„Na endlich." Kilik atmet tief durch und lässt sich auf den Boden fallen. Fast eine ganze Woche haben wir uns über den Atlantik geschleppt. Auf der Insel haben wir ein altes Boot gefunden, welches wir wieder seetüchtig gemacht haben. Allein das erwies sich als ein Akt, der uns viel abverlangt hat. Nun haben wir endlich wieder Festland erreicht. Ich habe noch nicht versucht eine Vision hervorzurufen, was ich unbedingt nachholen muss. Doch nun möchte ich erst einmal wissen, wo wir uns befinden. Nahe der Küste sind einige Anhöhen. Wir erklimmen eine und lugen vorsichtig auf die Ebene vor uns hinunter. Meilen weit erstreckt sich ein Lager. An einigen Masten wehen Fahnen.
„Frankreich." seufze ich.
„Schön, ich wollte schon immer mal nach Europa." Ich werfe Kilik einen Blick zu, der so viel wie ‚Ist das dein Ernst?' bedeuten soll. Er zuckt nur mit den Schultern. Mein Blick richtet sich wieder auf das Lager. Geschäftig eilen die Menschen zwischen den Zelten umher. Von unserem Standpunkt aus gesehen, ähnelt es einem Ameisenhaufen. Ich bemerke einige Wachen, die uns gefährlich nah sind. Mit einer fließenden Bewegung und einem starken Ruck, packe ich Kilik am Kragen und ziehe ihn in Deckung. Glücklicherweise unterdrückt er einen Aufschrei. Fire und Thunder folgen uns unauffällig. Leise beginnen wir, das Lager in großem Bogen zu umgehen. Wir folgen zunächst der Küste. In einem Klippengebiet finden wir einen Unterschlupf. Gerade noch rechtzeitig, denn es beginnt zu regnen. Mit Magie entzünde ich ein Feuer. Ein kalter Wind weht vom Meer zu uns.
„Sag mal... hast du noch eine Ahnung welchen Monat wir haben?" fragt Kilik müde.
„Nicht genau. Aber ich schätze, es müsste jetzt September sein." antworte ich.
„Was die anderen wohl machen." Er klingt traurig und besorgt. Sein Blick ist trüb und auf die Flammen gerichtet.
„Ich bin sicher, dass es ihnen gut geht." Ich klinge jedoch nicht sehr überzeugt. Wir schauen uns mit besorgten Blicken an. Ich versuche aufmunternd zu Lächeln. Er erwidert es, wobei er genauso kläglich aussieht wie ich.
In dieser Nacht hatte ich die Vision. Ich sah einen Wald und riesige Felsen. Eine Steinbrücke und verwurzelte Wege und Treppen von der Natur erschaffen. Die Bilder schmerzten, denn sie weckten Erinnerungen an jemanden, den ich schon sehr lange nicht mehr gesehen habe. Am nächsten Morgen erzähle ich Kilik davon.
„Und? In welchem Land befindet sich der Ort?" fragt er.
„In Deutschland nahe der tschechischen Grenze."
„Deutschland?" Ich nicke bestätigend.
„Was stört dich daran?" fragt Kilik mich. Fragend sehe ich ihn an.
„Ich bilde mir ein, deine Mimik ziemlich gut deuten zu können. Ich weiß, dass dich die Situation, in der wir uns befinden nicht glücklich macht. Aber an diesen Ort zu gehen scheint dich noch unglücklicher zu machen. Warum?"
„Bin ich so leicht zu durchschauen?", ich seufze, „Dort in der Gegend wohnt mein Bruder."„Du hast einen Bruder?"
„Ja. Er zog schon vor vielen Jahren aus dem Einflussbereich unserer Eltern. Ich hab ihn seit damals nicht mehr gesehen. Anfangs hat er mir ein paar Briefe geschrieben, aber der letzte kam bevor der Kishin befreit wurde." Während ich erzähle, packe ich meine Tasche, die seit dem Beginn unserer Reise sehr leer geworden ist.
„Und das du ihn wiedersiehst ist schlecht?"
„Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Wir haben uns eigentlich immer gut verstanden aber... was wenn der Wahnsinn ihn verändert hat?" frage ich besorgt und schultere meine Sachen.
„Soweit ich das gesehen habe, können Hexen und Hexer dem Wahnsinn besser wiederstehen, als andere."
„Mag schon sein." Schweigen tritt ein und wir verlassen unseren Unterschlupf, um uns auf den Weg gen Osten zu machen.
„Wie ist es eigentlich bei dir?" frage ich nach einigen Stunden der Stille.
„Was meinst du?"
„Der Wahnsinn. Ich habe mir bisher keine Gedanken darüber gemacht, aber müsste er dir nicht auch zusetzen?"
„Ach das. Es ist...schwer zu beschreiben. Es fühlt sich so an, als würde mich jemand beobachten und versuchen in meinen Kopf einzudringen." erklärt Kilik und schaut dabei nachdenklich gerade aus. Betreten senke ich den Kopf und schaue auf meine Füße.
„A-a-aber es ist nicht schlimm. Wirklich nicht. Ich schätze, dass deine und auch Fire und Thunders Seelenwellen etwas abschirmen." beeilt er sich zu sagen, als er meinen Blick sieht.
„Es tut mir Leid." flüstere ich.
„Es gibt nichts, dass dir Leid tun müsste. Wirklich nicht. Denke nicht daran. Denk nur an dein Ziel und wie wir alle retten." versucht er mich aufzuheitern. Ich nicke nur geistesabwesend. Wo habe ich ihn da nur mit hineingezogen?
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Die Acht - Soul Eater FF (abgebrochen)
FanfictionDie Welt sieht ihrem Untergang entgegen. Der Kishin wurde Befreit und nun verbreitet sich der Wahnsinn unkontrolliert auf der ganzen Welt. Unter der Leitung von Shinigami leisten einige Kämpfer Widerstand, doch die Lage wird immer verzweifelter. Ums...