Gegenwart | Morro Bay
Blake nippte an seiner Tasse Kaffee und beobachtete, wie Silas an der Kreissäge mehrere Holzzuschnitte machte. Sein Gehilfe sah seit Tagen mitgenommen aus und sprach nur das Nötigste. Er kam näher, lehnte sich gegen die Werkbank und wartete, bis Silas mit dem Zuschnitt fertig war. Als die Säge verstummte, ergriff er das Wort: „Willst du darüber reden?"
Silas runzelte die Stirn: „Worüber?"
„Über das, was dich beschäftigt."
„Nein."
„Es ist offensichtlich, dass es mit Liz zu tun hat."
„Was an nein hast du nicht verstanden?"
„Sie will dich nicht zurückhaben, hm?"
Silas schnaufte: „Du gibst keine Ruhe, was?"
Blake schüttelte den Kopf und nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee.
„Lizzy hat mir unmissverständlich klar gemacht, dass ich zur Zeit keinen Platz in ihrem Leben habe."
Blake hob seine Augenbrauen: „Aber sie lässt dich bei sich wohnen."
„Ist das in deinen Augen etwa von Bedeutung?"
„Immerhin duldet sie deine Gesellschaft."
„Es ist ihr egal, ob ich da bin, oder nicht."
Blake schaute ihn einen Moment lang an, bevor er weitersprach: „Du glaubst, dass du deinen Ehrenplatz in ihrem Herzen verloren hast."
Silas sah Blake wortlos an. Dann nickte er.
„Die Mauer, die sie um sich selbst gebaut hat, ist reiner Selbstschutz. Sie hat Angst vor dir."
„Angst? Was redest du denn da?"
„Liz hat ihre emotionalen Baustellen mühevoll aufgearbeitet. Sie hat endlich die Kontrolle über ihre Gefühle und nicht umgekehrt. Ihre Furcht ist, dass sich der Spieß wieder umdreht, wenn sie dich an sich heranlässt."
„Wow", antwortete Silas. „Bist du nebenberuflich Psychologe?"
„Reine Beobachtungen", entgegnete Blake. „Man muss nicht studiert haben, um das Offensichtliche zu erkennen."
„Und was mache ich jetzt mit deiner Erkenntnis?"
„Ich habe die Situation lediglich für dich analysiert. Was du daraus machst, ist nicht meine Sache."
„Ehrlich gesagt frage ich mich, warum du mir überhaupt hilfst."
Blake seufzte: „Weil ich noch ganz andere Dinge festgestellt habe."
„Ach ja? Und welche?"
„Dass du nicht aufgeben wirst, ganz egal, wie schwer sie es dir machen wird."
„Und das bedeutet?"
Blake leerte seine Tasse und stellte sie auf der Werkbank ab: „Das bedeutet, ich hab verdammt schlechte Karten ..."
Zur selben Zeit in Beverly Hills saß Miles in der Küche und kaute gedankenverloren an seinem Sandwich.
„Du siehst irgendwie bedrückt aus ...", hörte er plötzlich Ryans Stimme sagen.
„Das bin ich auch."
Ryan näherte sich der Kücheninsel und nahm neben ihm Platz: „Wenn ich so ein unappetitliches Sandwich essen müsste, wäre ich auch traurig."
„Ich musste mir selbst was zu essen machen", beschwerte sich Miles. „Mom meinte, ich solle mich schon mal daran gewöhnen. Hast du eine Idee, was sie damit sagen wollte?"
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Morro Bay III
RomansMorro Bay, ein Ort der Zuflucht. Ein sicheres Fleckchen Erde, um den inneren Frieden zu finden. Diese Worte hatte sich Lisa Cole als kleines Mädchen genauestens eingeprägt, als ihre Mutter aus ihrer Vergangenheit erzählte. Dass sie sich eines Tage...