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Jonathan

Verdammte vier Wochen ist es her, als wir Taylor das letzte Mal gesehen haben. Vier lange Wochen. Ich halte das nicht mehr aus. Tagtäglich gehe ich nun zum Boxen, versuche meine Wut und den Frust aus dem Boxsack rauszuprügeln. Doch es hilft nichts. Wenn ich viel Glück habe, wagt es der Ein oder Andere mit mir im Ring zu trainieren. Doch es hat sich schnell rumgesprochen, dass ich Kraft und Ausdauer habe. Und dazu noch extrem wütend bin. Das ist eine explosive Mischung, die sich nicht viele hier freiwillig antun.

Also gebe ich mich mit den Übungsgeräten zufrieden und vermöbel eben diese.

Heute ist wieder so ein Tag, an dem ich am liebsten das Handtuch schmeißen würde. Nichts klappt. Mason vegetiert auf der Couch vor sich hin, war das letzte Mal bestimmt vor drei Tagen duschen und stinkt daher, wie ein Iltis. Uns ist obendrein noch ein Kunde abgesprungen, da wir das Geschäft massiv vernachlässigt haben und die Jungs übernommen haben, bis wir wieder klarkommen.

Und dann vermisse ich einfach so unglaublich meine Kleine. Und Mary. Und Liona.

Ich hatte für einen kurzen Moment eine Familie. Fuck! Es fühlte sich so gut an! Die Drei haben mir gezeigt, was ich all die Jahre vermisst habe. Warum ich so fies drauf war. Ich wollte einfach Nähe und Liebe. Durch Taylor wurde es mir erst bewusst.

Ich habe doch selbst gemerkt, wie ich mich durch sie immer mehr verändert habe. Und jetzt beginnt alles von neuem.

Ich will keine Andere. Ich will nur sie. Sie ist mein fehlendes Puzzleteil in meinem Leben.

Verdammt. Ich muss damit aufhören! Ich muss aufhören, an sie zu denken. Und vor allem muss ich aufhören, hier die Trainingsgeräte zu zertrümmern. Ich glaube, wenn nur noch eines kaputt geht, fliege ich hier raus.

Hinter mir räuspert sich jemand, doch es ist mir egal. Ich will mit niemandem reden. Und wenn es der Papst persönlich ist.

Erneut räuspert sich jemand. Es muss eine hohe und junge Stimme sein. Aber was schert es mich. Ich will nur boxen, sonst nichts.

"Jonny?"

Sofort fahre ich zu der Stimme herum und starre die kleine Zehnjährige an, als hätte ich einen Geist gesehen.

"Mary!"

Nervös trippelt sie auf der Stelle herum und spielt mit ihren Fingern. "Hi", piepst sie und schaut auf den Boden.

"Was machst du hier? Weiß deine Mom, dass du hier bist?"

Sie schüttelt den Kopf und meidet noch immer den Blickkontakt mit mir. Ich mustere sie etwas genauer und muss feststellen, dass sie ein kleines Ebenbild ihre wunderschönen Mutter ist.

"Na sag schon, was machst du hier? Und wie bist du hier hergekommen?"

"Ich bin mit dem Bus gefahren und habe einfach gehofft, dich hier zu finden. Ich habe keine Telefonnummern von euch, daher wollte ich es hier versuchen."

Sie ist so nervös, dass es ein Wunder ist, dass sie noch steht. "Warum bist du hier, Mary?" Endlich sieht sie mich an und hört auf zu zappeln.

"Wegen Mom. Es... es geht ihr nicht gut.", flüstert sie schon fast. Erschrocken sehe ich sie an und kann nicht glauben, was ich da höre. "Was ist passiert? Ist sie krank? Braucht sie Hilfe?" Mein Herz rast, bei dem Gedanken, dass Taylor erneut etwas zugestoßen sein könnte. Sie ist eine so wundervolle Frau, sie hat so etwas einfach nicht verdient.

"Nein! Nein, sie braucht keine Hilfe. Also... nicht direkt." Mary atmet tief durch und versucht sich zu sammeln. "Ihr... ihr geht es einfach nicht gut. Sie vermisst euch so sehr und weint nur noch. Sie versucht es zwar zu verstecken, aber sie schafft es nicht immer. Und... wir vermissen euch auch."
Ich trete einen Schritt auf sie zu und ziehe sie in meine Arme. Sie ist so winzig, im Gegensatz zu mir, das ich mich tiefer runterbeugen muss. "Ich vermiss euch auch, Mary. So sehr!", nuschele ich mit meinem Mund auf ihren Kopf.

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⏰ Letzte Aktualisierung: a day ago ⏰

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