Kap. 18 - Eine Seefahrt, die ist lustig...

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„Los, los, los!" Wie Schatten, huschen wir zwischen den Häusern der Stadt hindurch. Hinter einer Mauer am Hafen gehen wir in Deckung. Niemand zu sehen. Der wievielte Hafen ist das, frage ich mich. Der 5.? Der 6.? Vielleicht auch der 7. Ich weiß es nicht, denke ich. Seit Wochen suchen wir ein Boot, um damit zum Blue Hole zu fahren. Doch keines ist seetüchtig. Oder sie sind zu groß, um sie mit so wenigen Leuten zu steuern. Unser Plan, schon in Honduras in See zu stechen, ging daneben. Wir haben kein Boot gefunden, sind immer weiter am Meer entlang gereist und mittlerweile schon in der Mitte von Belize. Ich strecke mich und linse über den Rand der Mauer. Die Luft ist rein. Mit einer Handbewegung signalisiere ich den anderen, dass wir weiter können. Wir schleichen zu einem kleinen Boot, das wir ins Visier genommen haben. Es ist Neumond und die Sterne glitzern weit entfernt am Himmel. Wir klettern in das Boot. Ich mache mir an den Kabeln zu schaffen, um das Boot kurzzuschließen und es zu starten. Lange probiere ich verschiedene Kabel, dann endlich springt der Motor an. In der Stille kommt mir das Geräusch des Motors unglaublich laut vor. Schnell stehe ich auf und gehe ans Steuer. Wir fahren, bis wir das Festland fast nicht mehr sehen. Dann übermannt uns die Müdigkeit.

Ich kann mich nicht erinnern eingeschlafen zu sein. Oder mich überhaupt hingesetzt zu haben. Ox steht am Steuer. Ich sehe mich um. Die anderen liegen noch schlafend auf dem Deck verteilt. Ich trete an Ox' Seite.

„Wir haben ein Boot." sage ich und schaue auf das glitzernde Meer vor uns. Ich dachte, es wäre nur ein Traum gewesen.

„Wir haben ein Boot." bestätigt Ox. Sein Gesicht wirkt ernst und angespannt. Ich glaube, erraten zu können, was er gerade denkt. Ich schaue ihn von der Seite an. Er reagiert nicht darauf und starrt stur geradeaus. Ich seufze leise und richte meinen Blick ebenfalls nach vorn. Das türkise Wasser der karibischen See begleitet uns. Wir fahren weit hinaus. Die anderen wachen nach und nach auf. Die Stunden ziehen vorüber. Am frühen Mittag sieht Kilik eine Insel, woraufhin ich die Karte aufschalge.

„Wir haben keinen großen Tiefgang. Es dürfte also kein Problem sein, durch die flachen Engpässe zwischen den einzelnen Inseln durchzukommen." erkläre ich. Als wir näher kommen, entpuppen sich die Inseln als riesige Sandbänke. Ich spüre, wie wir unserem Ziel näher kommen. Auch der Talisman leuchtet wieder. Je näher, desto stärker. Weitere Stunden vergehen. Kilik und Ox spielen mit Fire und Thunder. Jagen sie über das ganze Boot. Harvar sitzt auf der Treppe, die vom erhöhten Bug zum Heck führt und schaut ihnen zu. In diesen Stunden schien alles wieder in Ordnung zu sein.

„Warum so ein langes Gesicht?" frage ich und setze mich neben Harvar. Gerade bringen Fire und Thunder Kilik zu Boden, woraufhin ich lachen muss.

„Wozu sollte diese Rumalberei den bitte taugen?" Mein Lachen erstirbt und ich sehe Harvar ernst von der Seite an. Er hat seine Arme auf seine angezogenen Knie gelegt und seinen Kopf darauf.

„Um sich endlich mal unbeschwert zu fühlen. Hast du so etwas denn nie getan?" frage ich.

„Nein." lautet die knappe Antwort.

„Nicht mal als Kind?" frage ich erstaunt. Endlich schaut er mich an. Sieht die Sorge in meinem Gesicht, dann wendet er sich wieder ab.

„Nein."

„Wieso?" Im ersten Moment denke ich, er würde die Frage einfach ignorieren, doch dann setzt er zur Antwort an.

„Mein Vater war streng. Sehr streng. Sein Motto war: Wer braucht schon Emotionen, die einen aufhalten. Als ich an die Shibusen kam, konnte ich mich schon komplett in eine Waffe verwandeln." Meine Sorge weicht Mitgefühl.

„Was man als Kind gelernt hat, wird man schwer wieder los." sage ich, wende den Blick von ihm ab und schaue stattdessen zu Boden.

„Vielleicht was das Verhalten oder gewisse Ticks angeht, die man von den Eltern übernimmt. Aber alles andere kann man schnell vergessen." Er schaut mich an und lächelt. Ich lächle zurück, dann schaue ich zu den anderen, die von unserem Gespräch nichts mitbekommen haben. Noch immer versucht Kilik wieder auf die Beine zu kommen, wird aber von seinen Partner festgehalten, während Ox sie anfeuert. Lachend droht Kilik immer wieder, dass er sich an Ox rächen würde. Der Wahnsinn mag stark sein, denke ich, aber nichts kann die Reinheit einer Kinderseele zunichtemachen.

Am nächsten Morgen sind wir angekommen. Einige Meter entfernt müssen wir das Boot ankern, da das Wasser zu flach wird, um darauf zu fahren. Wir laufen zum Rand des dunkelblauen Wassers. Vor uns breitet sich ein riesiges Loch von 300 Metern Durchmesser aus, welches mit Wasser gefüllt ist.

„Das ist also das 'Blue Hole'." sagt Harvar.

"Nicht schlecht. Wird bestimmt interessant." mein Kilik grinsend.

Die Acht - Soul Eater FF (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt