Ich muss mich verstecken! Ich gehe panisch im Zimmer umher. Doch wo? Es gibt hier keinen Ort, an dem ich mich verstecken könnte, ohne aufzufallen. Ich höre die Treppen. Scheiße! Ich kann in kein anderes Zimmer gehen. Hab ich die Türe zugemacht von dem Zimmer in das ich eingebrochen bin? Was wenn er die Scherben sieht und es dann weiß. Ich dachte ich hätte mehr Zeit. Ich muss hier raus! Das Fenster! Er ist damals auch aus dem Fenster gesprungen. Ich schiebe es auf und schaue nach unten. Das kann ich schaffen - hoff ich. Alles ist besser, als ihn jetzt in die Augen zu sehen. Ich setze mich auf das Fensterbrett. Schiebe das Tagebuch zwischen meinen Bauch und die Hose. ‚Beeil dich!' Ich springe.
„Verdammt", stöhne ich auf. Mein Arm! Die Wunde! Ich bin ungünstig darauf gelandet. Aber ich habe keine Zeit zu weinen. Ich greife den Hoodie und renne zum Haus. Wieso hab ich ihn mitgenommen? Ich hab ihn komplett vergessen. Ich reiße die Türe auf und schließe hinter mir zu. Kurz bleibe ich hinter der geschlossenen Türe stehen und versuche mein Atem zu beruhigen. Alles in mir schreit: „Scheiße."
Ich renne die Treppen hoch, in mein Zimmer und schmeiße das Tagebuch und den Hoodie auf das Bett. Wieso hab ich vergessen, den Hoodie zurückzulegen.. Ich bin so ein idiot. Aber eigentlich wird es keinen Unterschied machen. Ich habe ein Chaos zurückgelassen. Ein kaputtes Fenster, eine offene Türe, einen Hoodie mitgehen lassen, das Tagebuch genommen und ein offenes Fenster. Ich bin eindeutig eine Niete im Einbrechen. Wenn man da meine Vorgeschichte bedenkt, sollte man meinen, ich sei ein wenig besser. Ich habe sogar meine Jacke auf den Scherben liegen lassen und den Laptop zugemacht. Jake müsste jetzt schon realisiert haben, dass ich bei ihm war. Ich muss mich beeilen.
Eine Träne rollt über meine Backe. Wie konnten sie mir so etwas antun.. Nein! Ich darf jetzt nicht in Kummer zerfallen. Ich muss mich konzentrieren.
Ich ziehe mein T-Shirt aus und binde den Stofffetzen von meiner Jacke von der Wunde. Beide sind voller Blut. Ich hole Verband und ein frisches T-Shirt. Dann hole ich die Kiste hervor und einen Rucksack. Die Pistole, die zweite Kette und den Hoodie lege ich in meinen Rucksack. Das Tagebuch, den Schlüssel und die Flügel aus Glas lege ich auf das Bett.
„Also...", fange ich an zu reden. Ich laufe in meinen Zimmer hin und her, während ich das Tagebuch in meinen Händen halte.
„Du bist der Schlüssel 269. Dass muss der Schlüssel sein um auf die andere Seite zu kommen." Warum sonst sagt Liv, ich muss es herausfinden und das Tagebuch zurück holen. „Aber das Tagebuch hat nicht so viele Seiten. Es kann also keine Seitenzahl sein. Vielleicht ist es nicht eine Seitenzahl sondern drei!" Ich gehe auf die zweite Seite. Mir fällt nichts ungewöhnliches auf. Auch auf der sechsten und neunten Seite fällt mir nichts auf. Sackgasse. Ich schaue durch das Tagebuch. Auf vielen Seiten stehen Überschriften.
„Könnten es die Überschriften sein?" und zur Tarnung, hatte sie mehrere Überschriften gemacht. Ich gehe zurück auf die zweite Seite und lese: „Ein Baum aus Glass". Mist.. den habe ich zerstört.. aber vielleicht sind die Flügel aus Glass ein Ersatz? Deswegen hat Liv mir diese in die Hände gedrückt!
„Ein Wunsch", lese ich die Überschrift auf der 6. Seite. Okay, das ist machbar.
„Eine wahre Träne", lese ich die letzte Überschrift.
Habe ich gerade wirklich das Rätsel gelöst? Ich lache erleichtert. Ich werde Lexa wiedersehen. Ich hab es tatsächlich geschafft. Ich sollte es bei den Bäumen machen. Schließlich hatte mich Mia auch zu den Bäumen geführt.
Ich packe noch Kleidung in meinen Rucksack, etwas zu essen und etwas zu trinken. Ich bleibe an der Tür stehen und blicke zurück auf mein Zimmer. Dieses Mal komme ich nicht zurück. Nicht ohne Mom und Lexa.
Ein kalter Windzug kommt mir entgegen, als ich die Haustüre aufreiße. Ich atme tief ein und aus. Es gibt so viele Erinnerungen, die mich festhalten und so viel, das mich wegzieht.
„Wo willst du hin?"
Ich schrecke auf, als ich Jake neben der Türe sehe. Er lehnt sich an und schaut mich an.
„Das geht dich nichts an.", sage ich schroff und gehe an ihm vorbei. Er hält mein Handgelenk.
„Du weißt es.", sagt er.
Ich schaue ihn an. Ich sehe kurz wie er mit sich selbst kämpft. Ob er wütend sein soll oder traurig.
„Ich hab dir gesagt, du sollst dich nicht einmischen in-"
„Ich soll mich nicht einmischen? Weil du Scheiße gebaut hast? Weil du meine kleine Schwester entführt hast? Und nicht wolltest, dass ich das merke?"
Ich hatte so sehr gehofft, er wurde sagen, dass es nicht echt ist. Das dies nicht passiert ist.
„Es war ein Fehler und ich-"
„Ein Fehler?" Bevor ich ihn mit meiner Hand ins Gesicht treffe, hält er meine Hand fest.
„Hast du mich die ganze Zeit belogen!? Ging es dir nur darum, meine Schwester zu entführen? Hab ich dir je etwas bedeutet?"
„Verdammt Kylie. Ich musste es tun. Meinen Auftrag war es dir nahe zu kommen und dich auszuspionieren und dich zu verführen. Je mehr ich über dich wusste, desto mehr verliebte ich mich in dich." Er legt meine Hand auf seine Brust. „und irgendwann merkte ich, dass ich diese Mission nicht mehr fort führen kann. Sie gaben mir dann ein Ultimatum: dich oder deine Schwester.. wie hätte ich dich wählen können, wenn ich dich so sehr liebe. Du bist alles für mich."
„Wie kann ich dir jetzt noch glauben? Du wolltest nicht mich beschützen. Du wolltest dich selbst beschützen. Du bist egoistisch! Du hast sie mir weggenommen!"
„Ja, ich bin egoistisch, wenn es um dich geht. Ich kann nicht die Person verlieren, die mir alles bedeutet. Der Gedanke, dass du nicht mehr Teil meines Lebens bist, macht mir mehr Angst als alles andere."
„Liv und Mia.. wussten sie von dem ganzen?", frage ich
„Kylie..."
„Sag mir die Wahrheit."
„Sie wurden auch beauftragt dich auszuspionieren."
„Nein..." Ich lehne mich an die Wand. Nein, das kann nicht wahr sein. Sie haben mir eine Freundschaft nur vorgespielt? ‚Reiß dich zusammen Kylie!'
„Wieso ich und wieso Lexa..", frage ich ihn.
„Kylie.. Ich weiß nicht ob..."
„Sag mir die Wahrheit!"
„Du bist auch ein magisches Wesen. Du bist halb Dryade. Deine Mutter hatte euch versteckt, da ihr Hybriden seid."
Ich bin eine Dryade? Doch mein Haar ist dunkel. Meine Augen sind grün. Das macht kein Sinn. Lexa sieht aus aus wie eine Dryade. Doch ich?
„Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, habe ich gespürt, dass du etwas besonderes bist. Ich hab gefühlt mein ganzes Leben geschlafen, bis ich dich traf. Du hast mich wie aufgeweckt und plötzlich habe ich gehasst was ich tue und wie ich bin. Ich möchte für dich besser sein."
„Es tut mir leid, Jake.. Ich kann das nicht."
Ich drehe mich weg und laufe in Richtung Wald.
„Kylie!", schreit er noch einmal hinter mir her. Ich drehe mich nicht um und laufe weiter. Tränen fallen aus meinen Augen. Wie konnten sie mich so hintergehen.. Sie haben mir alles nur vorgespielt. Nicht nur Liv und Mia und Jake.. auch Mom. Wenn sie wusste, was wir sind.. warum hat sie uns nicht besser beschützt. Ich bin halb Dryade und halb... Mensch?
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Heartbeat - The other side
FantasiaKylie führt ein normales Leben, bis sie eines Tages entdeckt, dass magische Wesen real sind - und sie selbst zu ihnen gehört. Als ihre Schwester plötzlich verschwindet, stürzt Kylie in ein gefährliches Abenteuer, in dem sie alles riskiert, um sie zu...