Kapitel 19

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[Das Wasser ist klar. Ich nehme es in meine Hände. Durch die Sterne, die am Himmel strahlen, glitzert es. Es sieht wunderschön aus. Vor allem die Tropfen in meinen Händen, wie kleine Diamanten.
Hinter mir ertönen Stimmen. Ich renne zu einem der Bäume und verstecke mich.
Es sind zwei Männer, die auf das Wasser zu gehen. Erst jetzt fällt mir auf, das der Wald um den ganzen See geht. Also wäre der See von Bäumen umzingelt.
Die Kleidung, der beiden Männer, erinnert mich an die der drei Mädchen. Tierfell und Leder.
Der jüngere Mann bleibt vor dem See stehen, während der ältere in das Wasser, bis zu den Knien, rein geht. Er schneidet sich mit einem Messer in die Handfläche und lässt das Blut in das Wasser tropfen. Ist das ein Sektending?
Plötzlich beginnt das Wasser sich zu bewegen. Keiner der beiden Männer schreckt zurück. Aus der Öffnung, die sich gebildet hat, tritt eine Frau hervor. Sie läuft über das Wasser, direkt auf den älteren Mann zu. Ihre Haare sind pechschwarz und ihre Augen leuchten blau.
Der Mann richtet sein Schwert auf sie, während der jüngere zu sieht.
„Lydia. Du bewegst dich außerhalb, der vereinbarten Zone. Gehe zurück in deinen Distrikt oder rechne mit Konsequenzen."
„Dumm von euch zu glauben, dass zwei Männer mich aufhalten können." Sie blickt zu dem jüngeren Mann und lacht, „heute gibt es sogar königliches Blut." Sie leckt über ihre Lippe.
„Heilige Scheiß", stößt es aus mir heraus. Plötzlich spüre ich einen Blick auf mir. Der jüngere Blickt in meine Richtung. Ich verstecke mich schnell hinter dem Baum. Ob er mich gesehen hat?
Der alte Mann holt mit seinem Schwert aus. Die Frau geht einen Schritt zurück, sodass das Schwert sie nicht berührt. Auf einmal fährt der Flügel aus. Er ist eine Fee!
Der Mann versucht sie zu erwischen doch sie ist zu geschickt. Sie macht eine schnelle Bewegung und packt den Mann am Hals. Das Schwert fällt aus seiner Hand und ich kann sehen wie Blut aus seinem Hals läuft. Ihre Fingernägel stecken in seinem Hals.
„Nein!" , ruft der jüngere und rennt auf die beiden zu.
„Dummer Junge.", sagt die Frau und macht eine Bewegung mit der Hand.
Zuerst fliegt sein Schwert zurück und landet fast neben mir. Dann schlingt sich das Wasser bis zu seinen Knien und macht ihn bewegungsunfähig.
Sie wirft den Mann ins Wasser und schleckt ihre Finger ab: „Dich esse ich später. Erst ist der kleine Prinz dran." Sie geht auf ihn zu. Auch er fährt seine Flügel aus und versucht dem Wasser zu entkommen. Erfolglos.
Ich muss ihm helfen. Doch wie. Ich schaue umher und mein Blick bleibt bei seinem Schwert hängen. Tu es, Kylie! Ich nehme das Schwert in die Hand. Das ist wie im Basketball. Ich hoffe er greift die richtige Seite.
„Fang!", schreie ich und werfe ihm das Schwert zu.
Wie ein Blitz treffen seine Augen auf meine. Er versteht es sofort und hebt seine Hand um das Schwert zu fangen. Mit einer schnellen Bewegung sticht er die Frau in die Brust. Es geht so schnell, man kann es kaum sehen.
Die Frau schreit auf und ich und der junge Mann werden zurückgeschleudert. Er fällt auf die Wiese und ich gehen einen Baum. Höllische Schmerzen stechen mir in den Hinterkopf und mein Körper tut so sehr weh, ich kann meine Augen nicht offen halten.
„Hey! Bleib bei mir!", höre ich ihn sagen. Er hebt meinen Oberkörper an, „Du hast mich gerettet."
Ich lächle kurz, doch die Schmerzen werden und meine Augen fallen zu...]

Ich schrecke auf. Mein Kopf dröhnt. Ich schaue mich um. Alles ist dunkel. Wieder nur ein Traum.

„Kylie? Ist alles okay mit dir? Du wirkst abwesend?", fragt Mia.
„Ja. Alles gut.", sage ich. Mein Kopf dröhnt immer noch. Und der Traum geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Was war diese Frau? Sie konnte das Wasser kontrollieren und wollte die beiden Männer essen? Mia und Liv hatten recht, dass es nicht nur gute gibt. Oder war sie nur eine Vorstellung in meinem Kopf? Um mir zu zeigen, wie gefährlich es werde kann?
„Kylie? Hallo? Wir reden mit dir" Liv winkt vor meinem Gesicht mit ihrer Hand und holt mich zurück in die Gegenwart.
„Es tut mir leid. Dieser Traum. , von letzter Nacht, der-"
„Leute! Zac schaut die ganze Zeit hier her!", unterbricht mich Liv aufgeregt.
Ich schaue zu Zac. Er hat ein Buch in der Hand, von dem er aufschaut und zu mir schaut. Diese Augen.. es waren die selben als in meinem Traum. Hab ich etwa von seinen Augen geträumt? Aber warum von Zacs?
„Geh zu ihm.", sagt Mia
„Ich weiß nicht...", sagt Liv nervös.
„Du hast nichts zu verlieren"
Jetzt blicken beide zu mir, um meine Meinung zu erfahren.
„Ja, Mia hat recht. Es gibt nichts zu verlieren."
„Okay! Ihr habt recht." Sie geht langsam auf ihn zu und er empfängt sie mit einem Lächeln. Sie fangen an zu reden.
„Also, worum ging es in deinem Traum?", fragt Mia plötzlich.
„Ich stand an einem See und dieser war umrundet mit Bäumen. Dann kamen plötzlich zwei Männer und ich hab mich versteckt. Ich konnte zu sehen , wie sie irgendwie eine Frau heraufbeschworen haben ? Zumindest kam sie aus einem Loch im Wasser."
„Wie sah die Frau aus?", unterbricht mich Mia.
„Sie hatte schwarzes Haar und helle blaue Augen. Blau wie das Wasser."
„Was ist dann passiert?"
„Sie haben gekämpft und hätten fast verloren.. Ich- also.. Ich habe den Mann dann ein Schwert zugeworfen und er konnte sie töten - glaub ich. Ich wurde zurückgeschleudert und bin dann aufgewacht."
„Hat die Frau irgendwas merkwürdiges gesagt?" Mia wirkt sehr interessiert.
„Ja. Sie wollte die beiden essen."
„Ich bin verwirrt und verstehe nicht wie, aber ich denke ich weiß, was du gesehen hast."
„Was?"
„Eine Sirene. Ein unglaublich mächtiges Wesen. Jedoch wurden sie verbannt in den Verbotenen Distrikt. Ich hab keine Ahnung wie du sie sehen konntest.", sagt sie überlegend.
Bevor sie noch etwas sagen kann, kommt Liv zurück.
„Und? Wie ist es gelaufen?", fragt Mia neugierig.
Liv antwortet nicht.
„Liv?", frage ich und fasse ihre Schulter an.
„Ich möchte nicht darüber sprechen.", sagt sie schnippisch. Dann blickt sie mich an und sagt: „Vorallem nicht mit dir!" Mit schnellen Schritten läuft sie von uns weg.
Ich stehe wie verdutzt da. Was hatte ich getan?
„Nimm das nicht persönlich, Kylie. Das wird schon wieder.", sagt Mia und geht hinter Liv her.
Hatte Zac ihr was erzählt? Aber was schon.. Ich habe nichts falsches gemacht.
Ich gehe auf Zac zu.
„Was hast du zu ihr gesagt?", frage ich ärgerlich.
„Dir auch einen schönen Guten Morgen", lächelt er, „um deine Frage zu beantworten: ich habe nichts gesagt, was nicht wahr ist."
„Was meinst du damit."
„Das ich an jemand anderen interessiert bin."
Das muss ihr sicherlich weh getan haben. Aber wieso war sie dann so sauer auf mich.
„Was hat sie gesagt?", frage ich.
„Ob es wegen dir ist. Und als ich nicht geantwortet habe, ist sie weg gegangen."
„Wegen mir?"
Er nickt. „Ist das nicht offensichtlich, Kylie?"
Nein. Das wird meine Freundschaft zerstören.
„Du musst nochmal mit ihr reden!", bitte ich
„Und was soll ich sagen?"
„Das da nichts ist zwischen uns! Und das du mich nicht magst."
Er überlegt kurz und sagt dann: „Ich möchte nicht, dass ihr streitet wegen mir. Aber ich kann das nicht sagen, Kylie."
„Wieso?"
„Wenn ich dich ansehe, dann spüre ich, wie alles andere unwichtig wird, und ich möchte einfach nur in diesem Moment verweilen. Mein Herz schlägt so schnell, das ich Angst habe du könntest es hören. Sobald ich dich sehe, kann ich nicht anders, als zu lächeln, weil du meine Gedanken und Träume erhellst. Also nein, ich kann nicht für dich Lügen. Weil ich mich sonst selbst belüge. Und um ehrlich zu sein, gibt es in meinem Leben genügend Lügen, aber um dich werde ich nie eine machen."
Sprachlos sehe ich ihn an. Überrascht und staunend.
„Wir sehen uns in Unterricht", lächelt er und geht dann an mir vorbei.
Liv wird mich für immer hassen.

Heartbeat - The other sideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt