Kapitel 12

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„Wow, das sieht echt gut aus", staunt Mia
„Danke"
„Du hast echt Talent. Ich wünschte ich-"
„Wo ist eigentlich Liv?", unterbreche ich Mia, bevor sie wieder in Selbstzweifel erstickt. Das wäre dann das 5 mal heute.
„In Musik, genauso wie Jake" Sie zwinkert und ich muss lachen, weil ihr das Zwinkern nicht so gelingt.
„Wieso zwinkerst du?"
„Ach nur so", grinst sie mich an.
„Wieso hast du eigentlich nur Kunst und Sport mit mir?", versuche ich abzulenken.
„Ich mach die fortgeschrittenen Kurse, genauso wie Jake." Sie zwinkert wieder.
„Zwischen mir und Jake ist nichts. Wir sind Freunde.", sage ich.
„Genau"
„Wirklich!"
„Ich sehe doch, wie er dich anschaut. Und das heißt echt was. Ich hab ihn nicht mit einem einzigen Mädchen gesehen, seit ich auf dieser Schule bin."
Stimmt das? Bin ich wirklich etwas besonderes für ihn? Oder vielleicht weil er mein Nachbar ist.
„Da ist echt nichts zwischen uns."
Sie fängt an zu lachen.
„Was ist los?"
„Ich finde es nur so witzig", lacht sie weiter.
„Was?", frage ich.
Sie versucht sich zu kontrollieren und sagt dann: „Immer wenn du etwas verschweigst oder besser gesagt nicht die Wahrheit sagst, beißt du dir auf die Unterlippe.", grinst sie.
Das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Aber woher sollte sie das wissen.
„Weißt du noch, da wo du im Bus gestolpert bist? Da hat du dir auch auf die Unterlippe gebissen. Genau gleich wie jetzt."
Wenn das ihr aufgefallen ist.. ist es den anderen auch aufgefallen?
„Ich sag es keinem. Vielleicht Liv aber sonst niemanden."
„Mia"
„Okay. Keinem."
Sie grinst und konzentriert sich dann wieder auf die Zeichnung. Ob Jake wirklich mit keinem anderem Mädchen gut ist?

„Hey" Die Stimme kommt mir bekannt vor. Ich schließe meinen Spind und schaue auf. Zac.
„Hey", antworte ich.
Er hat ein unfassbares Zahnpastawerbungslächeln.
„Darf ich dich begleiten?"
Ich drehe mich nochmal um, um sicher zu sein, dass er mich meint. Doch da steht niemand.
„Klar", zögere ich.
Eigentlich habe ich auf Liv gewartet, aber es sieht nicht so aus, als würde sie kommen.
„Umgezogen oder Schule gewechselt?", fragt Zac.
„Umgezogen" Ich versuche zu lächeln, doch dieses plötzliche Gespräch verwirrt mich.
„Das kenne ich.", gibt er zu, „Es ist schrecklich immer auf eine neue Schule zu gehen, auf der man niemanden kennt."
Bevor ich Nachfragen kann, sagt er: „Militärvater", antwortet er auf meine Gedanken, „Wieso bist du umgezogen?"
„Meine Mom wollte so etwas wie ein Neuanfang."
„Sind deine Eltern getrennt?" er ist neugierig.
„Könnte man so sagen." Ich will ungern wieder sagen, dass mein Dad tot ist. Ich hoffe er fragt nicht weiter nach.
„Wie meinst du das", fragt er.
Das war's mit der Hoffnung.
„Mein Dad ist vor kurzem gestorben."
Er antwortet mit: „Oh" und schenkt mir ein „Alles wird gut"-Lächeln. Ich bin froh das er nicht mehr dazu sagt.
Gegenüber von meinem Klassenzimmer steht Jake mit Ryan. Sein Kopf ist leicht zur Seite gelegt und seine Augen schauen nicht sehr glücklich zu mir. Etwa wegen mir und Zac? Sollte ich es ihm erklären, dass ich keine Ahnung habe warum Zac mit mir redet. Doch was macht er vor meinem Klassenzimmer?
Ich fühle mich erleichtert, als wir in das Klassenzimmer gehen und ich seinen Blick nicht mehr sehen muss.
Zac setzt sich neben mich. Nein.. Bitte nicht! Wenn das jemand zieht.
„Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.", stottere ich.
„Wieso nicht?" Die Frage steht ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Es ist irgendwie süß, dass er keine Ahnung hat, was die Mädchen mit mir anstellen werden, wenn sie uns beide zusammen sehen. Er rutscht mit seinem Tisch näher zu mir.
„Es wird schon alles gut gehen, glaub mir.", sagt er dann und ich schenke ihm ein Lächeln.
Ich kann ihn überhaupt nicht durchschauen.
Plötzlich höre ich Geflüster hinter uns. Ein paar Mädchen reden über mich. Bevor ich irgendwas machen kann, dreht sich Zac um.
„Hey Ladies. Hat jemand einen Stift für mich?", sagt er charmant.
Ich blicke zurück und sehe in die Gesichter der Mädchen. In ihnen steht der Schock und die Freunde geschrieben. Drei Mädchen halten ihm einen Stift hin. Er nimmt einen und zwinkert ihnen zu. Während er sich wieder umdreht, kann ich noch das leichte kreischen und zappeln sehen. Ich drehe mich dann schließlich auch um und schaue ihn mit offenen Mund an. Ich bin beeindruckt, verwirrt und sprachlos. Das alles hat ein „Hey Ladies" ausgelöst? Hat er das gemacht, damit sie aufhören über mich zu reden? Ich lächle. Das war wirklich süß.
„Faszinierend oder?", sagt er dann.
Auch er scheint erstaunt zu sein, von dieser Reaktion. Aber nicht überrascht.
„Weißt du, was ich an dir so interessant finde?", sagt er leise und kommt mir näher, „ich bin mir sicher, dass wenn ich das zu dir machen würde, du nicht so reagieren wurdest." Er lacht.
Anscheinend kann er mich besser durchschauen, als ich ihn.

Bevor ich in den Bus einsteige, höre ich jemanden hinter mir schreien.
„Das kann doch wohl nicht sein Ernst sein?"
Ich drehe mich um und sehe ein Mädchen, dass einen Jungen anschreit.
„Wie kannst du das tun!"
Ist das Ryan? Und daneben Jake? Ryan hat ein fettes grinsen im Gesicht. Jakes Augen sind kurz suchend und landen dann auf mir.
„Was gibt es da zu lachen? Weißt du was? Ich mach Schluss!", schreit sie Ryan an.
Er hatte eine Freundin? Sie ist groß und blond.
„Das kannst du gar nicht.", erwidert Ryan, „denn ich habe es schon lange beendet."
Sie seufzt sauer auf und verschwindet. Die Arme. Dieser Arsch.
Jake und Ryan kommen auf mich zu. Jakes Augen haben mich immer noch fokussiert. Bevor sie was sagen, verschwinde ich in den Bus und setze mich nach hinten.
Jake setzt sich neben mich und Ryan hinter uns.
„Du und Zac also?", fragt Jake neugierig. Er sagt es, als wäre es die Wahrheit, aber sein Gesicht sieht so aus als wüsste er das es nicht stimmt. Er möchte es nur noch von mir hören, als Bestätigung.
„Ich habe gehört, dass er ein echter Herzensbrecher ist. Er soll eine Freundin nach der anderen haben.", mischt sich Ryan ein.
Ich kann mir das nicht vorstellen. Er weiß zwar, was er in Mädchen auslöst, aber ein Player? Nein.
„Du musst ihn nicht schlecht reden.", lächle ich, „wir sind Freunde" -glaub ich?
Bevor Jake etwas sagen kann, liegt unsere Aufmerksamkeit auf Mia, die den Gang entlang auf uns zu kommt.
„Du kannst neben mir sitzen.", bietet Ryan an.
„Träum weiter.", sagt sie, ohne ihn anzuschauen.
Jake steht sofort auf und setzt sich neben Ryan, damit Mia neben mir Platz hat.
„Wo ist Liv?", frage ich sie.
Sie zuckt mit den Schultern.
„Sie war kurz in Musik und ist dann plötzlich gegangen.", klärt Jake uns auf.
Für einen kurzen Augenblick ist Mias Gesicht besorgt. Man hätte es fast übersehen können.
„Wahrscheinlich ist sie dann schon zuhause.", sagt sie und setzt ein aufgesetztes Lächeln auf. Irgendwas stimmt nicht.

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