Flashback Teil 2 - Rettung

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Hoch über einer kleinen Insel, mitten im atlantischen Ozean, scheint die Sonne. Sie ist Meilen von der nächsten Küste entfernt. Irgendwo nördlich von England, schon fast bei Island, aber dennoch Meilen davon entfernt, liegt sie. Sie ist auf keiner Karte verzeichnet. Nur wenige wissen von ihrer Existenz und jene die es wissen, wollen es nicht verraten. Ich erinnere mich an eine grobe Position, aber der genaue Standpunkt ist auch mir unbekannt. Und... wenn ich ehrlich sein soll... will ich auch nicht, dass irgendjemand diese Insel findet...


Langsam öffnete ich die Augen. Ich spürte Sand an meinen Armen und unter dem Gesicht. Kraftlos stemmte ich mich in eine sitzende Position. Der Himmel war blau und wolkenlos. Die Sonne schien. Langsam stand ich auf und blickte zum Meer. Die Flut schien mich angespült zu haben. Mich und den kläglichen Rest meines Bootes. Ich drehte mich um. Hinter mir war eine Landschaft so unglaublich, dass ich nicht wusste, was ich zuerst anschauen sollte. Riesige Berge erhoben sich umgeben von einem schier endlosen Wald. Ich konnte nur vermuten, wie viel Land es hinter den Bergen noch gab. Unentschlossen schaute ich noch einmal zu dem Meer, dann begab ich mich langsam in den Wald. Ich bewegte mich so lautlos wie möglich. Ich hatte Angst. Unendliche Angst. Was befand sich auf dieser Insel. Wilde Tiere? Menschen? Oder vielleicht etwas anderes? Ich hatte gar nicht erst versucht, mich zu orientieren. Ich wusste es würde mir nicht gelingen. Ich folgte einem Bach und fand ich ein kleines Häuschen. Es sah alt und mitgenommen aus und es schien seit Ewigkeiten niemand mehr dort gewesen zu sein. Die Tür stand offen. Ich sah mich um und als ich nichts hören oder sehen konnte, ging ich hinein. Es roch modrig, an den Wänden hangen Teile von Rüstungen und Waffen und auch auf dem Boden lagen ein paar Helme. Sie sahen aus wie Helme einer alten Armee. Ich fand ein kleines Buch, setzte mich in eine freie Ecke und schlug es auf. Die meisten Seiten konnte man nicht mehr lesen. Das einzige was ich entnehmen konnte war, dass diese Insel ein Stützpunkt im zweiten Weltkrieg war. Sie gehörte zu keinem Land oder Kontinent. Stattdessen war sie davor eher ein eigenes Land gewesen, aber schon Hunderten, wenn nicht sogar Tausende, Jahre vor dem zweiten Weltkrieg verlassen gewesen. Nach dem Krieg geriet die Insel in Vergessenheit. Wenigstens wusste ich dadurch, dass ich auf keinen Menschen treffen würde. Was mich sowohl beruhigte, als auch beunruhigte. Allein auf einer Insel, die keiner, der lebte, kannte. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, meldete sich mein Magen. Mir fehlte die Kraft, um Magie zu benutzen, doch glücklicherweise fand ich einen Bogen und ein paar Pfeile. Außerdem hatte ich Angst, dass mich eine Hexe finden könnte, wenn ich Magie einsetze. Nach einigen Fehlversuchen, hatte ich es geschafft einen Hirsch zu erlegen. Das Ausnehmen und Häuten fiel mir schwer und ich habe mich lange dazu überwinden müssen. Ich machte ein Feuer in dem Haus und legte mich schlafen.


In den darauf folgenden Tagen machte ich mich mit meiner Umgebung vertraut. Schon bald kehrte ich nicht mehr in die Hütte zurück, sondern suchte mir neue Unterkünfte. Ich kletterte auf die Berge und wanderte durch den Wald. Je mehr ich ins Innere der Insel gelangte, umso häufiger fand ich Häuser. Ich fand nicht nur Häuser aus Stein, die wohl von den Leuten aus dem zweiten Weltkrieg stammten, sondern auch auf ältere Bauten, auch teilweise aus Holz. Manche waren sogar direkt in den Fels der Berge gehauen worden. Oft musste ich über Abgründe und fehlende Wegteile springen. Manchmal gaben die alten Bretter unter mir nach. Unzählige Schrammen und Wunden übersähten meinen Körper, doch mit der Zeit wurde ich immer geschickter. Mitten in den Gebirgen gab es kleine Dörfer. Ich fand sogar einen riesigen Tempel und etwas, dass vielleicht etwas Ähnliches wie ein Kloster oder ein weitere Tempel war. Ich fand ebenso Statuen, Wandzeichen und vieles mehr, was auf eine längst vergessene Kultur schließen ließ. Anfangs ignorierte ich die Zeichen, da ich sie eh nicht verstand. Doch es schien keinen Weg von der Insel zu geben. Aus den Tagen wurden Woche, aus den Wochen Monate. Und ich begann mich mit der alten Kultur auseinander zu setzen. Ein Jahr verging. Ein ganzes Jahr auf dieser verlassenen Insel. Ich hatte mich daran gewöhnt immer allein zu sein. Naja bis auf die Tiere auf der Insel. Mir gefiel mein Leben, so eng mit der Natur, weit weg von den Hexen, meinen Eltern, dem Kishin, einfach allem anderen lebenden mit zwei Beinen. Entgegen all meinen Erwartungen kam nach einem Jahr ein Schiff. Ich stand auf einem Berg. Das Schiff schien die Insel nicht zu sehen. Aber ich sah sie. Ich kletterte zum nächsten Dorf. Ich wusste inzwischen genau, was dort war. Ich fand ein paar Fässer, rollte sie auf einen Haufe und zündete ihn an. Ein lauter Knall und der Haufen wurde in die Luft gejagt. Ich kletterte wieder ein Stück hinauf, um nachzusehen, ob ich bemerkt wurde. Das Schiff drehte bei. So schnell mich meine Beine trugen, rannte ich zum Strand. Menschen. Echte Menschen. Als ich am Strand ankam, war das Schiff schon da. Einige Männer standen am Strand und schienen zu warten. Ich schrie, als ich sie sah und sie drehten sich zu mir. Einer kam mir ein paar Schritte entgegen. Er trug ein langes Gewand und schien nur wenige Jahre älter, als ich zu sein. Ehe ich mich versah, hatte ich meine Arme um ihn geschlungen. Er kniete sich hin und nahm mich in den Arm. Ich spürte, wie sehr ich mich doch unbewusst nach jemanden gesehnt habe, der bei mir ist und die Tränen liefen mir die Wangen runter. Sie tränkten das Gewand des Fremden und ich begann zu schluchzen.

„Ganz ruhig. Es wird alles wieder gut. Wir bringen dich nach Hause." sprach er mit sanfter Stimme. Nach Hause. Das klang so gut, auch wenn ich nicht wusste wo „zu Hause" war. Ich war gerettet. Von der Insel und von der Einsamkeit.



Der Fremde hieß Justin Law. Er war eine Death Scythe des großen Shinigami, welchem er von ganzem Herzen folgte. Er war 4 Jahre älter als ich und die jüngste Death Scythe die es je gab. Als Waffe bräuchte er eigentlich einen Meister, da er aber eine Guillotine war, brauchte er keinen. Er erzählte mir viel von Shinigami und der Shibusen, aber auch von dem Kishin... aber auf eine andere Weise, wie es meine Eltern getan hatten. Ich hüllte mich die ersten Tage in eisernes Schweigen. Ich wusste nicht, wie ich erklären sollte wer ich bin und woher ich kam. Ich war mir nicht einmal sicher, ob es die Wahrheit war, was ich von meiner Vergangenheit zu wissen schien, schließlich war ich ein Jahr allein auf einer Insel gewesen. Justin war geduldig. Seine Stimme war immer so sanft, wie damals am Strand. Da ich nicht reden wollte, tat er es und ich war ihm dankbar dafür. Er stellte auch keine Fragen. Er aß mit mir, zeigte mir alles, war einfach immer da. Half mir, wenn andere mich aus Neugier bedrängten. Er ging sogar mit mir in die Bibliothek der Stadt, in der wir waren. Es war 2 Wochen nachdem sie mich von der Insel geholt hatten, als ich mein Schweigen brach. Wir waren gerade beim Essen. Ich konnte es nicht mehr aushalten. Ich starrte in die Suppe vor mir.

„Die Hexen planen etwas." sagte ich leise. Justin, der gerade einen Löffel Suppe essen wollte, hielt inne. Er ließ den Löffel zurück in die Schale sinken.

„Ich weiß nicht genau was aber...es hat etwas mit dem Kishin zu tun. Meine Eltern sie...sie wollten etwas mit mir machen. Etwas... das mich zu einem...Kishin machen sollte." Leise rollten mir Tränen über die Wange und tropften dann in meine Suppe. Justin sah mich an und in seinen Augen war Mitleid zu erkennen. Vor ihm saß ein kleines Mädchen, dass offensichtlich eine Hexe war und vor der eigenen Familien flüchten musste. Vorsichtig nahm er mich in den Arm.

„Es wird nie wieder einen Kishin geben. Nie wieder! Und was die Hexen angeht, so werde ich nicht zulassen, dass sie dir etwas antun. Das schwöre ich bei meinem Leben!" Wieder weinte ich bitterlich. Und wieder spürte ich, wie gut es tat. So begann mein neues Leben als Spionin und Kämpferin der Shibusen. Justin brachte mir alles über Seelenwellen bei. Was sie sind. Was sie bewirken. Und wie ich sie einsetzen kann. Ich verfeinerte meinen Umgang mit dem Bogen. Lernte mit Schwert und Messer zu kämpfen und auch der Umgang mit Feuerwaffen war mir schon bald nicht mehr fremd. Mein größtes Hobby wurde die Archäologie und Mythologie. Aber das wichtigste für mich wurde Justin. Er bestärkte mich in allem was ich tat. Die Jahre vergingen und ich musste mir eingestehen, dass ich mich in den Blondschopf verliebt hatte.

Die Acht - Soul Eater FF (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt