was zur Hölle tust du?!"

Silas saß wieder auf seinem Motorrad und fuhr langsam auf das Rolltor zu, das sich automatisch anfing zu öffnen.

„WARTE!", brüllte Lisa von hinten. „WARTE!"

Er hörte ihre Stimme und brachte das Motorrad wieder zum Stillstand.

„Lisa! Bleib sofort stehen!"

Lisa blendete die Schreie ihrer Mutter aus. Sie erreichte Silas' Motorrad. Zeitgleich nahm er den Helm ab. Ihre Augen trafen sich für eine Sekunde und lösten bei beiden ein fast unerträgliches Herzrasen aus.

„Hier", sprach Silas. „Setz ihn auf."

Lisa nahm den Helm und befolgte seine Anweisung. Im nächsten Augenblick schwang sie ein Bein über den Rücksitz. Silas wartete, bis sie mit beiden Händen seinen Brustkorb fest umfasste. Dann gab er Vollgas und verließ mit quietschenden Reifen das Grundstück.

Lina konnte ihre Augen nicht trauen. War das wirklich gerade passiert? Sie war mit der Situation vollkommen überfordert und wusste nicht, was sie als Nächstes tun sollte.


Lisa hielt sich an Silas' Brust dermaßen fest, dass er Schwierigkeiten hatte tief Luft zu holen. Sie spürte seine definierten Muskeln unter dem dünnen Stoff seines T-Shirts. Ihr Herz raste immernoch. Sie hatte die unwirkliche Situation längst nicht verarbeitet.

Morro Bay IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt