Kapitel 14: Durch die Minen von Moria

4.9K 178 15
                                    

Bald ist es soweit und wir werden die Reise unseres Lebens antreten. Ich ziehe mir dafür eine braune Hose, eine grüne Bluse, mit brauner Lederweste und bequeme, hohe Stiefel an. Die ersten Strähnen meines Haars flechte ich nach hinten, sodass sie mir nicht im Gesicht hängen. Nachts habe ich kaum geschlafen. Mein Kopf kam einfach nicht zur Ruhe. Frustriert starre ich in den Spiegel und mustere mein Gesicht. Die Augenringe sind deutlich zu erkennen, aber das lässt sich jetzt nicht mehr verhindern. Mit meiner Tasche verlasse ich das Zimmer. Nuin steht unten bereit und scharrt ungeduldig mit den Hufen. In meinen Gedanken versunken, befestige ich mein Gepäck, jedoch kann ich nicht auf ihm reiten, da er als Gepäckträger fungiert. Gimli und Legolas helfen mir dabei Nuin zu beladen. Kaum sind wir fertig, werde wir von ganz Bruchtal verabschiedet. Ich umarme meine Freundin Arwen zum Letzten Mal. Ich weiß, dass ich sie vermutlich nie wieder sehen werde. Sie sagt mir spaßeshalber, ich solle auf Aragorn aufpassen. Ich nicke ihr zu und lächle sie nochmal an. Ich kämpfe gegen die Tränen an. Arwen ist wie meine Schwester, die ich jetzt zurücklasse.

Die Reise beginnt. Am Anfang unterhalte ich mich mit niemanden und gehe strickt voraus. Doch lockert sich nach etwa zwei Stunden die gesamte Situation. Ich erzähle den Hobbits, Merry und Pippin, alte Geschichten, wie ich damals in der Welt der Menschen gelebt habe. Das Glitzern in ihren Augen sagt mir, dass ihnen die Geschichten gefallen. Inzwischen hören auch Boromir und Sam zu. Ich komme mir vor, wie eine uralte Frau, was ich irgendwie auch bin. Die ersten Tage vergehen ziemlich schnell woraus dann doch Wochen werden. Auch heute sind wir wieder seit Stunden unterwegs. Da wir nicht ewig laufen können, machen wir eine Pause. Boromir und Aragorn zeigen Merry und Pippin wie man richtig kämpft. Sam sitzt mit Gandalf, Frodo und Gimli an einem kleinen Feuer und essen eine Kleinigkeit. Legolas hält zur Sicherheit Ausschau. Ich hingegen nutze die Zeit sinnvoll und beobachte Legolas aus meinem Augenwinkel. Ich kann gar nicht aufhören ihn anzusehen und langsam fällt es Gimli auf. ,,Hat die Prinzessin gefunden, wonach sie gesucht hat?", fragt er amüsiert und bringt mich zurück in die Wirklichkeit. Meine Wangen werden rot und nun lacht er laut los. Auch die anderen Anwesenden können sich ein Lachen nicht verkneifen. Sprachlos starre ich die Bande an und fliehe vor lauter Peinlichkeit. So wird Gimlis Lachen noch lauter bis seine Gedanken abdriften. Er schlägt vor durch die Minen von Moria zu gehen. Gandalf ist dagegen und dies auch zurecht. Auch wenn ich gern Balin wiedersehen würde, aber es wäre zu gefährlich diesen Weg zu gehen. Meine Ohren nehmen auf einmal ein Zischen wahr. Ich richte meinen Blick zu Legolas, der die schwarze Wolke am Himmel streng mustert. Doch ist es keine Wolke. ,,Crebain aus Dunland!", ruft Legolas alarmiert. Jeder sucht sich ein Versteck, sie dürfen uns nicht sehen. Panisch springe ich auf und greife mir die umliegenden Sachen. Nuin wird von Boromir in ein Gebüsch gezogen und die anderen verstecken sich unter Felsen oder Sträuchern. Ich sehe mich suchend um, doch finde ich keine Möglichkeit mich zu verstecken. Plötzlich greift jemand nach meiner Hand. Er zieht mich hinunter in einen kleinen Strauch und ich lande unsanft auf seiner Brust. Legolas hält mir sicherheitshalber den Mund zu und blickt in den Himmel. Mein Herz schlägt so laut, ich habe das Gefühl es springt mir gleich aus der Brust. Prüfend sieht er mich an und nimmt seine Hand von meinem Mund, nachdem ich ihm zaghaft zunicke. Beacht gleiten seine Finger über meine Haut, was mich erschaudern lässt. Ich spüre seinen Atem auf meinen Lippen, sein Herzschlag schlägt gegen meine Brust und beruhigt mich. Doch seine Augen ziehen meine komplette Aufmerksamkeit auf sich. Schneller als ich will, stehen wir beide wieder auf. Die Luft ist jetzt rein, aber wir müssen einen anderen Weg wählen. Über den Caradhras.

Die Schneedecke ist hoch und zwingt die Hobbits in die Knie. Auch Gimli tut sich schwer voranzukommen, sowie Nuin. Ich helfe mit etwas Magie nach und schiebe den Schnee aus dem Weg. Es ist wahnsinnig mühselig und kostet mich viel Kraft. Wir kämpfen uns also durch die weißen Massen. ,,Was meinte der Zwerg vorhin? Was hast du gesucht und gefunden?", fragt mich Legolas der neben mir läuft aus heiterem Himmel. Panisch weite ich die Augen und räuspere mich. ,,Ich habe in meiner Tasche nach einer Kette gesucht. Meine Mutter hat sie mir geschenkt. Dummerweise habe ich sie in Bruchtal vergessen.", plappere ich drauf los und bemühe mich es so glaubwürdig wie möglich klingen zu lassen. Zum Glück hat der Zwerg das nicht gehört, da wäre ich glatt aufgeflogen. Legolas greift sich um den Hals und holt eine Kette hervor. Er legt sie mir schweigend um. Überwältigt von dieser Geste berühre ich den Anhänger und mustere ihn. Es ist ein grünes Elbenblatt mit feinen Gravierungen. „Nimm diese. Meine Mutter gab sie einst meinem Vater und er vermachte sie mir.", erklärt er mir mit einem hinreisenden Lächeln. Mit großen Augen erwidere ich seinen liebevollen Blick. Ich habe ihn angelogen und er schenkt mir eine wertvolle Kette. „Nein Legolas, die kann ich nicht annehmen.", murmle ich betrübt und greife nach dem Verschluss. Ich will sie abnehmen, jedoch hindert er mich daran. ,,Ich möchte, dass du sie nimmst.", versichert er mir. Je länger ich in seine Augen blicke, desto stärker wird mein Herzschlag. In meinem gesamten Körper breitet sich ein unbeschreibliches Kribbeln aus. Fast wie damals im Düsterwald. „Dankeschön. Ich werde gut auf sie aufpassen.", erwidere ich, während ich den Anhänger umgreife. Legolas lächelt mich sanft an, ehe er weitergeht. Vielleicht hatte Arwen recht und er hat eine zweite Chance verdient, aber kann ich mich darauf wieder einlassen?

Chimärâ die Tochter des Ulmo (Legolas FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt