Kapitel 37

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Es fühlt sich an, als ob ein Teil von mir fehlt und die Welt um mich herum leer wird.  Der Schmerz ist eine unerträgliche Leere. Jede Erinnerung schmerzt, jeder Gedanke daran fühlt sich wie ein weiterer Verlust an. Ich frage mich, was ich falsch gemacht habe. Doch all meine Fragen versinken in der Stille. Jeder der mir nahe ist, hat Geheimnisse. Und jeder der mir nahe ist, verschwindet irgendwann aus meinem Leben. Jetzt wo Sofia und Zac auch zur anderen Seiten gehören, kann ich ihnen nicht vertrauen bei mir zu bleiben. Doch wen hab ich dann noch.. Diese Leere fühlt sich an wie ein Loch, welches größer und größer wird.
Meine Tür wird aufgerissen.
„Kylie!" Mia läuft in mein Zimmer, „Gott sei dank bist du noch wach!"
„Mia?", frage ich verdutzt. Ist das ein Traum?
„Steh auf. Schnell.", befiehlt sie.
„Mia, ich-"
„Wir haben leider keine Zeit zu reden.", unterbricht sie mich
So ernst habe ich sie selten gesehen.
Sie greift mein Kragen und schaut zur Kette.
„Gut", sagt sie erleichtert, „du hast uns nicht vergessen."
Sie umgreift mein Handgelenk und zieht mich zum Schrank. Dieser Traum ist schrecklich. Wie kann mein Kopf mir so etwas antun?
„Du musst mir jetzt vertrauen. Okay?"
„Ich soll dir vertrauen? Ihr verschwindet ohne etwas zu sagen und dann tauchst du auf und erwartest alles wird gut?" Am liebsten würde ich anfangen zu weinen, zu schreien und um mich zu schlagen.
„Kylie bitte. Vertrau mir noch dieses eine mal! Ich versuche dir hier zu helfen."
„Ich hab eure Hilfe gebraucht und ihr wart nicht da. Ihr wart meine besten Freunde. Wie konntet ihr das tun? Ihr wusstet, wie ich mich gefühlt habe."
„Denkst du, dass war einfach für uns? Ich war auch verletzt. Ich wollte nicht gehen."
„Und doch bist du gegangen. Warum?"
„Da draußen gibt es höhere Mächte. Wir sind gegangen, weil wir beide mehr an dich dachten, als an irgendjemanden sonst. Du bist uns wichtiger, als sonst jemand. Wir haben einen Fehler gemacht und geben unser bestes, besser zu werden und es in Ordnung zu bringen."
Alle immer mit dieser Scheiß : ‚Ich habe einen Fehler gemacht' - Ausrede.
Sie nimmt mich in den Arm. So fest wie noch nie.
„Es tut mir so leid, Kylie.", flüstert sie mir ins Ohr. Sie lässt mich los, schaut kurz zum Fenster raus und dann öffnet sie die Schranktüre.
„Was machst du?", frage ich.
„Setzt dich rein.", sagt sie streng und fügt noch ein „Bitte" hinzu.
Ohne fragen, setzte ich mir in den Schrank und sie setzt sich gegenüber. Danach schließt sie die Schranktür. Nur durch den kleinen Spalt kommt etwas Licht herein. Jedoch nicht so viel um seine eigenen Hände zu sehen.
„Was-"
Bevor ich weiter reden kann, legt sie ihre Hand auf meinem Mund und flüstert: „shhh".
Nach einige Sekunden kann ich es hören. Stimmen und Schritte, die langsam lauter werden. Ich bezweifle, dass es Mom ist. Was mir ein mulmiges Gefühl gibt.
Mein Atem stoppt, als ich meine Zimmertüre aufgehen höre und jemand in mein Zimmer eintritt.
„Sie ist weg!", höre ich eine Frau sagen, „hat sie uns gehört, oder schläft sie woanders?"
„Sie kann nicht weit sein. Der Vogel meinte sie war hier. Durchsuch das Haus!", ertönt eine zweite weibliche Stimme.
Sie suchen mich. Aber wieso? Vielleicht weil ich gezeichnet worden bin. Oder weil Liv und Mia mir zu viel erzählt hatten. Oder weil sie Lexa haben und jetzt wollen sie mich.
„Was passiert mit der Mutter?", höre ich eine weitere Stimme.
„Nehm sie mit."
Mom? Sie nehmen Mom mit?? Mia hält meine Hand und ich kann spüren, wie sie sagt: ‚beruhige dich. Alles wird gut.'
Es vergehen gute 5 Minuten und ich kann hören, wie die Stimmen leise werden. Bis sie letztendlich ganz verschwinden. Mia macht die Schranktüre etwas auf und schaut hindurch. Bist sie letztendlich sie ganz aufreißt und mir raus hilft.
„Sie waren wegen mir hier? Doch was wollten sie von mir?"
„Das ist kompliziert."
„Du blutest!", fällt mir auf , als ich ihre linke Schulter betrachte.
„Mist! Wir müssen gehen. Und zwar schnell." Sie schaut durch die Türe und zieht mich schließlich hinter sich her. Als wir auf der Straße ankommen, hören wir eine Stimme hinter uns: „Da ist sie!"
„Lauf", schreit Mia und wir rennen Richtung Wald.
„Mia. Kannst-"
„Schon deine Kraft. Wir müssen so schnell es geht zur Lichtung.", unterbricht sie mich.
Ich werfe einen Blick auf sie. Sie sieht aus als hätte sie starke schmerzen. Woher kommt nur das ganze Blut? Ich blicke zurück und sehe zwei Frauen, mit blonden haaren, hinter uns rennen.
Wir haben ein Vorteil, sobald wird im Wald sind. Niemand kennt ihn besser als wird.
Doch Mia stolpert und fällt zu Boden.
„Renn weiter!", schreit sie.
„Nicht ohne dich.", sage ich und helfe ihr hoch. Ich lege ein Arm um sie und stütze sie beim laufen.
„Nur noch ein paar Schritte.", sage ich vor mich hin. Als wird endlich da sind, sehe ich Liv zwischen den zerfallenen Bäumen im Schneidersitz sitzen. Blut läuft ihr aus der Nase.
„Liv", sage ich und lasse Mia vorsichtig zu Boden.
Sie steht sofort auf und rennt auf mich zu. Die Umarmung fühlt sich gut an.
„Keine Angst. Sie wird gleich wieder. Das dauert ein paar Sekunden. Hör jetzt genau zu, Kylie." Liv drückt mir etwas in die Hand, „wir können dich heute Nacht nicht mitnehmen. Doch das hier wird dir helfen. Im richtigen Moment, wirst du wissen, was zu tun ist."
Ich blicke auf das Objekt in meinen Händen. Es sind Flügel aus Glass. So groß wie meine Hand.
„Kannst du mir erklären, was hier los ist. Ich verstehe gar nichts."
„Alles wird gut.", sagt Mia, die wieder gestärkt bei uns ist.
„Ständig sagt ihr ‚alles wird gut', aber das stimmt nicht. Da ist irgendjemand hinter mir her und ihre seid plötzlich hier und ich habe keine Ahnung, was ich machen soll oder denken-"
„Ich wusste, dass man euch nicht vertrauen kann.", unterbricht mich eine Stimme. Es ist eine der beiden Frauen, die hinter uns her gerannt sind. Sie richtet sich an die andere und sagt: „Hol dir das Mädchen!"
„Zuerst müsst ihr an uns vorbei", sagt Liv. Beide stehen beschützend vor mir.
Liv blickt einmal zurück zu mir und sagt mit schnellen Worten: „Hol dir das Tagebuch zurück. Es wird dich leiten."
Das Tagebuch? Mit einer schnellen Bewegung, schubst sie mich mit einer Hand und ich werde zurück geschleudert gegen einen Baum. Alles beginnt zu verschwimmen. Das Tagebuch.. das Tagebuch.. und dann wird alles schwarz...

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