In tiefen des Schmerzes

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Autor POV.

Der Regen trommelte unaufhörlich gegen die Fensterscheiben von Lisas Büro, während Jennie mit verschränkten Armen vor Lisas Schreibtisch saß. Ihre Augen waren kühl und distanziert, doch ihre Haltung strahlte Stärke aus – eine Stärke, die Lisa zugleich faszinierte und einschüchterte.

Lisa stand mit dem Rücken zu Jennie, ihre Hände flach auf die Fensterbank gepresst, während sie nach den richtigen Worten suchte. Sie wusste, dass sie sich auf dünnem Eis bewegte. Doch das Gefühl, Jennie erneut zu verlieren, drohte sie zu erdrücken.

„Ich habe von deiner Mutter gehört", begann Lisa schließlich, ohne sich umzudrehen.

Jennie runzelte die Stirn. „Von meiner Mutter?"

Lisa drehte sich langsam um, ihre Augen durchdringend. „Ja. Jemand aus der Firma hat mir erzählt, dass sie Leo benutzt, um dich zu kontrollieren. Dass sie dich immer noch wie ein Stück Dreck behandelt, obwohl du alles für sie geopfert hast."

Jennies Gesicht verhärtete sich, und sie stand abrupt auf. „Das geht dich nichts an, Lisa."

„Doch, das tut es!" Lisa machte einen Schritt auf sie zu, ihre Stimme ungewollt laut. „Es geht mich an, weil es um Leo geht. Und weil es um dich geht."

„Leo ist mein Kind", fauchte Jennie, „und ich brauche niemanden, der sich in meine Angelegenheiten einmischt. Am allerwenigsten dich."

Lisa fühlte, wie ihre Wut aufloderte. „Deine Mutter hasst dich, Jennie! Sie verachtet dich! Und du willst mir sagen, dass es mich nichts angeht, wenn sie Leo bei sich behält?"

Jennie lachte bitter. „Ja, sie hasst mich. Und weißt du, wer mich noch verletzt hat? Du. Immer wieder, Lisa. Also komm mir nicht mit deinem angeblichen Mitgefühl."

Lisas Kiefer spannte sich an. Die Wunde, die Jennie durch diese Worte öffnete, brannte wie Feuer. „Ich habe einen Fehler gemacht", sagte sie leise, aber eindringlich.

„Ein Fehler?" Jennie spuckte das Wort förmlich aus. „Du hast mich betrogen, Lisa. Du hast eine andere Frau geküsst, als wir zusammen waren. Und jetzt stehst du hier und tust so, als wäre das nichts. Als könnte ein bisschen Reue alles heilen."

„Es war ein Kuss, Jennie!" rief Lisa, ihre Stimme nun voller Verzweiflung. „Ich war betrunken und habe einen Moment Schwäche gehabt. Aber ich habe dich nie aufgehört zu lieben. Und ich kämpfe immer noch um dich, weil ich weiß, dass wir zusammengehören."

Jennie wich zurück, ihr Blick kalt wie Eis. „Du kämpfst? Lisa, du kämpfst nicht. Du forderst. Du erwartest, dass ich dir alles verzeihe, nur weil du dich schuldig fühlst. Aber weißt du was? Schuld ist nicht genug."

Lisa spürte, wie ihre Fassade zu bröckeln begann. Sie wollte Jennie festhalten, wollte sie überzeugen, dass es noch Hoffnung für sie gab. Stattdessen tat sie das, was sie am meisten fürchtete: Sie folgte ihrem Impuls.

Ohne nachzudenken, trat Lisa näher, packte Jennies Handgelenk und zog sie sanft, aber bestimmt zu sich. Jennies Augen weiteten sich, doch bevor sie reagieren konnte, beugte Lisa sich vor und presste ihre Lippen auf Jennies.

Jennie erstarrte. Für einen Augenblick schien die Welt stillzustehen, als Lisas Lippen sie berührten. Doch dann kam die Realität zurück wie ein Schlag ins Gesicht. Jennie stieß Lisa mit aller Kraft von sich weg.

„Was zum Teufel tust du?!" schrie sie, ihre Stimme zitternd vor Wut und einem Hauch von Panik.

Lisa stolperte rückwärts, ihre Augen weit vor Schock. „Jennie... ich... ich wollte dir zeigen..."

„Zeigen?" Jennie lachte bitter. „Du denkst, ein Kuss wird all das wiedergutmachen? Du denkst, ich vergesse einfach alles, was du getan hast? Hör auf, Lisa. Hör auf, so zu tun, als wärst du der Held in dieser Geschichte. Du bist es nicht."

My ex is my bossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt