Kap. 16 - Flucht

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Ich lande im Stroh, als mich der Mann von hinten nach vorne stößt. Meine Hände auf dem Rücken gefesselt. Unbeholfen drehe ich mich um. Ich kann nicht aufstehen. Der Mann steht über mir. Er zückt ein Messer, dreht mich wieder auf den Bauch und schneidet das Seil an meinen Handgelenken auf. Mit einem kräftigen Ruck schmeißt er mich wieder auf den Rücken und neigt sich zu mir. Sein Gesicht ist nah an meinem. Ich rieche seinen Schweiß und seinen Mundgeruch. Angewidert versuche ich meinen Kopf wegzudrehen.

„Nana meine Süße. Wir wollen doch nur etwas Spaß haben. Und es macht doch erst so richtig Spaß, wenn du dich voll bewegen kannst." Er lacht. Ein widerwärtiges Lachen. Unerwartet lässt er das Messer los und steht wieder auf. Er dreht sich mit dem Rücken zu mir. Die Gelegenheit nutzend greife ich nach dem Messer. Der Mann dreht sich gerade um, als ich aufspringe und ihm das Messer in die Brust ramme. Er taumelt rückwärts und fällt. Ich will das Messer dabei herausziehen, es steckt jedoch fest und so werde ich mit auf den Boden gezogen, wobei ich einen Schrei unterdrücke. Er lebt noch und will um Hilfe schreien. Blitzschnell ziehe ich meinen Dolch, den ich unter meinen Sachen versteckt habe, und schneide ihm die Kehle durch. Warmes Blut läuft über meine Hand, als ich einige Momente verweile. Ich keuche vor Aufregung. Die Augen meines Opfers starren ins Nichts. Er ist tot. Langsam stehe ich auf und schaue mich um. Ich wurde in einen Schuppen gebracht. Weit weg von dem Lagerfeuer, damit man meine Schreie nicht hören würde. Es ist dunkel. Keine Fackel erhellt diesen Teil des Dorfes. Es gibt zwei Dinge, die ich jetzt tun muss. Als erstes muss ich meine Waffen wieder finden und danach die anderen befreien. Ich blicke noch einmal auf den Hünen auf den Boden. Ich gehe zur Tür und schaue hinaus. Niemand zu sehen. Achtsam schleiche ich von Deckung zu Deckung. Ich muss zum Feuer kommen und dann weiter in die Richtung, in die die anderen gebracht wurden. In Gedanken vertieft, wie ich vorgehen soll, merke ich nicht, wie sich ein paar Wachen nähern. Im letzten Moment kann ich noch in einem der Häuser verschwinden. Zu meinem Glück befinden sich darin meine Waffen und unsere Taschen. Durch ein Fenster im hinteren Teil des Hauses gelange ich wieder hinaus. Mit neuer Zuversicht husche ich an dem Feuer vorbei und folge dem Schein der Fackeln, die in regelmäßigen Abständen angebracht sind.

Kilik und die anderen sitzen in einem Stahlkäfig. Die Hände auf den Rücken zusammengebunden, denkt er über einen Fluchtversuch nach. Leider gibt es keine Chance, mit gefesselten Händen, sich irgendwie aus einem Käfig zu befreien. Das einzige Positive an der Situation ist, dass sie den Käfig nicht irgendwo aufgehängt haben.

„Sieh's doch mal positiv." sagt Ox, woraufhin dieser einen finsteren Blick von Kilik erntet.

„Immerhin haben wir sie noch nicht schreien hören." Ox versucht vergebens zu lachen. Kilik schaut ihn weiter finster an. Hinter ihm schüttelt Harvar den Kopf.

„Das fand sogar ich erbärmlich." sagt er. Fire und Thunder sitzen ruhig in der Ecke, aber auch ihnen ist anzusehen, wie schlecht Ox' Aufmunterungsversuch ist.
„Ok. Ja. War ein schlechter Witz."

„Schlecht? Es gibt gar kein Wort um DAS zu beschreiben."

„Hack nur weiter auf mir rum, Fyn." meckert Ox. Ich stehe vor dem Käfig und lasse diese Erkenntnis wirken. Nach erstaunlich langer Zeit starren mich alle mit offenen Mündern an.

„Fyn!" sagen sie im Chor.

„Also dafür, dass ihr so schlau seid, hat das jetzt aber ziemlich lange gedauert." Ich grinse sie breit an. Unterwegs habe ich ein Schwert aufgesammel, welches ich nun auf das Vorhängeschloss sausen lasse. Mit lautem Klirren zerbricht das Schloss und fällt zu Boden. Ich steige in den Käfig und löse die Handfesseln meiner Freunde.
„Wie hast du es geschafft hierher zu kommen?" fragt Harvar, während ich seine Fesseln löse.
„Die Typen mögen Muskeln haben, aber die scheinen ihre Gehirne außer Kraft gesetzt zu haben." erkläre ich.

„Mit anderen Worten sie sind Strohdumm." fast Ox zusammen.

„Ja so kann man es auch ausdrücken." Ich habe endlich alle Fesseln durchgeschnitten und wir schleichen in den Schatten der Häuser entlang. Zuerst führe ich sie zu einem Haus etwas abseits der anderen, wo ich unsere Taschen versteckt habe. Danach gehen wir weiter zum Rand des Dorfes.

„Unglaublich, dass sie die Toten noch nicht bemerkt haben." flüster ich nachdenklich.

„Tote!?" fragen Ox und Kilik wie aus einem Mund.

„Ha. Wusst ich doch, dass da noch was ist." Harvar lacht kurz auf und kassiert einen wütenden Blick von mir, was ihm nur leider nichts ausmacht. Wir beeilen uns, das Dorf hinter uns zu lassen. Wir haben gerade die letzten Häuser erreicht, als...

„Wo wollt ihr denn so schnell hin? Ihr seid doch gerade erst gekommen." Wir bleiben stehen. Vor uns tritt eine Gestalt aus dem Schatten. Schon an der Stimme erkennen wir, wer vor uns steht.

„Sansa!"

„Ich weiß nicht was, aber irgendetwas habt ihr vor." Sie kneift die Augen zusammen und mustert mich.

„Was willst du eigentlich von uns? Es ist nicht meine Schuld, dass du hier an diesem... Grenzposten bist. Grolle lieber denen, die den Kishin erweckt haben." gebe ich zurück. Langsam werde ich nervös. Ich spüre den Talisman unter meinem Shirt und wiederstehe dem Drang ihn anzufassen.
„Oh ich werde mit ihnen reden, wenn ich dich ihnen ausliefere." Sie wirkt bedrohlich. Ich sammle Magie und mache mich bereit.

„Das glaub ich nicht!" Ich lasse die Magie in einem einzigen grellen Blitz frei und schnappe mir meine Freunde. Wir rennen einfach geradeaus. Der Weg führt bergab, was uns schneller macht. Allerdings hören wir auch schon Schritte hinter uns. Verzweifelt schaue ich mich um, aber es gibt nur nackten Fels und der helle Mond macht das Ganze nicht besser für uns. Nach einigen Biegungen, fällt vor uns eine Klippe ab. Dank des Mondlichtes sehen wir diese rechtzeitig. Schlitternd kommen wir zum stehen, ebenso unsere Verfolger. Einer der Männer tritt lachend vor.

„Ihr könnt nirgendwohin...Ihr gehört uns." Verunsichert treten wir einige Schritte rückwärts, während die Wand aus Männern näher kommt. Instinktiv umfasse ich den Talisman mit meiner rechten Hand. Er beginnt daraufhin stark zu leuchten und ehe ich weiß, was geschieht blendet uns alle ein grelles Licht. Erschrocken treten wir alle einen Schritt zurück. Der Boden unter unseren Füßen gibt nach und wir fallen. Tiefer als das letzte Mal. Wir landen mit einem lauten Klatschen im Wasser eines Flusses, dessen reisender Strom uns mitzieht.

Die Acht - Soul Eater FF (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt