Kapitel 38

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Liv! Mia!... Ich mache meine Augen auf und setze mich panisch auf. Es dauert eine Weile, bis ich realisiere: ich bin in meinem Zimmer. Es war ein Traum, doch mein Hinterkopf schmerzt. Etwas fällt zu Boden und ich schaue hin. Die Flügel aus Glas! Wie...? Es war kein Traum? Doch das kann nicht sein.. Mom!
Ich stehe auf und renne in Moms Zimmer. Sie ist nicht hier. Ich renne die Treppen nach unten. Auch dort ist sie nicht. Es war kein Traum. Es war real!
Livs Worte spielen sich in meinem Kopf ab: „Im richtigen Moment, wirst du wissen, was zu tun ist.". Wann ist der richtige Moment? Mom war nicht bei Sinnen, dennoch war sie meine letzte Familie. Was soll ich machen, wenn jemand fragt wo meine Mutter ist.. ‚Sie wurde entführt' ... das glaubt mir keiner. Mich hält sowieso nichts mehr in dieser Welt. Ich muss Lexa und Mom retten. Doch wie stelle ich das an..
Im Augenwinkel nehme ich aus dem Küchenfenster eine Bewegung wahr. Ich schaue auf Jakes Haus.
„Jake!" Er geht zur Haustüre raus. Schaut nervös um sich und geht in Richtung Wald. Jake ist wieder zurück?  Wieso hat er mir nichts gesagt? Das macht kein Sinn. Irgendwas stimmt nicht. Und ich werde es herausfinden.
Ich schaue hin und her. Niemand ist zu sehen. Also laufe ich mit schnellen Schritten Richtung Jakes Haus. Die Haustüre geht nicht auf. Ich muss zur Hintertüre. Ich klettere über das hohe Gartentor und hüpfe runter. Ob Jakes Eltern zuhause sind? Hat er überhaupt Eltern? Oder ist es wie Liv und Mia alleine hier?
Auch die Hintertüre lässt sich nicht öffnen. Ich nehme eine Klammer aus meinen Haaren. Das sollte nicht so schwer sein. So etwas habe ich schon tausend mal gesehen - in Filmen. Ich drehe und drehe, doch es passiert nichts.
„Mist!"
Ich schmeiß die Klammer weg und setze mich gegen die Türe. Filme sind eine beschissene Art zu zeigen, wie man am besten einbricht. Ich sollte das lieber mit meinen Verstand durchgehen. Also ein Fenster im Untergeschoss einzuschlagen, ist echt ein zu hohes Risiko. Was wenn wirklich jemand da drin ist und außerdem, sieht man es viel zu schnell. Also muss ich durch das Obergeschoss Fenster. Mein Blick fällt auf die Regenrinne, die nach oben führt. Ich stehe auf und wackle die Regenrinne ein wenig. Sie scheint stabil zu sein.
„Das ist eine dumme Idee", sage ich mir selbst. Das kann nur schief gehen.
Ich hebe einen Stein auf und schmeiße ihn gegen das Obergeschoss Fenster , das genau neben der Regenrinne ist. Der Knall lässt mich zusammenzucken. Aber nichts passiert. Niemand scheint es gehört zu haben. Jetzt gibt es kein zurück mehr. Ich habe diese ganzen Geheimnisse so satt und wenn mir keiner sagen möchte, was hier los ist, werde ich es wohl selbst rausfinden müssen. Ich atme einmal tief ein und aus und greife schließlich die Regenrinne. Ich schaffe das!
Zitternd klettere ich die Regenrinne hoch.
‚Lieber Gott, lass mich das bitte gut durchstehen.'
Als ich neben dem Fenster bin, nehme ich meinen Ellenbogen und versuche das Glas weiter einzuschlagen, sodass ich hindurch passe. Ich zwinge mich schließlich durch das Fenster und lande - nicht sehr elegant - auf den Boden voller Scherben.
„Verdammt.", stöhne ich auf, als ich die Scherbe in meinem Arm entdecke. Stöhnend vor Schmerz, ziehe ich die Scherbe aus meinem Arm. Gott sei dank ist sie nicht sehr tief. Trotzdem blute ich wie verrückt. Ich ziehe meine Jacke aus. Ein Ärmel reiße ich ab, um meinen Arm damit zu verarzten und den Rest lege ich auf den Boden, damit ich sicher über die Scherben gehen kann.
„Gut gemacht", lobe ich mich selbst. Das Zimmer ist ein Schlafzimmer, doch es sieht nicht sehr benutzt aus. Ich mache die Türe auf und gehe direkt zur Tür am Ende des Ganges. Nur das kann Jakes Zimmer sein. Schließlich ist es das gegenüber von meinem. Ich mache die Türe auf und merke sofort, dass ich recht hatte. Es sieht benutzt aus. War er nie weg? In seinem ganzen Zimmer liegt Zeug rum.
Ich gehe zum Schrank und mache ihn auf. Mir springt ein schwarzer Hoodie ins Auge und ich nehme ihn raus. Er riecht nach ihm. Ich lege ihn mir über meine Schulter und gehe weiter durch seine T-Shirts. Ein wenig grusele ich mich selbst. Bis mir ein Buchstabe an der hinteren Wand auffällt. Ich schiebe alle Klamotten zur Seite.
„Gerdone", fahre ich die Buchstaben nach. Nun ist es bestätigt. Ich wusste es , doch ich war nie so sehr sicher. Doch wieso ritzt er das in seinen Schrank?
Ich schaue mich weiter um. Da fällt mir etwas ins Auge. Ein Kamera Stativ direkt zum Fenster nach draußen auf mein Haus gerichtet. Nimmt er etwas mein Haus auf..? Nimmt er mich auf?
Sein Laptop liegt offen auf seinem Schreibtisch. Wenn er irgendwas zu verbergen hat, oder mich aufgenommen hat, wird es darin sein. Ich drücke auf die Leertaste und der Bildschirm geht auf. Ich bin drinnen. Ich musste nicht mal ein Passwort eingeben.
Ich drücke auf Dateien und gehe die Ordner durch.
„Liv.. Mia.. Kylie.. Lexa?" Er hat von uns allen Ordner? Irgendwie lässt es mich unwohl fühlen. Gerade als ich in einen Ordner rein möchte, kommt mir in den Sinn, dass die meisten Geheimnisse im Papierkorb liegen. Ich gehe runter von Dateien und drücke auf den Papierkorb. Nur eine Datei befindet sich im Papierkorb. Eine Videodatei. Das Datum ist...
„Nein..".. Lexas Verschwinden. Das Datum ist der Tag, an dem sie gegangen ist. Ich drücke drauf, um es abspielen zu lassen. Ein Bild von meinem Haus erscheint. Wieso filmt er unser Haus? Ich schaue weiter auf den Bildschirm. Jetzt tut sich was. Unsere Haustüre geht auf und Jake kommt raus und trägt etwas in seinen Armen. Ich zoome hin.
„Nein.. das kann nicht sein."
Er trägt Lexa in seinen Armen. Nein. Jake würde so etwas nie machen. Mein Herz beginnt zu schmerzen, während meine Augen gespannt zusehen. Auf der Straße bleibt er stehen, als würde er warten. Er redet mit jemanden, doch die Person ist verhüllt. Es sind zwei verhüllte Personen. Er redet weiter mit ihnen. Vor lauter Spannung lege ich meine Hand vor meinen Mund. Die beiden nehmen ihre Kapuzen ab.
„Liv.. Mia... Nein... das würden sie nie-"
Plötzlich erscheint ein helles Licht. Es sieht aus wie ein Portal. Zwei blonde Frauen treten hervor. Das müssen Dryaden sein. Doch wieso hilft Jake ihnen??? Und Liv und Mia wussten Bescheid? Bitte lass das nicht das Ende sein!
Eine Dryade steckt ihre Arme aus und nimmt Lexa aus Jakes Armen. Ich kann nicht erkennen wer, aber Liv oder Mia stellt sich kurz in den Weg und sie scheint zu diskutieren. Doch wenige Sekunden später verschwindet das Portal mit den zwei Dryaden und Lexa. Ich klappe wütend den Laptop zu und falle zu Boden. Es tut so weh. Mein Herz tut so weh. Ich kann das nicht mehr. Die drei Menschen, die ich am meisten liebe, hatten mich hintergangen. Die Freundschaften , die Liebe.. Es war alles gelogen. Nur um meine Schwester zu entführen. Und dann plötzlich ein schlechtes Gewissen haben und aus meinem Leben verschwinden? Alles eine Lüge. Wie konnten sie mir so etwas antun? Und dann..
„Oh mein Gott.." Er hat gesagt er liebt mich. Wie.. wie konnte er das tun? Mein Körper schmerzt. Alles schmerzt. Mein Herz fühlt sich so schwer an und meine Augen brennen von den ganzen Tränen. Es dauert einige Minuten bis ich wieder klar denken kann.
„Hör auf zu weinen. Verdammt hör auf!" Sie haben dich betrogen. Sie sind es nicht wert! Jetzt weiß ich das Lexa lebt und wo sie ist. Und Liv meinte.. das Tagebuch wird mich führen! Das Tagebuch! Ich hatte es verloren.. oder.. wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Jake es mir genommen hat, damit ich es nicht herausfinde. Ich mache die Schubladen von seinem Schreibtisch auf und da liegt es.
Ein Knall von unten lässt mich aufschrecken. Jake ist zurück!

Heartbeat - The other sideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt