Kapitel 15: Galadriels Spiegel

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Eingekreist von Orks stehen wir da. Ich atme schwer und zittere. Die widerlichen Kreaturen grinsen uns dreckig an. Obwohl die ganze Situation mehr als ausweglos erscheint, bleibe ich optimistisch und richte meinen Bogen auf die unzähligen Orks. Ich spüre wie die Angst von mir Besitz ergreift, als plötzlich ein helles Licht am Ende der Halle erscheint, gefolgt von einem bedrohlichen Knurren. Die Orks ziehen sich panisch zurück, das heißt es kann nichts Gutes bedeuten. Boromir fragt, was das für eine neue Teufelei sei. Als ich Gandalfs Gesichtsausdruck bemerke, gefriert mir das Blut in den Adern. „Es ist ein Balrog von Morgoth.", murmelt er leise zu sich selbst. Mein Herzschlag setzt einen Moment aus. Dieses Ungeheuer haust in der verlassenen Mine. Wir müssen hier so schnell wie möglich raus! Gandalf scheucht uns in die Richtung der Brücke von Khazad-dûm. Vor Hektik stürzt Boromir fast eine Klippe hinab, doch wird er glücklicherweise zurückgehalten. Ich hasse die Bauweise der Zwerge. Alles ist eng und führt über unendlich tiefe Schluchten. Vorsichtig renne ich die schmale Steintreppe hinunter, bis wir zu einem Hindernis kommen. Ein Teil der Treppe ist abgebrochen. Legolas springt elegant hinüber, Gandalf folgt ihm sofort.  Während Boromir, Merry und Pippin hinüber springen, fällt ein weiteres Stück in den Abgrund. Als nächstes kommt Gimli, der sich ein wenig verschätzt hat und droht abzustürzen. Legolas reagiert schnell und zieht den Zwerg an seinem Bart zurück. Mit rasendem Herzschlag springe ich und schaffe es gerade so an die Kante.

Doch plötzlich bricht der Boden unter mir weg. Mit aufgerissenen Augen starre ich in die geschockten Gesichter meiner Kameraden. Ich falle, aber schaffe es nach der Kante zu greifen. Verzweifelt kralle ich meine Finger in den Stein, um nicht in meinen Tod zu stürzen. Nein, so darf es nicht zu Ende gehen. Legolas packt mein Handgelenk, um mich hochzuziehen, doch rutsche ich weg. Er hält mich mit aller Kraft fest, während ich vor Angst hin und her zapple. ,,Lass mich nicht fallen!", schreie ich ihn an und blicke mit Tränen in den Augen nach oben. „Das werde ich nicht, niemals werde ich dich loslassen!", presst er angestrengt hervor. Meine Kraft lässt langsam nach, ich kann mich nicht mehr an ihm festhalten. Ich schließe betrübt die Augen und warte auf mein Ende, aber statt zu fallen, zieht Legolas mich Stück für Stück nach oben. Als ich wieder festen Boden unter den Füßen habe, lande ich in Legolas Armen. Mein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. Seinen unruhigen Atem spüre ich auf meiner Haut. Dankbar sehe ich ihn an und lockere meinen Griff um seine Schultern. Wir weichen auseinander und atmen tief durch. Fast wäre ich in meinen sicheren Tod gestürzt. Mein Herz kommt kaum zur Ruhe, da Aragorn und Frodo noch auf der anderen Seite stehen. Aber die beiden schaffen es nach Komplikationen zu uns und so geht es weiter zur Brücke. Vor lauter Aufregung sind meine Beine wie Wackelpudding, was mich zurückfallen lässt. Legolas greift unterstützend nach meiner Hand während wir rennen. ,,Ich habe gesagt ich lasse dich nicht los.", sagt er, als wäre es das selbstverständlichste der Welt. Bei der Brücke angekommen, werfe ich einen Blick zurück. Dass der Balrog hinter uns her ist, habe ich schon wieder verdrängt. Legolas lässt mir den Vortritt und so sprinte ich über die gefühlt ein Meter breite Brücke. Auf der anderen Seite angekommen, möchte ich schon erleichtert aufatmen, aber unser Verfolger hat aufgeholt.

Der Balrog steht in seiner bedrohlichen Pracht auf der anderen Seite. Gandalf stellt sich ihm in den Weg, was meinen Puls wieder in die Höhe treibt. Gandalf stellt sich entschlossen dem Balrog. Ängstlich beiße ich mir auf die Unterlippe, als ich seien Handlungen verfolge. Mit dem Einsatz seiner Zauberkräfte, besiegt Gandalf das Ungetüm. Der Balrog fällt in die Tiefen, doch lässt er seine Peitsche noch einmal knallen und greift sich damit Gandalf. Panisch will ich zu ihm rennen, als er sich in das Gestein krallt. Meine Augen beginnen zu Tränen als ich in sein Gesicht blicke. Danach sehe ich alles nur noch wie durch einen dichten Nebel. Ich nehme Stimmen wahr, doch verstehe ich kein Wort. Gandalf lässt los und stürzt in die Schlucht. Kein Muskel rührt sich in mir. Wie versteinert starre ich auf die zerstörte Brücke. Ich bemerke weder die Orks noch die Rufe der anderen. Mich nimmt jemand hoch und trägt mich nach draußen. Ich kann meine Augen einfach nicht abwenden, bis die Brücke nicht mehr in Sichtweite ist. Sanft rüttelt mich jemand, doch sehe und höre ich ihn nicht. Gandalf ist gefallen. Nie wieder werde ich seine Gesellschaft genießen können. Mein Verstand kann es nicht begreifen. Er war einer meiner besten und ältesten Freunde. Er kann doch nicht einfach weg sein?!

Chimärâ die Tochter des Ulmo (Legolas FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt