Kap. 13 - Quer durch Südamerika Teil 1

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Wir kommen nur langsam voran. Und es ist eintönig durch die Landschaft zu wandern. Wir meiden Städte und Dörfer. Betreten nur ein Lager wenn wir unsere Vorräte auffüllen müssen. Meist schweigen wir nur und so ist jeder in seine eigenen Gedanken vertieft. Nur Fire und Thunder spielen ausgelassen, wenn wir Halt machen. Sie heben unsere Stimmung ein wenig und ich weiß, dass es schon allein aus diesem Grund eine gute Idee war sie mitzunehmen. Je mehr wir uns dem Amazonas und der Grenze Brasiliens nähern, desto weniger besiedelt ist die Gegend. Bald sieht man fast nur noch Zäune riesiger Weiden, bei denen man manchmal nicht mehr weiß, ob man in oder außerhalb des Zauns ist. Schon kurz nachdem wir die Reise angetreten sind, haben mich die anderen gefragt, ob es eine Möglichkeit gibt schneller voran zu kommen. Ich habe verneint. Es ist nicht mal gelogen. Mit Magie kann ich auch keine Wunder bewirken nur Wunderähnliches. Als wir mal wieder in der Nähe einer Weide halt machen, auf der wir keine Tiere sehen, kommt mir eine Idee. Ich schnappe mir ein Seil und gehe ohne jede Waffe zur Weide.

„Wo willst du hin?"

„Ich geh mich nur mal umsehen. Keine Sorge ich kann auf mich aufpassen." Und schon bin ich weg und lasse drei verdutzte Jungen und zwei kleine Kinder zurück. Noch verdutzter sind sie als ich wieder zu ihnen stoße. Breit grinsend sitze ich auf einem Pferd und drei weitere folgen mir an den Zügeln. Ich halte vor meinen Freunden. Kilik beginnt zu lachen.

„Nein...nein das ist nicht dein ernst."

„Warum nicht? Ihr wollt doch schneller vorwärts kommen oder?"

„Ja schon aber..." Ox ist skeptisch.

„ In der Nähe der Anden ist eines unserer Lager dort werden wir sie dann abgeben." erwidere ich.

„Wo hast du die vier eigentlich her?" fragt Ox.

„In der Nähe ist ein verlassener Schuppen mit Sattelzeug und die Pferde waren auf der Weide. Der Schuppen ist da wahrscheinlich, weil der Haupthof zu weit weg ist. Aber was soll's."

„Das ist Diebstahl."

„Du hast wohl vergessen wer ich bin. Na klar stehle ich." Ohne ein weiteres Wort steigen die drei auf. Ich nehme Thunder vor mich in den Sattel und Kilik Fire. Und schon geht's los. Sechs verrückte Kids, die auf gestohlenen Pferden Quer durch Südamerika reisen. Ich bin gespannt, wie lange das gut gehen wird.



Brasilien gehört noch zu unserem Gebiet und da wir uns im Landesinneren befinden, kommen wir schnell voran. Trotzdem sind wir wachsam. Manchmal frage ich mich, ob wir überhaupt noch geradeaus reisen. Es ist Anfang Juli. Da wir so nah am Äquator sind, sind Tag und Nacht fast gleichlang. Am Rand des Amazonas in Bolivien erreichen wir eine kleine Felslandschaft. Es ist nicht sonderlich steil, weshalb wir sie direkt überqueren und nicht umgehen. Manchmal lösen sich Steine unter den Hufen der Pferde doch sie sind trittsicher. Der Rappe auf dem ich sitze findet die Wege fast schon von selbst und die anderen folgen ihm, was es uns erleichtert uns auf die Umgebung zu konzentrieren. Die erste Juliwoche ist schon fast vorbei, als wir den höchsten Punkt erreichen. Obwohl es kein hoher Fels ist, ist der Ausblick überragend. Im Norden, Osten und Westen erstreckt sich der Amazonas in seiner vollen Pracht. Hinter uns liegt dagegen nur flache Ebene. Im Westen hinter dem Amazonas sind schon die Anden zu erkennen. Überwältigt von dem Anblick springe ich von meinem Pferd und gehe an den Rand einer Klippe, die vor uns abfällt. Ein Wind kommt auf und weht meine Haare, die ich zusammengebunden habe, zur Seite. Fire und Thunder stellen sich lautlos neben mich. Als Erdschamanen sind sie besonders von diesem Anblick unberührter Natur ergriffen. Wir beschließen hier unser Nachtlager aufzubauen.



Es ist mitten in der Nacht. Der Himmel schwarz und die Sterne funkeln darauf. Durch den Vollmond scheint alles auf der Erde nur halb so dunkel. Ich sitze am Rand der Klippe. Die Beine angewinkelt und mit den Armen umschlungen. Der Wind spielt in meinen zusammengebundenen Haaren, als wolle er sie lösen. Die anderen schlafen friedlich in ihre Decken gehüllt. Doch ich finde keinen Schlaf. Ich habe das Gefühl, als müsse ich den Regenwald so lange ansehen, wie ich kann. Als müsse ich ihn mir ins Gedächtnis brennen... Als würde ich ihn niemals wieder sehen...
„Was wird mit ihm geschehen, wenn wir die Grenze nicht halten können?" Kilik setzt sich neben mich. Gelassen lässt er seine Beine über den Abhang der Klippe baumeln.

„Er wird ihn zerstören." Meine Stimme klingt kalt wie Eis. Wie damals, als ich nach dem Training bei Yivon wieder in die Shibusen kam. Ich weiß nicht, was ich angesichts dieser Tatsache empfinden soll. Ich trauere nicht, denn der Wald ist noch da. Ich bin auch nicht glücklich, denn ich weiß was ihm bevorsteht.

„Du solltest schlafen."

„Du auch."  Wir wissen beide, dass wir schlafen sollten, aber wir wollen nicht. Nach langem Schweigen siegt schließlich doch die Müdigkeit. und  am nächsten Morgen sieht alles wieder besser aus. Der Abstieg ist nicht schwieriger, aber auch nicht leichter, als der Aufstieg. Die meiste Zeit lasse ich mein Pferd den Weg suchen. Was auch gar nicht so falsch ist. Leider habe ich dadurch umso mehr Zeit zum grübeln und das ist nicht sonderlich gut für mich.

Die Acht - Soul Eater FF (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt