Komm heute Abend in mein Büro

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Jennie Pov.

Die Nacht war ein unruhiges Durcheinander aus Gedanken, Erinnerungen und Gefühlen, die ich nicht loswerden konnte. Der Kaffee auf dem Couchtisch war längst kalt, und die Netflix-Serie, die ich zuvor geschaut hatte, lief unbemerkt weiter. Statt mich zu entspannen, hatte das Gespräch mit Lisa und die darauffolgenden Nachrichten von Logan meine Gedanken in eine Endlosschleife gebracht.

Ich wollte schlafen, ich wollte abschalten, aber es war unmöglich.

Ich starrte auf mein Handy, mein Daumen über dem Chat mit Logan schwebend. Seine letzten Nachrichten waren wie Gift. Jede seiner Behauptungen über Lisa bohrte sich tiefer in meine Unsicherheit. Hat sie wirklich jemand anderen in ihrem Büro gehabt? Würde sie mich wieder betrügen, wie damals?

Doch etwas in mir wehrte sich gegen diese Vorstellung. Lisa hatte gestern nicht gewirkt wie die Frau, die ich vor längerer Zeit verlassen hatte. Sie war verletzlich, fast schon verzweifelt gewesen. Und sie hatte gesagt, dass sie niemanden mehr angerührt hatte, seit ich gegangen war.

„Das bist nicht du, Lisa", flüsterte ich in die Dunkelheit.

Doch warum fühlte ich dann diese Angst? Warum konnte ich die Bilder in meinem Kopf nicht abschütteln? Logan hatte mich gezielt verunsichert und ich hasste ihn dafür.

Als der Morgen anbrach, war ich nicht klüger als in der Nacht zuvor. Ich hatte kaum geschlafen, und mein Kopf schmerzte von den vielen Gedanken. Ich wusste, dass ich mit Lisa reden musste – allein. Aber dazu musste ich zuerst meinen eigenen Weg finden.

Lisa Pov.

Der Schlagabtausch mit Logan war mir noch deutlich in Erinnerung. Ich hatte immer noch die Worte in meinem Kopf, mit denen er versucht hatte, mich zu provozieren. Seine Behauptungen über Jennie und ihn waren wie Messerstiche gewesen, und ich hatte ihm geglaubt – zumindest einen Moment lang.

Ich hatte in meinem Leben viele Fehler gemacht. Vor allem mit Jennie. Aber eine Sache wusste ich: Wenn ich sie wirklich zurückgewinnen wollte, dann musste ich ihr zeigen, dass ich anders war. Dass ich bereit war, alles für sie und Leo zu tun.

Mein Büro war ungewöhnlich ruhig an diesem Morgen. Ich hatte die Tür geschlossen und meine Assistentin gebeten, mich nicht zu stören. Die Ereignisse des gestrigen Tages hatten Spuren hinterlassen, und ich musste klar denken.

Doch bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, vibrierte mein Handy. Es war Jennie.

„Jennie?" fragte ich sofort, ohne zu zögern.

„Lisa..." Ihre Stimme klang müde, gebrochen und mein Herz zog sich zusammen.

„Geht es dir gut?" Ich lehnte mich nach vorne, unfähig, die Anspannung in meiner Stimme zu verbergen.

„Ich weiß es nicht", flüsterte sie. „Ich bin so verwirrt. Wegen dir. Wegen Logan. Wegen allem."

„Logan? Hat er dir wieder geschrieben?" fragte ich und meine Stimme wurde schärfer, als ich wollte.

„Ja. Er sagt... er sagt Dinge über dich."

„Was sagt er?" Ich biss die Zähne zusammen und versuchte, ruhig zu bleiben.

„Er sagt, dass du eine andere Frau in deinem Büro hattest. Und dass..." Sie brach ab, und ich konnte hören, wie sie tief einatmete. „Dass er Gestöhne gehört hat."

Ich war kurz sprachlos. „Jennie, das ist eine Lüge.. eine große Lüge!!! Du weißt, dass ich so etwas niemals tun würde."

„Ich weiß es nicht", flüsterte sie. „Ich weiß gar nichts mehr, Lisa. Ich... ich kann niemandem vertrauen."

Ihr Schmerz traf mich wie ein Schlag, und ich wollte nichts mehr, als sie in meine Arme zu nehmen.

„Jennie, hör mir zu. Logan lügt. Ich weiß nicht, warum er das tut, aber ich schwöre dir, ich habe nichts und niemanden in meinem Büro gehabt. Du kannst kommen und es selbst sehen, wenn du willst. Es gibt Kameras. Ich habe nichts zu verbergen."

„Lisa...", begann sie, ihre Stimme brach.

„Ich weiß, dass du mir nicht mehr vertraust." Meine Stimme wurde leiser und flehend. „Ich weiß, dass ich dieses Vertrauen zerstört habe, damals, als ich diesen Fehler gemacht habe. Aber ich schwöre bei allem, was mir wichtig ist – Jennie, ich bin nicht mehr die Frau, die dich verletzt hat."

Stille. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, während ich auf eine Antwort wartete.

„Warum, Lisa?" fragte sie schließlich, ihre Stimme bebend. „Warum kämpfst du so sehr um mich, obwohl ich dir keinen Grund gebe, daran zu glauben, dass wir wieder zusammenkommen könnten?"

„Weil ich ohne dich nicht komplett bin." Die Worte kamen ohne Zögern. „Weil du die Frau bist, die ich liebe. Die einzige, die ich jemals lieben werde. Und weil ich nicht aufgeben kann, Jennie. Nicht bei dir. Nicht bei Leo."

Ich hörte, wie sie tief durchatmete, und konnte mir ausmalen, wie sie mit sich selbst rang.

„Ich... ich weiß es nicht, Lisa", flüsterte sie schließlich. „Ich weiß nicht, ob ich stark genug bin, dir zu glauben."

„Dann lass mich es dir beweisen", sagte ich leise. „Bitte. Komm heute Abend in mein Büro. Wir reden. Kein Streit, keine Lügen. Nur du und ich, Jennie. Wir klären das."

Es dauerte einen Moment, bevor sie antwortete. „Okay."

Das Wort war kaum hörbar, aber es reichte aus, um mich mit Hoffnung zu füllen.

„Danke", sagte ich, meine Stimme weich.

Als der Anruf endete, lehnte ich mich zurück und atmete tief durch. Jennie würde kommen. Es war meine Chance, ihr zu zeigen, dass ich es ernst meinte. Aber vor allem war es meine Chance, sie zu retten – vor Logan, vor den Lügen, vor allem, was uns im Weg stand.

Jennie Pov.

Ich ließ mein Handy sinken und starrte auf die Wände meines kleinen Apartments. Der Schmerz in Lisas Stimme hatte etwas in mir ausgelöst, etwas, das ich verzweifelt zu unterdrücken versucht hatte.

Aber es war zwecklos. Sie war immer noch in meinem Herzen, egal, wie sehr ich mich dagegen wehrte.

Doch die Zweifel nagten an mir. Konnte ich wirklich glauben, dass sie sich geändert hatte? Oder war das nur eine weitere Täuschung?

Ich stand auf, um eine Tasse Kaffee zu machen, in der Hoffnung, dass es mir helfen würde, meine Gedanken zu ordnen. Doch in meinem Kopf waren nur die Worte, die sie gesagt hatte. „Ich bin nicht mehr die Frau, die dich verletzt hat."

Konnte das wirklich wahr sein?

Ein weiteres Vibrieren meines Handys unterbrach meine Gedanken. Es war Logan.

Logan: „Jennie, bitte sprich mit mir. Ich will dir helfen. Glaub mir, Lisa wird dich nur wieder kaputtmachen. Ich bin der Einzige, der dich wirklich versteht."

Ich starrte auf die Nachricht und fühlte eine Mischung aus Wut und Frustration. Warum ließ er mich nicht in Ruhe? Warum versuchte er so verzweifelt, mich von Lisa wegzuziehen?

Mein Herz war zerrissen, aber eines war klar: Ich musste Antworten finden. Und ich wusste, dass ich sie nur von Lisa bekommen konnte.

Mit dieser Erkenntnis sah ich auf die Uhr. Noch ein paar Stunden bis zu unserem Treffen. Mein Herz klopfte schneller und eine unheimliche Mischung aus Angst und Hoffnung machte sich in mir breit.

Was, wenn sie die Wahrheit sagte? Was, wenn sie es wirklich ernst meinte?

Ich wusste, dass ich es herausfinden musste – egal, wie sehr es wehtat.















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My ex is my bossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt