Kapitel 4

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Im Raum sitzt eine Frau hinter dem Schreibtisch

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Im Raum sitzt eine Frau hinter dem Schreibtisch.
„Guten Tag", zögere ich.
Sie schaut kurz auf und tippt dann wieder auf der Tastatur. Ein paar Sekunden später blickt sie wieder auf und sagt: „Na los, setz dich Kind". Sie deutet auf einen Stuhl, der vor ihrem Schreibtisch steht. Ich setze mich schweigend hin.
„Was brauchst du?" Ihre Hände tippen auf den Tisch, als würde sie sagen „Zeit ist Geld"
„Ich bin eine neue Schülerin"
„Name?", fragt sie und öffnet eine Schublade.
„Kylie. Kylie Turner."
Die Frau zieht einen Ordner aus der Schublade und verschwindet im Nebenraum. Als sie wieder zurück kommt, setzt sie sich und reicht mir zwei Blätter.
„Hier dein Stundenplan und da sind deine Spindnummer und das Passwort."
Neugierig blicke if auf den Stundenplan. Die ersten zwei Stunden Mathe.
„Wenn du Fragen hast, kannst du jeder Zeit kommen." Sie lächelt. Das erste Lächeln. Es verändert ihr Gesicht. Sie sieht jünger und schöner aus.
Ich stehe auf, verabschiede mit höflich und verlasse das Zimmer.
Der Gang ist immer noch voller Schüler. Gottseidank finde ich ziemlich schnell meinen Spind. Als ich ihn aufmache sehe ich ein paar Bücher. Bevor ich eins neben kann, ertönt eine Stimme neben mir:  „Neu hier?"
Ein Mädchen steht plötzlich neben mir. Ihr blondes Haar hat sie zu einem Zopf zusammengebunden. Ihr braunen Augen starren mich neugierig an.
„Äh ja" ich versuche nicht ganz so erschrocken zu wirken, wie ich es eigentlich bin.
„Mia", sagt sie.
„Kylie"
Sie lächelt. Ein strahlen. Das perfekt zu ihr passt.
„Brauchst du Hilfe?"
Steht es mir ins Gesicht geschrieben oder kann sie Gedanken lesen?
„Könntest du mir zeigen, wo ich hin muss?"
„Welches Fach hast du denn?"
Ich zeige ihr meinen Stundenplan.
„Mathe bei Mr. Eneris. Raum 307. Komm mit."
Schnell greife ich mein Mathe Buch und schließe meinen Spind bevor ich ihr folge. Wir gehen den Flur entlang und Treppen hoch.
„Am Anfang habe ich mich hier auch nicht zurechtgefunden." Sie lacht „Ich saß plötzlich in irgendeinem Klassenzimmer. Ich hätte eigentlich English gehabt. Bis ich rausgefunden habe, dass ich in Französisch sitze, sind gute 10 Minuten vergangen."
Ich lache leicht. Genau das hätte mir auch passieren können. Wahrscheinlich hätte ich nicht einmal etwas gesagt, um die Situation nicht noch unangenehmer zu machen.
„Bist du umgezogen? Oder wurdest du versetzt? Hast du was angestellt? Ich meine weil du neu hier bist.", fragt sie neugierig.
„Ich bin umgezogen."
„Ich hatte jetzt gehofft auf eine Drama Story. Aber das ist auch gut."
Bevor ich etwas sagen kann sagt sie: „Super pünktlich." als wir an einem Klassenraum ankommen. „Wir sehen uns sicher noch!", fügt sie hinzu und verschwindet.
Ich atme tief durch. Ich schaffe das! ..glaub ich?
Das Klassenzimmer ist erst halb voll. Ich setze mich in der Mitte auf einen leeren Stuhl. Sekunden später füllt sich das Klassenzimmer und der Lehrer kommt mit schnellen Schritten rein. Er blickt zu mir. Etwas zu lange für einen normalen Blick. Seine eisblauen Augen fokussieren mich.
Schließlich beginnt er mit dem Unterricht. Kaum jemand passt auf. Es wird getuschelt und man könnte meinen der Lehrer macht den Unterricht mit 3 Personen. Ich kritzle in meinem Block herum.
Immer wieder lacht es laut auf hinter mir. Meine Neugierde packt mich und ich blicke kurz hinter mich. Ein paar Mädchen und ein paar Jungs reden miteinander. Gerade als ich mich zurück drehen will, sticht mir etwas ins Auge. Oder besser gesagt jemand: Mia. Sie schenkt mir einen verwirrten und genervten Blick und mir wird klar das ich sie angestarrt habe. Ich wende meinen Blick wieder meiner Zeichnung zu. Ist sie nicht weg gelaufen? Kam sie zurück? Vielleicht wollte sie nicht, dass ihre Freunde mich mit ihr sehen. So kam sie mir aber nicht vor.

Zum Ende der Stunden klingelt es. Ich packe meine Sachen in meinem Rucksack, stehe auf und gehe zur Tür.
„Kylie?"
Ich drehe mich um. Der Lehrer steht am Pult und schaut mich an. Zögerlich gehe ich zu ihm.
„Und? Wie gefällt es dir hier?" Er nimmt zwei dünne Bücher von seinem Pult.
„Das kann ich noch nicht genau sagen."
Es ist nicht die Antwort die er erwartet hat. Er lacht: „Wenn immer alles einfach und gut ist, dann wäre das Leben doch ziemlich langweilig." Er reicht mir die beiden Bücher „Die sind für dich. Es geht um Mathe. Das Basis wissen, das du benötigst um hier mitzumachen." Es hat sich fast wie eine Beleidigung angefüllt. Aber ich denke er hat bemerkt, dass ich nicht mitgemacht habe.
„Danke"
„Du hast die Stunde konzentriert gewirkt. Darf ich sehen, was du mitgeschrieben hast?" er lächelt. Eine Falle. Ich hatte nicht mitgeschrieben und er weiß das. Er möchte mich vielleicht einschüchtern, damit ich das nächste mal mit mache. Jetzt hab ich zwei Möglichkeiten. Erstens : ich gebe ihm mein Blatt, er sieht, dass ich nicht mitgemacht habe und ich muss mir wahrscheinlich an meinem ersten Tag anhören wie wichtig es ist mitzumachen. Oder Zweitens: ich tu so, als hätte ich nicht mitbekommen, was er gesagt hat, verabschiede mich und gehe schnell raus. Diese Option gefällt mir. Ich möchte so schnell es geht weg. Jedoch werde ich wie ein idiot dastehen.
Ich beiße mir auf meine Unterlippe und hole meinen Block aus meinem Rucksack. Zögerlich schlage ich die Seite mit der Zeichnung auf. Er blättert um und sieht, dass es die einzige Seite ist, die ich benutzt habe.
„Interessant"
Er schaut die Zeichnung an. Ein Baum. Ich bin mir nicht sicher wie ich darauf gekommen bin. Es war einfach in meinem Kopf
„Du hast wirklich Talent.", sagt er schließlich.
„Danke"
Er gibt mir meinen Block zurück. Ich packe ihn weg und nehme die zwei Bücher wieder in meine Hände.
„Schönen Tag noch, Kylie.", er lächelt.
Keine Rede? Kein Tadel?
„Danke. Ihnen auch." Ich geh aus dem Raum.

Nach langer Sucherei, Geographie und Französisch ist der Tag geschafft. Ohne dass Mia mit mir nochmal geredet hat.
Ich nehme den Bus wieder zurück. Als ich einsteige kann ich Jake nicht sehen. Doch bevor ich mich hinsetze, höre ich eine Stimme von weiter hinten: „Kylie! Hier!". Mia, die mich zu sich winkt. Zögernd laufe ich zu ihr und setze mich neben sie. Redet sie jetzt wieder mit mir weil ihre Freunde nicht hier sind?
„Und? Wie war dein erster Tag hier?" Sie lächelt, als ob nichts wäre.
„Ganz okay. Wie war dein Tag?"
„Sehr gut. Danke, dass du fragst."
Soll ich sie darauf ansprechen? Es wäre unangenehm. Und eigentlich würde es wahrscheinlich nichts ändern. Vielleicht wurde sie dann gar nicht mehr mit mir sprechen und um ehrlich zu sein fühlt es sich schön an mit jemanden der so nett ist zu sprechen.
„Hast du irgendwelche Hobbys? Sport? Lesen? Malen?" Sie ist neugierig.
„Ich hab mal Basketball gespielt, aber aufgehört als..." Ich unterbreche mich. Und da war sie wieder. Die Situation um meinen Vater.
„Als?"
Ich atme tief durch „als mein Vater gegangen ist."
„Oh, wohin ist er gegangen?"
Ich zögere, was ihr wohl als Antwort reicht. Ihr Blick wandelt sich in einen Moment. Aber es ist kein Beerdigungs-Mitleid-Gesicht. Es ist ein Du-schaffst-alles-Gesicht.
„Oh! Vielleicht solltest du dich im Frauenschulteam bewerben! Die suchen immer nach Spielern!"
Sie nimmt meine Hände. Dann fällt ihr der Verband auf.
„Oder geht das... nicht mehr?"
„Nein, das ist nichts schlimmes" und ob es das war. Eine Brandblase die plötzlich auftaucht. Doch ich möchte ihr keine Angst machen und ihr das erzählen. Vielleicht hält sie mich dann für komplett verrückt.

Bald finde ich heraus, das Mias Mutter Lehrerin ist und sie auch keinen Vater hat. Sie ist 17 - also so alt wie ich. Außerdem ist sie auch erst seit diesem Schuljahr auf der Schule. Davor hatte sie „ganz weit weg" gewohnt.
Als meine Bushaltestelle kommt, steige ich aus. Ich hatte sie nicht auf das ignorieren angesprochen. Es scheint mir jetzt irrelevant. Dennoch kommt es mir so vor, als hätte sie zwei Gesichter.

Heartbeat - The other sideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt