Kap. 28 - Ungesucht und doch gefunden

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Nach einer mehr oder weniger weichen Bruchlandung, finden wir uns auf einer scheinbar unbewohnten Insel zwischen Grönland und Europa wieder. Wir waren bis zur Ostküste Grönlands gewandert. Da wir weder ein Boot, noch ein Flugzeug fanden, beschloss ich einen Besen zu besorgen und uns so weiter zu bringen. Kilik hatte sich Fire und Thunder in ihrer Waffenform an seine Tasche gebunden. Einen Tag und eine Nacht flogen wir über den Ozean, bis plötzlich ein Sturm über uns hereinbrach. Wir erwachten an einem Strand. Die Sonne schien und es herrschte bestes Wetter. Wir aßen etwas und wollten dann weiter, doch kaum waren wir einige Meter von der Insel entfernt, nahm die Windstärke zu, Regen setzte ein und wir wurden wieder zur Insel zurück geschleudert. Wir versuchten es den ganzen Tag an verschiedenen Stellen, doch immer wieder zog ein Sturm auf, wenn wir uns zu weit von der Insel entfernten. Und dieser Sturm verschwand jedes Mal so schnell, wie er gekommen war. Irgendetwas will uns nicht von der Insel lassen. Unter einem Felsvorsprung schlugen wir unser Lager auf. Am nächsten Morgen beschließen wir, uns auf der Insel ein wenig umzusehen. Vielleicht würden wir ja doch einen Weg finden, um hier weg zu kommen. Der Strand war breit, doch dort wo er Richtung Landesinnere aufhört, beginnen Berge, deren Spitzen in den Wolken verschwinden. Nach einigen Stunden löst ein Wald den ewigen Sand ab und das Meer ist nicht mehr zu sehen. Je weiter wir gehen, desto mehr beschleicht mich das Gefühl schon einmal hier gewesen zu sein. Ich grabe in meinen Gedanken und versuche mich zu erinnern.

"Hey, Fyn! Sieh dir das mal an!" Kilik reißt mich aus meinen Gedanken und ich merke, dass ich stehen geblieben war. Vor meinen Füßen lief ein Bach entlang. Kilik steht auf der anderen Seite des, kaum einen Schritt breiten, Bachs und zeigt auf eine Baracke aus Beton. Die Tür hängt nur noch halb in den Angeln und das Holz, aus der sie besteht, zerfällt bereits. Moos wächst an den Wänden des Gebildes und das einzige Fenster das es gibt ist ohne Fensterscheibe. Ich gehe an Kilik vorbei und luge vorsichtig hinein. Was für ein Blödsinn! Wenn hier jemand wär, hätte er uns doch schon längst durch das kaputte Fenster gesehen, schelte ich mich selbst. Ich trete ein und Kilik folgt mir. In der Baracke ist nichts, außer einem halb zerfallenem Regal und einigen leeren, teils kaputten teils ganzen, Flaschen, die auf dem Boden liegen. Im hintersten Eck des kleinen Raumes ist ein großes Loch. Als ich mich darüber beuge, erkenne ich eine, in den Stein gehauene Leiter. Ich habe nicht die Absicht hinunter zu gehen und wende mich wieder ab. Aus dem Wald ertönen die Rufe einiger Hirsche. Fire und Thunder erschrecken sich bei diesem lauten Geräusch und klammern sich an Kilik, welcher ebenfalls zusammenzuckt.

"Hier ist niemand." sage ich kühl, um uns alle zu beruhigen. Es ist eigentlich mehr eine Tatsache, als eine Feststellung, denn so wie es aussah war hier schon lange niemand mehr bis auf die Tiere. Ich bleibe in der Tür stehen und schaue zu den Bergen hinauf. Ich lasse den Blick schweifen und entdecke einen Pfad entlang der Bergausläufer. Ich mache Kilik darauf aufmerksam. Da wir keine bessere Idee haben, folgen wir dem Pfad. Der Weg führt uns ins Landesinnere. Wir zwängen uns durch schmale Felsspalte und durch den Wald, stets ein wenig bergauf. Irgendwann finden wir uns im Gebirge wieder. Wir biegen um eine Kurve und stehen auf einem kleinen Plateau. Vor uns erstreckt sich ein Tal, umgeben von hohen Bergen. Hütten aus Holz spicken den Boden. Die meisten Hütten sind zerfallen oder stehen kurz davor. Sie haben Löcher in den Dächern und an manchen fehlen ganze Wände. Der Boden ist weich und schlammig. In der Mitte der Hüttenansammlung steht, unter einem kleinen Dach, eine Statue, auf der man ein Feuer anzünden konnte. Wir steigen eine schmale, in den Stein gehauene, Treppe hinunter. Netze, Holzkisten und Schrott liegen überall herum, ebenso Öllampen und leere Flaschen. Wir gehen zu der Statue. Sie stellt eine Frau da, die im Schneidersitz auf einem Podest thront. In ihrem Schoß liegen ein paar Holzstücke und Stroh, um ein Feuer zu entzünden. Würde ein Feuer brennen, würden ihre Hände es umschließen.

"Eine Gottheit?" fragt Kilik und betrachtet die Statue von allen Seiten.

"Ich denke schon aber...Ich hatte keine Vision. Das ist seltsam." Bis zum Sonnenuntergang schauen wir uns das Dorf an, finden jedoch nichts Interessantes. Erschöpft und mit lautem Seufzen sinken wir auf den Boden einer Hütte.

"Das war wohl nichts." meint Kilik.

"Ich hätt's wissen müssen." Erneut seufzen wir und Fire und Thunder stehen schweigend wie immer vor uns. "Helft mir!"

"Hm? Hast du was gesagt Kilik?"

"Ich? Nein."

"Dann muss ich mir das wohl eingebildet haben."

"Bitte. Helft mir."

"Da war es schon wieder!"

"Was meinst du?" Ich stehe auf und schaue mich um.

"Ich höre eine Stimme. Jemand spricht mit uns." Kilik scheint ihn nicht zu hören und ich kann ihn nicht sehen.

"Ich kann euch helfen. Ich weiß, weshalb ihr hier seid. Bitte. Helft mir und ich werde euch helfen." Ich setzte mich auf den Boden und gebe Kilik ein Zeichen ruhig zu sein und zu warten. Mit geschlossenen Augen konzentriere ich mich auf meine Umgebung. Alles um mich herum verschwindet und ich betrete die geistige Ebene der Welt.



"Wer ruft nach mir?"

"Ich. "lautet die Antwort einer tiefen, männlichen Stimme.

"Wer bist du?"

"Man nennt mich Kaynarus den Schatten."

"Dann bist du...?"

"Ja, ich bin einer der alten Götter. Und auch meine Macht ist mit einem Stein verbunden, der wie jene ist, die du um deinen Hals trägst."

"Wie kommt es, dass du keinen Tempel besitzt, dass ich keine Vision hatte." frage ich verwirrt.

"Das ist eine Geschichte, die auch deine Begleiter interessieren dürfte. Hilf mir mich zu materialisieren."

"Wie?"

"Leihe mir einen Teil deiner Energie und deinen Schatten."

"Mei...meinen Schatten?" erschrocken weicht mein Bewusstsein zurück.

"Verschließe nicht deinen Geist und lasse zu, dass ich mich deinem Geist anschließe und ich werde den Rest machen." Die Stimme verstummt und es zieht mich in meinen Körper zurück.



Ich öffne die Augen. Mein Schatten wird auf die mir gegenüberliegende Wand geworfen. Doch er ist anders. Er sieht nicht so aus wie ich. Er ist größer, hat breite Schulter, kurze Haare und wirkt im Allgemeinen muskulöser. Kynarus ist jetzt mein Schatten. Kilik sitzt verdutzt neben mir und starrt die Wand an oder besser meinen Schatten.

"Mein Tempel wurde geschändet und ausgeraubt. Deshalb kann ich mich in dieser Welt nicht mehr verfestigen." beginnt Kynarus, als hätte Kilik unser vorheriges Gespräch ebenfalls gehört. "Einst kamen Männer in meinen Tempel. Sie nahmen den Stein, der meine Macht bedeutet, und benutzten ihn, um ihre falsche Göttin auf diese Welt zu holen. Doch diese Göttin kann mit meiner Macht nicht umgehen und wollte auch nie in diese Welt gezogen werden. Dafür ließ sie das Volk, dass hier lebte büßen und noch heute kehrt niemand lebend von dieser Insel zurück...Naja niemand bis auf ein paar Leute vor etwa 6 Jahren. Ich weiß nicht wie, aber sie haben es geschafft die Insel wieder zu verlassen." berichtet er weiter.

"6 Jahre sagst du?" Ich fühle mich in meiner Ahnung bestätigt, als Kynarus nickt.

"Ich weiß wen du meinst." sage ich monoton.

"Ja? Wen? Wer war das und wie hat er es gemacht?" Kilik scheint nun seine Sprache wieder gefunden zu haben.

"Das...war ich." Kynarus scheint ebenso überrascht wie Kilik und augenblicklich tritt Stille ein.


Die Acht - Soul Eater FF (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt