8 | Physik

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7 Jahre zuvor | Los Angeles

„Liz?"

Keine Reaktion.

„Liz? Hörst du mich?"

Lisa saß gegenüber von Silas am Esstisch. Sie stützte sich mit ihrem Ellbogen ab und hielt ihr Gesicht fest. Gedankenversunken starrte sie ihn an.

„Tinkerbell! Konzentriere dich!"

Endlich kehrte sie aus ihrem Tagtraum zurück und grinste ihn an.

„Hör mir zu, wenn ich mit dir rede", mahnte Silas.

„Es ist nicht meine Schuld", behauptete Lisa.

„Was soll das heißen?"

„Du siehst einfach viel zu gut aus. Das lenkt mich ab."

Silas seufzte genervt: „Du musst endlich aufhören mit mir so zu reden. Das haben wir mehr als nur einmal besprochen."

„Ist mir egal."

„Ich werde dir nicht mehr helfen, wenn du dich nicht zusammenreißt", warnte er.

Lisa musste sich ihr Lachen verkneifen. Silas gab ihr seit einiger Zeit Nachhilfe in Physik, obwohl sie in Wahrheit gar keine Probleme in der Schule hatte. Das Ganze war nur ein Vorwand, um mit ihm Zeit zu verbringen.

Plötzlich wurde sie ernst und richtete ihren Oberkörper wieder auf: „Silas ..."

„Was?"

„Ich will nicht, dass du für zwei Jahre nach London gehst."

„Ich habe keine Wahl", antwortete er. „Ich muss es tun, um meine Schauspielausbildung abzuschließen."

„Aber warum ganze zwei Jahre?", beschwerte sich Lisa. „Allein die Vorstellung, dass ich dich so lange nicht sehe, bringt mich um."

Silas atmete tief ein und wieder aus: „Liz. Deine Besessenheit von mir muss endlich aufhören. Es ist wirklich nicht normal, wie du dich verhältst."

Schlagartig füllten sich ihre Augen mit Tränen: „Aber ich liebe dich. Ich kann nichts für meine Gefühle."

Frustriert schüttelte er seinen Kopf. Natürlich tat es ihm leid, dass er sie mit seinen Worten verletzt hatte. Doch sie musste endlich begreifen, dass sie ihre Zeit mit ihm verschwendete.

„Hör zu. Du bist ein Kind. Ich bin erwachsen. Deswegen werde ich deine Gefühle niemals erwidern."

Lisa sprang von ihrem Stuhl auf: „Du brichst mir das Herz, Silas!"

Dann drehte sie sich weg und rannte aus dem Wohnraum. Er hörte sie unterwegs bitterlich weinen und bekam ein fürchterlich schlechtes Gewissen.

Jax kam seiner Tochter auf der Treppe entgegen. Bevor er reagieren konnte, war Lizzy auch schon wieder verschwunden.

„Was ist passiert?", wollte er von Silas wissen, als er den Essbereich betrat.

Er schnaufte: „Liz konzentriert sich nicht auf den Unterrichtsstoff."

„Warum nicht?"

„Weil sie mich die ganze Zeit anschmachtet."

Jax schmunzelte: „Sie ist in der Pubertät. Ihre Hormone drehen vollkommen am Rad."

Silas hob seine Augenbrauen: „Wir beide wissen, dass das Ganze lange vor ihrer Pubertät angefangen hat. Ich fühle mich dabei vollkommen unwohl, Onkel C. Wahrscheinlich wäre es besser, wenn ihr einen anderen Nachhilfelehrer für Lizzy sucht."

Jax kam näher und klopfte Silas auf die Schulter: „Du hast vermutlich Recht. Danke trotzdem, dass du es versucht hast, Si."


Am selben Abend machten sich Jax und Lina zeitgleich bettfertig im Bad. Sie schminkte sich ab, während er seine Zähne putzte. Als er fertig war, beschloss er mit seiner Frau über den Vorfall mit Lisa und Silas zu sprechen.

Morro Bay IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt