Kap. 10 - Simiens Entscheidung

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Der Boden ist so staubig und trocken, dass schon nach kurzer Zeit alles von einer Staubwolke umgeben ist. Diese Umstände machen es Kilik nicht einfacher seine Gegner zu erkennen. Immer wieder kommt ihm ein Satz in den Sinn. „Wir töten so wenige wie möglich, denn ihre Seelen sind keine Kishineier!" Dieser eine Satz stellt für ihn ein Problem dar. Viele hat er schon zu Boden geschlagen, doch ob sie tot oder bewusstlos sind weiß er nicht. Und so plagen ihn Gewissensbisse. Er zwingt sich an etwas anderes zu denken. Er denkt an Fyn. Wie sie vor irgendeinem Gott steht und sich als würdig erweisen muss und dass dieser Kampf nur für sie ist. Doch auch dieser Gedanken beruhigt ihn nicht wirklich, denn er macht sich Sorgen um sie. Es ist erstaunlich, wie wenig er sich auf seine Gegner konzentrieren muss. Ihm wäre es lieber, wenn er sich voll darauf konzentrieren müsste, damit ihm keine anderen Gedanken in den Sinn kommen. Doch leider ist es nicht so. Von hinten springt jemand auf ihn zu. Blitzschnell dreht Kilik sich um und schlägt zu. Diese Menschen sind keine Gegner. Sie sind Marionetten von einem schlechten Spieler. Er sieht sich um und entdeckt Ox nur wenige Meter entfernt. Auch dieser scheint keine Probleme zu haben. Sein Gesichtsausdruck ist jedoch hoch konzentriert. Aber nicht auf den Kampf. Krampfhaft überlegt er, wie er den Menschen so wenig Schaden wie möglich zufügt und sie dennoch außer Gefecht gesetzt sind. Je mehr sich Kilik umsieht, desto mehr begreift er, dass sich hier jeder diese Frage stellt. Selbst der sonst immer gut gelaunte Black Star, scheint so seine Probleme zu haben. Der Kampf tobt und es muss für Außenstehende unerträglich laut sein, doch wer in diesem Getümmel dabei ist, merkt das überhaupt nicht.



Im Innern des Berges ist es, bis auf das brodeln der Lava, still. Wie gebannt schaue ich auf die Gestalt vor mir. Sein kompletter Körper besteht aus Flammen. Dennoch ist zu erkennen, dass es sich bei Simien um einen attraktiven jungen Mann gehandelt haben muss. Seine Haare sind lang und gewellt, auch wenn das am Feuer liegen kann. Er scheint darauf zu warten, dass ich etwas sage, doch mir fällt nichts ein, was nicht wie ein Raub oder Überfall klingt. Ich kann nicht einfach „Her mit dem Stein!" sagen. Zumal er mich dann wahrscheinlich verbrennen würde.

„Wie ich sehe hast du meinen Bruder schon getroffen. Und nun willst du auch meinen Stein und somit meine Kraft." sagt die Flammengestalt. Wieso bin ich nicht darauf gekommen so anzufangen?

„Ja. Ich möchte den Kishin besiegen und brauche dafür eure Hilfe."

„Viele kamen schon hierher. Sie alle baten um den Stein, manche wollten ihn sich einfach nehmen. Doch keiner von ihnen hatte ein ehrbares Ziel im Sinn. Warum sollte ich dir glauben?"

„Hast du eine Ahnung, was da draußen passiert? Seit zwei Jahren ist der Kishin nun schon wieder am Leben. Wir haben keine Hoffnung mehr gehabt, bis ich von diesem Talisman gehört habe." Ich strecke ihm den Talisman hin, in dem Garis Stein hell strahlt.

„Ich weiß. Ich habe gespürt, wie sich die Seelenwellenlänge des Kishins ausbreitet. Und auch ich weiß, dass die Steine einzusetzen womöglich die letzte Chance ist." Ich atme erleichtert aus. Er scheint mich zu verstehen.

„Aber!..." Oh nein. Ein „Aber" kann nichts Gutes bedeuten. „...woher soll ich wissen, dass du der Steine und der damit verbundenen Macht würdig bist?" Das musste ja kommen. Dieselbe Frage werde ich noch oft beantworten müssen. Doch es ist eine gute Frage. Warum ich?

„Ich ehre die alten Regeln und habe kein Interesse an der Macht, die die anderen Hexen sich ersehnen." versuche ich es mit Yivons Worten. Ich hoffe, dass er nicht, wie Gari, in meine Seele sehen will.

„Ich spüre, dass deine Seels in der Tat rein ist von dem, was die anderen belastet." Er wird nachdenklich und scheint in seine Gedanken zu sinken. Ich will nicht stören und warte geduldig. Dabei fällt mir ein, dass ich keine Ahnung habe, wie lange ich schon unterwegs bin und wie viel von den 5 Stunden noch übrig ist.



Ungeduldig läuft Kim auf dem Felsvorsprung auf und ab. 5 Stunden haben die Kommandanten ihnen gegeben. Etwas über 4 sind schon verstrichen. Fyns letzten Worte kommen ihr wider in den Sinn. „Wenn die 5 Stunden um sind und ich noch nicht wieder zurück bin geht ihr!" Dieser Satz war deutlich. Aber würde sie wirklich einfach gehen können?

„Jetzt beruhig dich endlich mal! Du machst mich mit deinem hin und her noch ganz nervös!" meckert Jackie nach einer Weile.

„Machst du dir denn keine Sorgen?"

„Natürlich, aber dein rumgetigere ändert nichts an der Situation. Wir müssen einfach abwarten, was passiert." Sie hat ja Recht, aber so einfach ist das nicht. Ihre Freunde kämpfen vor den Bergen, um Zeit zu gewinnen und Fyn ist irgendwo in einem der Berge hinter ihr und hat es wahrscheinlich genauso schwer. Sie selbst kann nichts anderes tun, als zu warten. Zudem macht Kim sich sorgen wegen des Bebens, das vor etwa einer Stunde eingesetzt hat und nach wenigen Momenten wieder verschwunden ist. Es kam von dem Berg, zu dem Fyn geflogen ist, da ist sie sich sicher. Zu gern würde sie ihr folgen, doch das kann sie nicht. So verbringen Jackie und Kim die Zeit in Schweigen. Nicht einmal den Kampf hört man, was das Tal gespenstisch ruhig wirken lässt.



Die kurzen Augenblicke, wie Ewigkeiten vor und ich wünsche mir, das Simien einfach was sagen würde. Dann endlich sieht er mich wieder an.

„Deine Zeit ist bald um." Mit dieser Aussage habe ich nicht gerechnet. Verdutzt schaue ich ihn an und warte auf eine Erklärung des gesagten.

„Deine Freunde haben dir 5 Stunden gegeben. 40 Minuten bleiben dir noch." Ich verstehe und meine Augen weiten sich. So viel Zeit habe ich schon verloren. Ich brauche den Stein so schnell, wie möglich. Aber ich habe den Verdacht, dass er mich testen will. Kann es wirklich sein, dass ich so lange schon unterwegs bin? Ich habe lange gebraucht, bis ich den Eingang gefunden habe und auch dem Gang bin ich lange gefolgt. Ich kann meine Ungeduld nicht mehr zurück halten.
„Was ist nun mit dem Stein? Du weißt selbst, dass ich keine Zeit habe." schreie ich verzweifelt.

„Ich habe gesehen, was ich wissen muss." sagt Simien nur. Ich verstehe nicht, doch er dreht sich zu der Wand um, an der sein Name steht und holt etwas. Dann kommt er zu mir. Er steht direkt vor mir und streckt mir seine Faust entgegen, so als würde er mir etwas geben wollen. Perplex halte ich meine Hand unter seine Faust und in meine Hand fällt ein blutroter Stein. Verdutzt schaue ich von dem Stein zu Simien und merke erst jetzt, dass, obwohl er aus Flammen zu bestehen scheint, es angenehm kühl in seiner Nähe ist.

„Sprich die Formel und dann geh!" Ich tu wie er sagt und in dem Stein scheint nun ein Feuer zu lodern. So schnell mich meine Beine tragen renne ich zum Ausgang. Nach überraschend kurzer Zeit habe ich das Ende des Ganges erreicht. Wahrscheinlich hat Simien mit mir gespielt, als ich dem Weg das erste Mal gefolgt bin. Ich muss meine Augen mit der Hand vor der grellen Sonne schützen.

Die Acht - Soul Eater FF (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt