Meine Beine schmerzen von dem ganzen Gerenne. Seit drei Tagen versuchen wir die Uruks einzuholen. Am liebsten würde ich Boromir von Nuin runter stoßen, doch weiß ich, dass er noch nicht stark genug ist. Er hatte viel Blut verloren und die Heilung war auch nicht perfekt. Pausen machen wir kaum und das zerrt an unseren Kräften. Mit Legolas habe ich kein Wort mehr gewechselt und es frisst mich innerlich auf. Ich weiß, dass wir auf einer Rettungsmission sind, aber beim Rennen hat man viel Zeit zum Nachdenken. Und das tue ich zu viel, weswegen ich jede Kleinigkeit hinterfrage. Aragorn wird auf einmal langsamer und legt sich auf den Boden. Das macht er alle paar Stunden, um festzustellen, wie schnell die Meute vorankommt. Diesmal sagt er uns, sie würden schneller werden, bestimmt haben sie uns gewittert. Nun müssen auch wir unser Tempo steigern und laufen wieder los. Gimli ist der langsamste und Boromir und Nuin reiten hinter ihm, damit wir ihn nicht verlieren. Inzwischen sind wir in Rohan, in den Landen der Pferdeherren. Mitten auf dem Weg findet Aragorn auf dem Boden ein Lorienblatt. So eins befindet sich an unseren Mänteln, von Frau Galadriel. Legolas steigt auf einen Felsen, da er die Strecke der Uruks erfahren will. ,,Legolas! Was sieht dein Elbenauge?", fragt ihn Aragorn. ,,Die Uruks bringen die Hobbits nach Isengard!", verkündet er seine Entdeckung. Ich beiße mir bei diesem Anblick auf die Innenseite meiner Lippe. Hatte er schon immer so breite Schultern? Ich schüttle diese Gedanken wieder ab und konzentriere mich auf die Jagd. Wir müssen schneller werden, um sie einzuholen. Mit ganzer Kraft rennen wir weiter. Ich kann sie, dank meiner guten Augen erblicken und sehe wie gut sie vorankommen. Wir dürfen jetzt keine Schwäche zeigen, nicht jetzt, wenn wir so nah dran sind. Meine Schritte werden größer, schneller und leichter. Es fühlt sich an, als würde der Wind mich tragen. Für einen kurzen Augenblick vergesse ich, warum ich hier bin, warum das alles passiert. Doch dieser Moment hält nicht lange an, denn neben mir entdecke ich ihn. Er läuft schneller als ich und es fasziniert mich. Die Sonne geht inzwischen schon unter und die Nacht bricht an. Doch an eine Rast ist nicht zu denken, denn das ist unsere Chance, Merry und Pippin zu retten. Mein Körper hat sich inzwischen an das Laufen gewöhnt, doch hätte ich nichts gegen eine kleine Pause.
Die Nacht vergeht wie im Flug und die Sonne schleicht sich an den Horizont. ,,Eine rote Sonne geht auf. Heute Nacht ist Blut vergossen worden", ertönt Legolas Stimme besorgt. Davon habe ich noch nie etwas gehört, aber wenn er das sagt. Aragorn treibt uns weiter und das Spiel nimmt seinen Lauf. Die Sonne steht inzwischen hoch am Himmel und wir halten. Meine Ohren nehmen ein seltsames Geräusch wahr, als würden hundert Pferde auf uns zu kommen. Auch Legolas und Aragorn scheinen es zu hören, denn Aragorn drängt uns hinter Felsen. Kurz darauf reiten sie an uns vorbei, die Rohirrim. Aragorn tritt aus unserem Versteck heraus und fragt sie, was es neues in der Mark gäbe. Das war nicht so clever, da sie zurück kommen. Alle außer Boromir und Nuin sind inzwischen bei Aragorn und die Pferdeherren umkreisen uns. Sie zielen mit ihren Speeren auf und, das gefällt mir gar nicht. Ein Mann mit Helm kommt auf uns zu und ergreift das Wort: ,,Was treiben ein Mensch, ein Elb, ein Zwerg und ein Weib in der Riddermark? Sprecht rasch!" Gimli lässt sich diese Umgangsform nicht gefallen und zieht damit den Zorn des Mannes auf sich. Der Unbekannte droht ihm, dass er Gimli den Kopf abschlägt, wenn er etwas höher über den Erdboden ragen würde. Legolas zieht blitzschnell seinen Bogen und richtet ihn auf den Mann. ,,Ihr würdet sterben, ehe ihr zum Streich ausholt.", presst der Elb hervor. Ich stehe nur daneben und starre Legolas neben mir an, wie er sich für seine Gefährten einsetzt. Aragorn entschärft die Lage und es stellt sich heraus, dass der Mann Éomer heißt. Er wurde aus Rohan verbannt, da der König nicht bei Sinnen sei. Seine Leute stehen treu zu Rohan und unterstützen ihren Anführer. Zu unserer netten Runde kommen auch Boromir und Nuin dazu. Boromir schwingt sich gestärkt und erholt vom Pferd und kommt zu uns herüber. Ihm geht es viel besser. Èomer erzählt uns, dass sie die Uruks, die wir suchen, in der Nacht erschlagen haben. Sie legten die Überreste auf einen Haufen und verbrannten ihn. Er kann uns nicht sagen, ob die Hobbits darunter waren, doch sollen wir uns keine Hoffnungen machen. Éomer gibt uns drei Pferde, damit wir besser vorankommen. Ich steige auf Nuin, Aragorn und Boromir haben ein eigenes Pferd und Legolas teilt sich eins mit Gimli. Schon süß wie der Zwerg und der Elb auf dem weißen Hengst sitzen. Dank der Pferde sind wir in wenigen Minuten beim Ort der Schlacht und erblicken den Scheiterhaufen. Es stinkt abartig nach verbrannter Haut. Wir suchen in den Resten nach Anzeichen der Hobbits, bis Gimli einen Gürtel der beiden findet. Vor Verzweiflung lasse ich mich auf die Knie fallen. All die Anstrengung und Mühe war umsonst. Die beiden haben diesen Tod nicht verdient. Aragorn knieet neben mir, bis er auf den Boden blickt und Spuren der Hobbits entdeckt. Wir folgen ihm über das Schlachtfeld und die Hoffnung steigt mit jeder weiteren Sekunde. Die Spuren führen in den Fangorn Wald. Sie leben, doch ist die Frage, wie lange noch. Ohne zu zögern passieren wir die Baumgrenzen und versuchen Merry und Pippin zu finden. Der Wald ist alt und unglaublich faszinierend. Auch Legolas scheint total beeindruckt zu sein. Mein Blick fällt auf ihn. Er sieht so anziehend aus, wenn seine blauen Augen funkeln. Während ich ihn verträumt anhimmle, bemerkt er meinen Blick und ich werde schlagartig rot. Sein Mund formt sich zu einem charmanten Lächeln. Und mir fällt nichts Besseres ein, als es zu erwidern. Aragorn und Boromir sind schon voraus gegangen, Gimli sucht im Gebüsch nach Spuren und er findet tatsächlich Orkblut. Ich hingegen untersuche des Boden. Große Spuren sind im Schlamm zu erkennen, aber es ist nicht die Form eines Fußes. Irritiert beuge ich mich nach unten. Auf einmal habe ich so ein komisches Gefühl, es fühlt sich an wie Magie die auf uns zu kommt. Was oder wer ist das? Alarmiert richte ich mich auf. Auch Legoals scheint es zu spüren und weiß, dass es der weiße Zauberer ist. Saruman? Das ist nicht möglich! Er ist ein Verräter und mit Sicherheit nicht mehr im Fangorn Wald willkommen. Wir zücken vorsichtig unsere Waffen. Aragorn gibt uns den Befehl anzugreifen. Ich habe meine Dolche aus der Scheide gezogen und warte auf das Zeichen. Mein Herzschlag ist kräftig in meiner Brust zu spüren. Wir müssen schnell sein, wenn wir eine Chance haben wollen. Und da kommt es schon. Jeder versucht sein Glück, doch keiner kommt nur in die Nähe des Zauberers. Der Pfeil von Legolas sowie Gimlis Axt werden zerstört. Boromir, Aragorn und auch ich müssen unsere Waffen fallen lassen, da sie so heiß werden wie Feuer. Das Strahlen des Lichts blendet mich. Ich presse die Augen zusammen. Mit aller Mühe versuche ich wenigstens seine Gestalt ausfindig zu machen. Ich kann sein Gesicht nicht erkennen. ,,Wer seid ihr? Zeigt euch!", ruft Aragorn. Den Bruchteil einer Sekunde später kommt sein Gesicht zum Vorscheinen.
Wie versteinert starre ich den Mann an. Ich traue meinen Augen nicht. Gandalf, er steht in Fleisch und Blut vor mir. ,,Gandalf? Wie kann das sein? Du bist gefallen!", stammle ich den Tränen nahe. Bei jedem Wort bin ich näher auf ihn zu gegangen und jetzt stehe ich vor ihm. ,,Gandalf? So hat man mich einst genannt.", spricht er leise und bedacht. „Ich ging durch Feuer und Wasser..." Gandalf erzählt uns seine Geschichte, wie er den Balrog besiegt hat und wieder zurück auf die Erde kam. Seine Stimme hat mir so gefehlt. Ich mustere den alten Mann, der inzwischen viel imposanter als vorher wirkt. Mein Freund Gandalf ist wieder da und er ist stärker als je zuvor. Außerdem hat er Merry und Pippin gesehen und sie einem alten Freund anvertraut. Ich bin erleichtert, dass die Hobbits ins Sicherheit sind. Lange bleiben wir jedoch nicht im Wald. Rohan braucht unsere Hilfe. Gandalf erzählt uns, dass Saruman den König in seiner Gewalt hat.Als ich die Sonnenstrahlen wieder auf meiner Haut spüre, atme ich die frische Luft erleichtert ein. Gandalf pfeift Wortwörtlich nach seinem Pferd und es dauert nicht lang, da erblicke ich einen wunderschönen weißen Hengst. Sein Name ist Schattenfell und ist der Fürst aller Rösser. Wir müssen uns beeilen und so reiten wir los. Auf dem Weg nach Edoras, die Hauptstadt Rohans, unterhalte ich mich mit Gandalf. Aragorn hat ihn schon über die aktuelle Situation aufgeklärt. ,,Warum hast du mich im Wald so angesehen?", kommt es auf einmal von Legolas, der direkt neben mir reitet. Gimli hat nichts mitbekommen, da er etwas eingedöst ist. ,,Ich habe, naja, was willst du denn hören?", frage ich peinlich berührt und unterdrücke, dass Blut in meine Wangen schießt. Er schmunzelt mir zu. „Die Wahrheit.", antwortet er gelassen. Lächelnd schüttle ich den Kopf. „Wenn das so ist... Ich habe dich bewundert. Und wenn ich ehrlich bin, sehe ich dich einfach gern an. Das habe ich schon immer und wird sich wohl nie ändern.", gestehe ich leise und wende beschämt den Blick ab. Ich spüre Legolas Blick in meinem Rücken. Ich kann einfach nicht widerstehen und erwidere seinen intensiven Blick. Galadriels Worte spielen sich in meinem Kopf ab. Ist er mein Glück? Muss ich die Vergangenheit hinter mir lassen und mich auf ihn einlassen? „Legolas?", frage ich abwesend und starre in seine Augen. Er nickt mir aufmunternd zu und nimmt mir die Nervosität. Am besten ist es, wenn ich es einfach hinter mich bringe. „Ich möchte nichts mehr auf später verschieben. Ich habe dich angesehen, weil ich die Gefühle in mir nicht länger unterdrücken und leugnen kann.", beichte ich ihm und erkenne, das Glitzern in seinen Augen. Jedoch erwidert er nichts. Kein Wort kommt über seine Lippen. Ist er geschockt? Überfordert? Oder habe ich all die Zuneigungen falsch gedeutet? Enttäuscht über diese Reaktion, wende ich den Blick ab und beschleunige mein Tempo. Ich habe ihn damit sicher überrumpelt. Diese Worte sollte erst einmal sacken lassen.
Vorne an der Spitze werden Gandalf und Aragorn langsamer, Edoras ist nicht mehr weit. Mit letzter Mühe erreichen wir die Stadt. Noch nie war ich in Rohan gewesen, aber ich hätte schwören können, dass die Menschen freundlich und aufgeweckt sind. Doch die Szene vor Ort schockt mich. Hier ist die Stimmung wie auf einem Friedhof. Auch Gimli bemerkt dies, was mich tatsächlich schmunzeln lässt. Unsere Pferde lassen wir im Innenhof zurück und steigen die Treppen empor. Ich nutze diese wenigen Sekunden um mir einen kleinen Überblick zu verschaffen. Edoras ist klein. Es wirkt eher wie ein Dorf, statt eine Stadt. Oben angekommen tritt uns ein Wachmann in den Weg und fordert uns auf unsere Waffen abzugeben. Er verlangt nach Gandalfs Stab, doch regelt er dies ganz geschickt, indem er sich als alten, gebrechlichen Mann ausgibt. Natürlich wissen wir es besser und unterstützen ihn in seinem Vorhaben. Schwer schluckend trete ich durch die Tür. Früher als ich mir Horrorfilme angesehen habe, hatte ich das gleiche Gefühl wie hier in der Halle. Der König sieht aus wie ein Schatten, völlig verwahrlost. Der Mann neben ihn hingegen, sieht aus wie ein blasser Dämon. Gandalf steht selbstbewusst vor ihm und versucht den König von seinem Fluch zu befreien. Doch da greifen uns plötzlich seine Wachen an. Das hätten sie nicht tun sollen. Bei dem Kampf kann ich wenigstens meine Gedanken abschalten und diesen Idioten einen Denkzettel verpassen. Doch bemerke ich während des Kampfes, dass Legolas mich für keinen Augenblick ansieht. Er ignoriert mich. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Habe ich die Zeichen alle falsch interpretiert?
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Chimärâ die Tochter des Ulmo (Legolas FF)
FanfictionMittelerde, die Valar erschufen es mit all seinen Schönheiten und darin lebenden Kreaturen. Ulmo ist einer dieser Schöpfer, der Herr des Wassers. Er verliebte sich in die Zauberin Ofelia. Ihre Tochter Chimärâ wächst jedoch in einer kleinen Stadt in...