„Sooo, was wolltest du mir sagen?", sage ich als wir aussteigen.
Im Bus hatten wir kaum gesprochen. Die meiste Zeit hat Ryan versucht mit Liv und Mia zu flirten - erfolglos.
„Eigentlich war das nur eine Ausrede, damit du neben mir sitzt."
„Idiot", lache ich „Ich dachte du warnst mich wieder vor Liv und Mia."
„Es war keine Warnung. Ich mache mir nur Sorgen."
„Um was?", frage ich.
„Um dich."
Und da war es wieder. Mein Herz. Das so laut pocht, dass er es sicher hören kann.
„Du brauchst dir keine Sorgen machen. Ich komme ziemlich gut klar."
„Nein.. Du hast keine Ahnung in was du dich da rein begibst."
„Rein begebe?" Das einzige was er meinen könnte wäre die andere Seite und Liv und Mia. Gehört er auch zu ihnen?
„Hast du mich mit Absicht zu Liv und Mia gebracht?", frage ich, „damit ich rausfinde was die beiden sind."
„Ich weiß nicht was du meinst.", sagt er kalt und dreht sich weg.
„Jake? Was weißt du?"
Er dreht sich wieder zu mir und sagt: „Ich weiß zu viel. Und du zu wenig. Deswegen solltest du auf mich hören." Er dreht sich wieder um und geht auf sein Haus zu.
50% bin ich mir sicher, dass er zur anderen Seite gehört. Und 100% bin ich mir sicher, er verheimlicht mir nicht nur das.Gerade als ich in mein Zimmer gehen will, kommt mir Lexas Bücher in den Sinn. Sie ist besessen von Magie und alles drum und dran.
Ich klopfe an ihre Tür und trete ein.
„Was ist los?", fragt Lexa. Sie sitzt auf ihrem Bett und spielt mit Barbies.
„Wie geht es dir?"
„Was willst du Kylie?", fragt sie streng.
Lexa ist zwar 10 Jahre alt. Doch manchmal spricht sie wie eine Erwachsene.
„Kann ich ein Buch von dir ausleihen?"
Sie grinst: „Ja, dafür will ich nur zwei Dinge. Erstens: du weihst mich ein, weil ich genau weiß, du würdest nicht einfach so fragen. Zweitens: ein Leben - im echten Leben."
Früher hatten Lexa und ich ein Spiel. Wir waren Geheimagenten und haben gegen alles mögliche gekämpft. Falls jemand etwas wollte, was der andere hatte, konnte man der anderen Person „ein Leben" schenken. Was in dem Spiel so viel hieß wie: Du musst alles versuchen, um denjenigen das Leben zu retten, selbst wenn es dich dabei umbringt. Auch wenn sie mir vielleicht nicht glauben wurde, wurde ich auch ohne dieses Leben , ihr Leben retten. Immer.
„Okay", nicke ich.
Sie lächelt, „na gut, dann sag mir mal was du genau suchst."
„Wir machen in der Schule eine Projektarbeit. Jeder hat ein magisches Wesen bekommen über das wir präsentieren müssen."
„Welches ist deins?"
„Dryade"
„Oh.. Ich habe leider nicht sehr viel darüber. Egal wie oft ich suche, sie sind in kaum meiner Bücher drin, aber in einem ganz sicher."
Sie holt ein dickes Buch hervor und schlägt es auf auf ihrem Bett. Ich setze mich zu ihr.
Sie geht mit ihrem Finger das Inhaltsverzeichnis durch, bis sie bei „D" landet.
„Dämonen, Drachen, Druiden, Dryaden", liest sie vor und blättert dann auf die angegebene Seitenzahl.
Als ich gerade mal eine halbe Seite sehe, bin ich ein wenig enttäuscht. Wie kann es sein, dass es sie tatsächlich gibt und man nur so viel über sie weiß.
„Dryaden sind Nymphen der Bäume. Meist werden sie auch als Baumgeister bezeichnet. Das Aussehen: Ausschließlich bestehen sie aus Frauen. Sie sind wunderschön und klug.
Die Vermehrung: Sie vermehren sich durch Mädchen, die Wasser, ihres Flusses trinken und dadurch zu Dryaden werden.
Der Nutzen: Sie helfen den Bäumen zu wachsen und kümmern sich um die Tiere des Waldes.
Allgemeines: Jede Dryade ist an einem Baum gebunden. Wenn der Baum stirbt, stirbt auch die jeweilige Dryade, weshalb Dryaden sehr streng mit Verletzung ihres Baumes umgehen.", liest Lexa vor.
Nichts Neues und auch nicht sehr viel. Die Vermehrung hatte mir Liv und Mia anders erklärt.
„Das wars.", sagt Lexa
„Danke, kleines.", sage ich und streichle ihr über den Kopf.Das mit Jake geht mir einfach nicht mehr aus dem Sinn. Gehört er auch zur anderen Seite?
„Kann ich dich mal was fragen?"
„Du fragst mich doch so oder so, es ist egal was ich sage", lacht Mia.
„Gibt es Wesen, mit dunkelbraunen Haaren und dunkelbraunen Augen?"
„Du meinst wie er?"
Ich folge ihrem Blick und lande auf Jake. Er steht an der Tür und redet mit Miss Conner. Er schaut auf und seine Augen finden meine. Und da war es wieder: das Lächeln. Ich schenke ihm auch ein Lächeln.
„Und wehe du sagst noch einmal, dass da nichts ist zwischen euch. Ich konnte die Funken gerade mit meinen eigenen Augen sehen." Mia beginnt zu lachen.
Als Jake verschwindet, schaue ich wieder zu ihr.
„Und? Was denkst du?"
„Hast du Angst, du könntest kein normales Leben mit ihm haben oder hast du Angst, dass er etwas Gefährliches ist? Oder zieht dich genau das an?" Sie lacht wieder.
Ein normales Leben? Ein Mann, Kinder, ein Hund und ein Haus? Ich weiß nicht ob ich das in meinem Leben möchte. Ich möchte mehr. Doch was genau ist „mehr"
„Ich dachte gefährliche magische Wesen dürfen nicht in diese Welt?"
„Wir können nicht alles kontrollieren. Besonders jetzt wo es so viele Missverständnisse gibt."
„Also.. gehört er zu euch?"
„Es könnte sein. Wir meinten ja, das das Aussehen entscheidend ist. Aber manche Wesen, haben nur eine Gemeinsamkeit. So wie Hexen und Hexer. Sie haben lila Augen. Jedoch könnten sie in dieser Welt einfach Kontaktlinsen tragen."
„Nein, das kann nicht sein.", überlege ich, „ich habe Jake so oft in die Augen gesehen, das könnten niemals Kontaktlinsen sein."
Sie grinst und bevor sie etwas sagt, sage ich: „was wenn er sich einfach die Haare gefärbt hat oder so.."
Sie schüttelt den Kopf: „wenn er sein Aussehen zu stark verändert, darf er nicht mehr in die andere Welt. Das ist einfach so. Eine Regel."
„Sonst nichts was er sein könnte?"
„Du kannst nicht davon aus gehen, dass jeder der einem Wesen ähnelt zur anderen Seite gehört. Es gibt noch normale Menschen, die nichts von all den wissen."
Aber er weiß es. Sollte ich ihr das erzählen? Irgendwas hindert mich daran.
„Mach dir keine Sorgen, Kylie. Ich glaube er ist ein guter Mensch."
Ich glaube ich muss nochmal mit ihm sprechen. Um mehr herauszufinden, was er weiß und wer er wirklich ist. Solange darf ich mich nicht verlieben. Ob es dafür schon zu spät ist?
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Heartbeat - The other side
FantasiKylie führt ein normales Leben, bis sie eines Tages entdeckt, dass magische Wesen real sind - und sie selbst zu ihnen gehört. Als ihre Schwester plötzlich verschwindet, stürzt Kylie in ein gefährliches Abenteuer, in dem sie alles riskiert, um sie zu...