Kap. 23 - Auf Wiedersehen guter Freund

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In vollem Galopp presche ich durch das Unterholz. Ich schaue nicht zurück. Habe Angst davor, was ich sehen könnte. Plötzlich gibt das linke Hinterbein meines Pferdes nach und es fällt wiehernd zu Boden. Ich falle von seinem Rücken und lande neben ihm im Dreck. Schnell steht es wieder auf und rennt panisch davon. Dort wo es gelegen hat, liegt nur noch ein Messer. Ich nehme es in die Hand und schaue es mir im Licht des Mondes an.

„Ein schönes Messer nicht wahr?" Beim Klang der Stimme zucke ich zusammen. Ich kenne sie nur zu gut und doch ist es die letzte, die ich meinem Leben je wieder hören wollte. Er steht hinter mir das weiß ich. Ich spüre es.

„Wie keine Begrüßung? Du vergisst deine Manieren. Aber du bist ja schon lange unterwegs." Mit sanften Schritten kommt er näher. Ich will mich nicht umdrehen, ich will nicht. Sein Schatten ist über mir, als er stehen bleibt. Ich höre die Flammen in seinem Gesicht. Das Feuer, das nie erlischt. Nicht so lange er lebt.

„Steh auf!" Seine Stimme ist wie Eis. Ich erhebe mich, das Messer noch immer in meiner Hand. Ich drehe mich nicht um, will ihn jedoch nicht ansehen. Er packt mich am Arm und dreht mich um, hält meinen Kopf mit seiner Hand und zwingt mich ihn anzusehen. Sein blondes Haar ist zerzaust und hängt ihm teilweise im Gesicht. Die eine Hälfte seines Gesichts von Flammen überzogen. Sein blaues unversehrtes Auge vom Wahnsinn erfüllt. Sein Mund ein angsteinflößendes Grinsen. Es ist ruhig im Wald. Nichts ist zu hören. Traurig wende ich den Blick ab.

„Du erträgst den Anblick nicht, obwohl es deine Schuld ist?" sagt er wütend und stößt mich von sich weg. Ich taumel ein paar Schritte rückwärts. Es war nicht meine Schuld, denke ich. Langsam kommt er auf mich zu.

„Ich weiß, du wirst mich nicht angreifen." sagt er. Er lacht. Leise und verschlagen. Ich will ihn nicht verletzen...aber vielleicht ist es die einzige Chance ihn zu retten. Er würde meine Gefühle sowieso nie erwiedern...und momentan verstehe ich meine Gefühle selbst nicht. Ja, es ist der einzige Weg. Ich muss ihn besiegen. Zu seinem eigenen Besten. Er wird mich sowieso nicht gehen lassen. Wenigstens kann ich es so für immer beenden.

„Du irrst dich Justin." bringe ich hervor.

„So willst du gegen mich kämpfen." Es ist eher eine Feststellung, als eine Frage. Ich antworte nicht, sonder hebe das Messer in meiner Hand an und gehe in Verteidigungsposition. Ein Lächeln zeichnet sich auf Justins Lippen ab. Ich schließe die Augen und spitze die Ohren. Ein leises Rascheln. Rechts, denke ich und drehe mich, um ihn mit dem Messer abzublocken. Ich öffne die Augen und sehe, dass aus seinem Arm die Klinge einer Guillotine ragt. Für einen Moment verschwindet er, dann taucht er hinter mir auf. Auch das habe ich kommen sehen und blockiere mit Leichtigkeit.

„Willst du immer nur in der Verteidigung bleiben?" Ich antworte nicht, sondern warte auf seinen nächsten Angriff, der nicht lange auf sich warten lässt. Es wird ein Geduldsspiel, denke ich, oder er macht einen Fehler.



Kilik und Ox sind schon außer Atem. Ihre Feinde stehen immer wieder auf, egal wie oft sie getroffen werden. Als Ox einen Angriff blockierte, wurde selbst Harvar verletzt und aus dem Schaft der Lanze rinnt Blut, dort wo er getroffen wurde.

„Wie lange halten wir das noch aus?" fragt Ox besorgt.

„So lange, bis sie nicht mehr aufstehen." entgegnet Kilik verbissen. Er kann Fyn nicht allein lassen. Ihr darf nichts passieren, denkt Kilik. Jeder von ihnen denkt krampfhaft über eine Lösung nach, während sie parieren und angreifen, angreifen und parieren. Plötzlich erinnert sich Kilik an eine Trainingsstunde mit Fyn. „Ihr müsst mit den Augen sehen. Nicht mit eurem Hirn oder eurem Herz. Im Kampf sprechen nur eure Augen die Wahrheit. Seht genau hin und euch kann niemand belügen! Seht genau hin und ihr werdet eine Schwachstelle finden! Seht genau hin und ihr werdet eine Erklärung finden!" Das waren ihre Worte gewesen. Sieh mit den Augen, ermahnt Kilik sich. Er verdrängt alles, was er von den Männern gesehen hat und betrachtet sie von neuem. Eindringlich und genau. Der eine ist groß, hat dunkles Haar und seine Augen sind so hell, das sie fast weiß erscheinen. Der daneben ist etwas kleiner und hat braunes Haar, aber die Augen sind dieselben. Kilik dreht seinen Kopf und schaut einen Mann zu seiner Linken an. Groß, muskelbepackt, blond und...dieselben Augen. Schnell dreht er den Kopf in die andere Richtung. Von überall schauen ihn dieselben weißen, milchigen Augen an.

Die Acht - Soul Eater FF (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt