Kapitel 18: Der Weg nach Helms Klamm

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Gandalf richtet seinen Zauberstab auf den König und schafft es, ihn von dem Fluch zu befreien. Noch nie habe ich so eine Veränderung des Körpers gesehen. Die goldene Halle strahlt, als der König wieder zum König wird. Eine Frau mit blondem Haar stützt ihn hilfsbereit. Als ich ihren Gesichtsausdruck erkenne, sehe ich wie glücklich sie ist, nachdem der König sie wohl wiedererkennt. Gandalf übergibt dem König sein Schwert und dies ist ein magischer Moment. An meinem ganzen Körper breitet sich Gänsehaut aus. Sein Gehilfe Schlangenzunge hingegen bekommt seine gerechte Strafe, doch bevor König Théoden ihn diese erteilen kann, wird er von Aragorn aufgehalten. Er meine, dass seinetwegen genug Blut vergossen wurde. Damit hat er recht und dies weiß der König nur zu gut. Er lässt ihn ziehen. Bestimmt macht er sich auf den Weg nach Isengard, wo ihn sein Meister erwartet. Hoffentlich war es kein Fehler ihn am Leben zu lassen. König Théoden hingegen erkundigt sich nach seinem Sohn. Sein Sohn Théodred ist vor kurzer Zeit verstorben und wegen dem Zauber hat er dies nicht mitbekommen. Die Beerdigung seines Sohnes findet kurz darauf statt, auch wir sind eingeladen. Ich kannte ihn zwar nicht, jedoch bin auch ich von der Trauer berührt. Ich weiß zu gut, wie es sich anfühlt jemanden zu verlieren. Ich schiele zu Gandalf, der gegen alle Gesetze der Natur trotzdem bei uns ist.
Während wir den Hügel zur vorbereiteten Gruft laufen, greift Legolas nach meiner Hand und verwebt unsere Finger miteinander. Mir ist nicht aufgefallen, dass er neben mir läuft und als seine Hand meine berührt, fühle ich mich sofort wohler. Mein Körper wird von seiner Wärme angezogen und ich vergesse die Tage der Trauer. Ich schiebe alle aufkommenden Fragen zur Seite. In diesem Moment bin ich dankbar für seine Zuneigung.

Legolas P.O.V__________

Meine Gefühle sind seit unserem letzten Gespräch völlig durcheinander. Ihre ehrlichen Worte haben mich getroffen und das härter als ich zugeben möchte. Vor wenigen Tagen war ich mir sicher gewesen. Sie in meinen Armen zu halten, hat sich so natürlich angefühlt. Ich genieße ihre Anwesenheit, ich sorge mich um ihr Wohlergehen und alles was ich mir wünsche ist sie glücklich zu sehen. Jetzt kenne ich ihre Gefühle und das wirft mich aus der Bahn. Eigentlich sollte ich Luftsprünge machen, aber meine Feigheit hält mich davon ab. Ich war in diesem Moment so überwältigt, dass ich kein Wort erwidern konnte. Deprimiert lasse ich den Kopf hängen und erblicke Chimärâ, die wenige Meter vor mir läuft. Meine Gefühle in Worte zu packen, ist nicht meine Stärke. Ohne darüber nachzudenken greife ich nach ihrer Hand. Diese ist so kühl und lässt mich innerlich erschaudern. Ich rücke etwas näher an sie heran, um ihre Wärme zu spenden. Gemeinsam verfolgen wir die Beerdigung. Die Nichte des Königs singt ein Lied für ihren verstorbenen Vetter. Nachdem seine Gruft verschlossen ist, gehe ich allein in den Stall. Ich nehme Arod, meinem Pferd, den Sattel ab und spreche in meiner Heimatsprache zu ihm. Zu meiner Überraschung kommt Gimli dazu. ,,Na, hast du es ihr schon gesagt?", fragt er neugierig. ,,Wem was gesagt?", erwidere ich verwirrt und mustere den Zwerg. ,,Du weißt genau von wem ich spreche. Ich habe gehört was sie gestanden hat. Das war nicht zu überhören.", grummelt er mit rollenden Augen. Er hat es gehört? Das darf ich mir jetzt den Rest meines Lebens anhören. ,,Was soll ich ihr denn sagen?", flüstere ich niedergeschlagen und streichle Arod. ,,Wie wärs mit der Wahrheit?", schlägt Gimli grinsend vor. Er wiederholt also meine Worte. ,,Ich weiß nicht wie Gimli. Wie gesteht man jemanden seine Liebe?.", frage ich rhetorisch und beiße mir auf die Zunge. Jetzt habe ich es zum ersten Mal laut ausgesprochen. Das Gefühl dass ich für sie empfinde ist Liebe.

Chimärâs P.O.V___________

Suchend wandle ich über den Hof. Wo stecken nur meine Kameraden? Ich entdecke Legolas und Gimli im Stall, die sich miteinander unterhalten. Doch meine Aufmerksamkeit wird von Gandalf und König Théoden erregt, die mit einem Pferd und zwei Kindern das Tor passieren. Eines der Kinder ist bewusstlos, weswegen mich Gandalf zu sich rüber winkt. Vorsichtig nehme ich ihm den Jungen ab und lege ich ihn auf den Boden. Er ist dehydriert und benötigt Wasser. Geschickt entziehen ich dem Gras neben mir seine Feuchtigkeit, welche ich langsam ich in seinen Mund tropfen lasse. Es dauert einen Moment bis er die Augen aufschlägt. Zwei Wachen vom König helfen mir mit dem Jungen und so bringe ich ihn in die Halle. Dort bekommen er und seine Schwester etwas zum Essen. Sie erzählen uns, dass böse Menschen ihre Landen anzünden und sie zur Flucht zwingen. Sie arbeiten für Saruman und es wird nicht lange dauern bis sie hier sind. Gandalf rät dem König hier zu bleiben und zu kämpfen, doch der König will in die Hornburg fliehen. Helms Klamm.

Wir verweilen eine Nacht um zu Kräften zu kommen. Ich schlafe wie ein Stein und kann endlich meine Kraftreserven aufladen. Am nächsten Tag helfe ich den Einwohnern beim Packen ihrer Habseligkeiten. Nuin wird inzwischen gesattelt und beladen. Gandalf wird uns verlassen, da er seinen eigenen Plan verfolgt. In wie weit und das helfen wird ist niemanden klar. Doch Gandalf hat mich noch nie getäuscht. Ganz Edoras wird evakuiert. Es ist also die Zeit gekommen und wir machen uns auf den Weg nach Helms Klamm. Ich reite dicht hinter Aragorn. Legolas ist vorne an der Spitze, wegen seiner guten Augen. Éowyn, die Nichte des Königs, läuft neben Arod und auf ihm sitzt Gimli. Die beiden unterhalten sich über das Zwergen Volk. Da werden Erinnerungen wach. Als ich damals mit den Zwergen geflohen bin, oder als ich Legolas geküsst habe. Daran erinnere ich mich gut. Es war ein so schönes Gefühl. Ich werde plötzlich von Boromir angestupst. ,,Hab ich dich gestört?", fragt er belustigt und setzt ein freches Grinsen auf. Seitdem der Ring außerhalb seiner Reichweite ist, wirkt er entspannter und ausgeglichener. ,,Nein, gar nicht. Was ist denn Boromir?", möchte ich wissen und erwidere sein Grinsen. „Ich möchte dich ein wenig kennenlernen. Erzähl mir etwas von dir.", fordert er mich auf. Ich folge seiner Bitte und berichte von meinen Jahren in Bruchtal, meiner Ausbildung und vielem mehr. Anschließend erzählt er von sich. Seiner Kindheit und seinem Bruder. Wir lachen gemeinsam und so unterhalten wir uns bis zu unserer nächsten Rast. Éowyn hat für alle einen Eintopf gekocht, doch lehne ich dankend ab. Am Gesichtsausdruck der Männer sehe ich, dass es nicht schmeckt. Neben Nuin beobachte ich Legolas. Irgendwie sieht er etwas bedrückt aus. So nachdenklich habe ich ihn zu Letzt in Bruchtal gesehen. Entschlossen stehe ich auf und schlendere zu ihm. ,,Ist alles in Ordnung?", frage ich mitfühlend und setze mich neben ihn. Er dreht sich ein wenig verwirrt in meine Richtung. ,,Ach Chimärâ, ich weiß nicht wie ich es sagen soll.", murmelt er verzweifelt und klammert sich am Stoff seines Umhangs fest. ,,Sag es doch einfach. Danach fühlst du dich besser.", ermutige ich ihn. Legolas strafft die Schultern und sieht mich eindringlich an. ,,Ich.. ich...", stammelt er, doch wird er unterbrochen. ,,Wir ziehen weiter!", ruft Hama der Wachmann. Legolas seufzt und erhebt sich. Er geht einfach und mir bleibt nichts anderes übrig als zurück zu Nuin zu gehen. Was wollte er sagen? Dieser Elb kann unerwartet eine ganz schöne Dramaqueen sein. Diesmal unterhalte ich mich etwas mit Éowyn. Sie schwärmt viel von Aragorn, während ich an Legolas denke. Ich lass sie einfach erzählen, bis ich dunkle Magie spüre. Sie sind nicht weit. Ich unterbreche Éowyn und reite nach vorne. Welche Kreaturen greifen uns jetzt an? Beim Elben angekommen schlucke ich schwer. Warge. Sarum hat wie geschickt um unsere Reihen auszudünnen. Legolas schießt bereits ein paar Pfeile auf die Warge. Aragorn informiert die Gruppe über den Angriff, während ich mich auf den Weg ins Geschehen mache. Ich zücke meinen Bogen und fange an die Orks abzuschießen. Doch lange bleib ich nicht auf Nuin. Ein Warge reißt mich zu Boden, doch bevor er ausatmet, hat er einen Pfeil in der Stirn. Mein Bogen bringt nicht mehr viel und so ziehe ich mein Schwert. Jeder Feind der mir in den Weg kommt, bekommt meine Klinge zu spüren. Schwer atmen kämpfe ich mich durchs Geschehen. Da sehe ich es. Aragorn auf einem Warg und dieser läuft auf die Klippe zu. Ich zögere nicht und springe auf den Warg, dort befreie ich Aragorns Arm. Mein Freund bleibt auf dem Boden liegen, jedoch ist es für mich schon zu spät. Ich spüre wie wir über die Klippe stürzen. Mein Herzschlag wird noch intensiver und das Adrenalin rauscht in meinen Ohren. Ich stoße mich vom Körper des Warges ab und pralle gegen einen Stein durch den ich das Bewusstsein verliere. Dass ich schließlich in einem Fluss lande, bemerke ich nicht. Alles was ich spüre ist einzig und allein die Kälte die mich umgibt. Die Dunkelheit hüllt mich ein, wie damals, als mich der Drache in die Tiefen riss. Meine Gedanken driften zu Aragon, Gimli und Legolas. Ich hoffe sie sind alle wohlauf.

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Überarbeitet

Chimärâ die Tochter des Ulmo (Legolas FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt