Ich schlage die Türe auf und laufe raus.
Wieso macht sie sowas? Was habe ich ihr angetan?
Das war so demütigend und erniedrigend.
Ich spüre wie mein Herz schneller pocht. Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Mein ganzer Körper wird heiß.
Ich hätte sie sofort zur Rede stellen sollen. Sie fragen sollen, was der scheiß soll.
Plötzlich spüre ich Tropfen auf meiner Haut. Ich schaue zum Himmel. Es beginnt zu regnen. Der Regen entspannt mich. Nimmt mir meine Hitze.
Ich kann nicht wieder da rein. Ich kann nicht so tun, als wäre nichts gewesen. Und das Geflüster werde ich nicht aushalten.
Ich habe Mom versprochen mich anzustrengen, doch was hier abgeht hat wirklich Telenovela Potenzial.
Okay. Ich werde zum Sekretariat gehen, mich abmelden und die nächsten Tage zuhause verbringen. Das hört sich doch nach einem guten Plan an.
Ich drücke und ziehe an der Tür, doch sie geht nicht auf.
„Mist!"
Das isteine Notfalltüre. Ich weiß nicht mal wirklich wo ich bin. Ich bin einfach nur herausgestürmt. Ich sollte das Gebäude entlang gehen, dann komm ich zu einem Eingang.
Gerade als ich los laufe, höre ich die Türe hinter mir aufgehen. In der Hoffnung von jemanden gesehen worden zu sein, drehe ich mich um. Doch es ist Mia. Ich seufze und gehe weiter.
„Kylie!", schreit sie.
Ich reagiere nicht.
„Bleib stehen!"
Ich möchte nicht mit ihr sprechen. Egal welche Ausrede sie benutzt.
Ich hätte sie nicht an mich ran lassen sollen. Ich hätte einfach weitergehen sollen. Ich hasse es. Ich hasse mich. Ich hatte mir geschworen alleine durch zu stehen. Doch Freunde zu haben , die einen nicht ausnutzen wollen, hatte sich gut angefühlt.
„Kylie, bitte." Ihre Stimme ist inzwischen hinter mir.
Ohne sie zu beachten gehe ich weiter. Sie greift meine Schulter und dreht mich um. Meine nassen Haare werden mir ins Gesicht geworfen.
„Was ist los? Was ist passiert? Ich hab dich wegrennen sehen.", sagt sie.
„Ist das so ein krankes Spiel von dir?"
„Was?" Sie ist sichtlich verwirrt, „ich verstehe nicht was du meinst."
„Was verdammt nochmal ist los mit dir? Lass mich doch einfach in Ruhe. Du hättest einfach sagen sollen, dass du nichts mit mir zu tun haben willst."
Sie schaut mich immer noch verwirrt an.
„Zuerst bist du nett und freundlich", zögere ich, „und dann plötzlich kennst du mich nicht mehr."
Ihr Gesicht ist sehr nachdenklich geworden. Plötzlich macht sie große Augen und sagt: „Du verstehst da etwas falsch. Das war nicht ich. Das war-"
„Ich", sagt eine Stimme hinter uns.
Wir beide drehen uns um und da steht... Mia? Ich weiche vor ihnen zurück, um sie beide gleichzeitig sehen zu können. Nein ich bin nicht verrückt. Die beiden stehen wirklich da.
„Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du mit Mia befreundet bist.", sagt das Mädchen, „ich bin Liv. Mias Zwilling."
Wie erstarrt stehe ich da.
„Ich hätte es dir sagen sollen. Doch es war schön einmal jemanden für mich zu haben."
Liv fängt an zu lachen: „Wir hatten einen Streit eine Weile lang. Wir haben uns kaum gesehen oder geredet. Deswegen wahrscheinlich ist die Situation etwas eskaliert."
Also Mia ist nicht verrückt. Und ich auch nicht. Das ist schonmal eine Erleichterung.
„Aber du hättest ihr echt erzählen sollen, das ich dein Zwilling bin. Und gleichzeitig auch mir. Ich hab sie echt Scheiße behandelt.", motzt Liv Mia an.
„Es tut mir leid, Kylie."„Ich weiß nicht"
„Komm schon"
„Irgendwie habe ich Angst."
„Brauchst du nicht. Wir gehen zusammen sein.", sagt Liv und nimmt meine Hand, „ich habe die Scheiße gebaut. Da lass ich dich jetzt auf keinen Fall alleine.
„Sie werden alle lachen."
„Niemand wird lachen. Du bist zu paranoid." Sie öffnet die Türe. Jetzt ist es zu spät um weg zu laufen.
„Komm", sagt sie und drückt mich rein. Ich setze mich auf einen freien Platz und sie sich neben mich. Niemand lacht. Niemand sagt ein Wort.
„Ich hab dir doch gesagt, dass niemand lachen wird.", flüstert sie mir zu.
„Schön, dass uns die Damen mit ihrer Anwesenheit beehren.", sagt Mr. Eneris, „Weiter geht es mit dem Unterricht."
Mein Herz schlägt viel zu schnell, um mich jetzt noch auf den Unterricht zu konzentrieren. Ich höre die Tropfen, die von mir und Liv auf den Boden fallen. Ich spüre die Augen, die auf uns liegen. Ich atme tief ein und aus.
„Alles okay?", flüstert Liv.
Ich nicke.Es klingelt. Alle stehen auf. Während ich aufstehe, fallen mir sofort Augen auf, die mich beobachten. Zac. Er lächelt mir zu und verschwindet aus der Tür.
„Darf ich ehrlich sein? Ich dachte du bist verrückt.", lacht Liv, während wir unsere Sachen einpacken.
„Was meinst du?"
„Als du mich plötzlich in der Toilette angesprochen hast und mir erzählt hast was du zeichnen willst."
„Oh"
Wir beide lachen. Das war bestimmt seltsam.
„Aber es tut mir trotzdem leid, dass ich so reagiert habe. Der Streit mit Mia und die ^neuen^ Freunde haben mich geblendet.", sagt sie und fügt leise hinzu: „Ich wollte einfach normal sein."
Ich nicke. Kann ich verstehen. Auch ich möchte einfach nur normal sein.
„Bist du fertig? Wir müssen zum nächsten Unterricht.", sagt Liv.
Bevor ich etwas sagen kann, unterbricht uns Mr. Eneris: „Kylie könntest du noch kurz hier bleiben?"
„Ich warte draußen.", sagt Liv und geht zur Tür.
„Bitte warten Sie nicht und gehen Sie zum nächsten Unterricht, Miss Taylor.", richtet er an Liv.
Sie verabschiedet sich und geht raus.
„Wo warst du heute, die erste halbe Stunde?", fragt er streng
„Ich..."
„Du bist von deiner alten Schule geflogen, wegen des Schwänzens.", sagt er.
„Sie wissen...?"
„Ja, Ich weiß das. Ich habe mir deine Akte durchgelesen, Kylie.", sagt er, „ich glaube es liegt in deinem Interesse, dass dies nicht noch einmal passiert."
Ich nicke.
„Ich drücke heute ein Auge zu. Aber beim nächsten Mal muss ich es deiner Mutter berichten."
Ich atme erleichtert aus.
„Du kannst jetzt zu deinem nächsten Unterricht gehen."
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Mit schnellen Schritten gehe ich auf die Tür zu.
„Ach Kylie", ruft er mich nochmals, „Vielleicht achtest du dieses Mal darauf, wer wirklich deine Freunde sind."
Ich gehe raus. Wie viel weiß er wohl?
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Heartbeat - The other side
FantasiKylie führt ein normales Leben, bis sie eines Tages entdeckt, dass magische Wesen real sind - und sie selbst zu ihnen gehört. Als ihre Schwester plötzlich verschwindet, stürzt Kylie in ein gefährliches Abenteuer, in dem sie alles riskiert, um sie zu...