Kapitel 16: Die Wege trennen sich

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______Merrys P.O.V________

Ich kann einfach keinen Schlaf finden. Ich vermisse meine Heimat, meine Familie und das beste Pfeifenkraut im ganzen Auenland. Pippin wälzt sich neben mir umher, scheint als würde auch er um Schlaf kämpfen. Müde lausche ich dem feinen Gesang der Elben, doch plötzlich höre ich jemanden laufen. Frodo ist auf den Beinen. Er und Chimärâ leiden sehr unter dem Tod von Gandalf. Aragon hat uns erzählt, dass Chimärâ einst Gandalfs Schülerin war und sie seit Jahren eine innige Freundschaft pflegen. Apropos Freundschaft, der Elb Legolas und Chimärâ scheinen sich auch schon länger zu kennen. Die beiden sind so vertraut miteinander. Und obwohl ich Chimärâ und Legolas nicht so lange kenne, kann ich deutlich spüren, dass sie sich mögen. Nach einer Weile steht auch Chimärâ auf und läuft davon. Sieht so aus, als würde nicht nur ich unter Schlaflosigkeit leiden. Frodo kommt nach knapp einer Halbenstunde wieder zurück und legt sich auf seinen vorherigen Platz. Von hier aus kann ich ihn atmen hören. Hektisch hebt und senkt sich seine Brust, als ob ihn etwas beschäftigen würde. Boromir stupst mich unerwartet an. ,,Merry, hast du Chimärâ gesehen?", fragt er mich besorgt. Mit viel Mühe versuche ich ihn zu erkennen und nicke ihm bestätigend zu. ,,Ja, habe ich. Warum willst du das wissen?", frage ich verdutzt. Sorgt er sich etwa um sie? Boromir atmet erleichtert aus. „Gut ich hatte mir bereits Sorgen gemacht. Ist dir auch aufgefallen wie vertraut der Elb und Chimärâ sich sind?", möchte er wissen und rutscht näher heran, damit ich ihn auch verstehe.  Mit hochgezogener Augenbraue mustere ich den Menschen. „Die beiden hatten vor ein paar Jahrzehnten so etwas wie eine Liebelei. So hat es zumindest Herr Bilbo erzählt.", mischt sich Sam ein. Boromir schnappt nach Luft. „Sie hatten eine Liebelei?", fragt er erbost nach was mich innerlich kichern lässt. Er ist eifersüchtig. ,,Boromir, ich glaube nicht das zwischen Legolas und Chimärâ noch etwas ist. Herr Bilbo erzählte, dass es für beide schlecht ausging.", erklärt Sam und gähnt anschließend lautstark. ,,Aber wenn es für beide schlecht geendet hat, warum sind sie dann jetzt so vertraut?, hinterfragt Boromir und wirft einen Blick zum Elben, der einige Meter entfernt liegt und seelenruhig schläft. Dies kann ich mir auch nicht erklären und zucke mit den Schultern. „Warum gestehst du ihr nicht, dass du sie magst? Das würde ein wenig Licht ins Dunkle bringen.", provoziere ich ihn ein wenig, woraufhin er mich ertappt anblickt. ,,Das würde ich nicht machen.", widerfährt es Pippin, der sich aufrappelt. ,,Warum nicht?", frage ich ihn. ,,Chimärâ könnte dies in den falschen Hals bekommen. Sie macht nicht den Anschein als wäre sie über das Vergangene hinweg.", teilt er uns seine Vermutung mit. Irritiert blicke ich ihn an. Ab und an ist Pippin gar nicht so dämlich wie man denkt. Plötzlich erstarrt Boromir, da sie zurück kommt. Wir legen uns schlafen und tuen so, als wäre nichts gewesen. Auch sie wirkt nachdenklich, da sie nicht zu uns geht, sondern sich auf einen Stein setzt. Boromir steht nun einfach auf und geht zu ihr rüber. Das wird nicht gut gehen. Ich kann diesmal nichts hören, jedoch sehe ich von hier aus, dass Pippins Vermutung sich bestätigt. Chimärâ steht schwungvoll auf und wirkt wütend. Sie ballt die Hände zu Fäusten und zieht schließlich ab. Ich werde ihn besser nicht fragen wie sein Vorhaben lief. Ich drehe mich lieber um und schlafe fest ein.

_____Chimärâs P.O.V______

Auf meinem Rückweg laufe ich etwas wacklig, doch stabilisier ich mich mit jedem Schritt. An Schlaf kann ich jedoch nicht denken. Vom Weiten sehe ich, dass sich einige meiner Gefährten unterhalten. Als ich in das Licht des Mondes trete, stoppen sie ihr Gespräch und legen sich schlafen, als wäre nie etwas gewesen. Scheint als solle ihr Gespräch unter ihnen bleiben. Ich seufze leise und schlage einen anderen Weg ein. Auf neugierige Fragen habe ich jetzt keine Lust. Vor mir steht ein Stein und auf dem lasse ich mich nieder. Ich kann mir die ganzen aufgekommenen Gedanken nicht aus dem Kopf schlagen. Boromir kommt überraschender Weise auf mich zu. Was will er jetzt von mir? Ich möchte doch nur meine Ruhe. „Ihr scheint aufgewühlt zu sein. Wollt ihr darüber reden?", bietet er freundlich an. Ich atme laut aus und lege den Kopf in meinen Händen ab. „Das ist sehr aufmerksam von Euch, aber es geht mir blendend.", versuche ich ihn abzuwimmeln. Doch Boromir ist hartnäckig. „Geht es um den Elben? Belästigt er Euch?" Ungläubig wende ich meinen Blick zu ihm. Wie in aller Welt kommt er darauf? „Was?", frage ich verwirrt und mustere sein besorgtes Gesicht. „Ich kann nicht mitansehen, wie er Euch verletzt. Ihr leidet in seiner Anwesenheit. Ich kann Euch helfen.", flüstert er leise und legt mir seine Hand aufs Bein. Mit hochgezogener Augenbraue springe ich auf. „Ich weiß nicht wie Ihr daraufkommt solche Annahmen zu treffen, aber ich kann Euch versichern, dass ich weder leide noch Hilfe benötige.", presse ich wütend hervor und balle die Hand zur Faust. Boromir scheint meine indirekte Drohung nicht zu verstehen und kommt einen Schritt auf mich zu. „Ihr seid zu gut für diesen Mann. Ich würde Euch niemals das Herz brechen und wie die Göttin behandeln die Ihr seid.", murmelt er aufrichtig. Ich sehe ihn fassungslos an. Ohne auf seine Worte einzugehen, verschwinde ich von dieser Lichtung. Was bildet er sich nur ein mir jetzt so etwas zu sagen!  Ich trauere noch um meinen gefallenen Freund und er gesteht mir was? Seine Zuneigung? Ich renne zum Stall von Nuin und setze mich in seine Box. Müde von dem Tag ziehe ich meine Sachen hervor. Voller Zorn kuschle ich mich in meine Decke und träume von meinem alten Leben.

Chimärâ die Tochter des Ulmo (Legolas FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt