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"Geh. Geh zu ihr und klär die ganze Scheiße.", sagte Leo schwach. Ich nickte und stand auf. "Es tut mir leid Leo. Ich habe schon zu viel Mist gebaut. Mit dir und Ann und allen anderen. Ich muss jetzt mit Ann reden.", sagte ich leise und konnte Leo nicht in die Augen sehen. Ich wusste, wenn ich ihre Augen sah, würde ich die Enttäuschung darin lesen können. Wortlos drehte ich mich um. "Viel Glück bei deiner besten Freundin.", flüsterte Leo. Ich ging weiter, aus dem Zimmer raus und zu Jay. "Zu Ann. Bitte.", sagte ich. Jay hob eine Augenbraue. "Okay. Jonathan hat mich schon informiert, dass du mit der reden willst. Komm mit.", sagte er. Ich folgte ihm.

Seit 10 Minuten liefen wir diesen einen Gang entlang. Bis wir plötzlich vor einer roten Tüf standen. Rot wie Blut. Jay schloss die Tür auf und hielt sie mir auf. Auf den ersten Blick konnte man nichts erkennen. Es herrschte in diesem Raum absolute Dunkelheit. "Meine Damen und Herren! Treten sie ein, um das Monster Ann zu begutachten!", schrie eine grausame Stimme aus dem Raum. Ich zuckte zusammen und schaute Jay fragend an. Er seufzte und ging als erster in den Raum. Dann machte er das Licht an. Ann saß grinsend hinter einer dicken Scheibe, die mich von ihr trennte. Sie hatte nichts außer einer Matratze und einer Toilette. Sie sah übel zugerichtet aus. Blut klebte in ihren Haaren.
Doch plötzlich entwich ihr ihr grinsen, als sie mich sah. "Kathy!", sagte sie und stand auf. "Kathy. Kathy. Kathy." Sie trommelte mit den Fäusten gegen das Glas. "Hol mich hier raus, bitte Kathy!", schrie sie. Ich fing an zu zittern. "Ruhig jetzt. Wir müssen reden.", sagte ich und setzte mich auf den kalten, harten Betonboden.

"Du hättest mich gehasst, hätte ich dir das alles gesagt. Glaub mir.", sagte sie leise. Ich hatte sie wütend zur Rede gestellt. "Ich habe nichts gegen dich. Nur etwas gegen Jonathan.", zischte sie. "Und genau dass ist das Problem Ann. Du hast aus unergründlichen Gründen etwas gegen Jonathan.", sagte ich. "Aber Kathy. Vielleicht liebt dich Jonathan gar nicht. Vielleicht will er dich nur als Druckmittel gegenüber mir. Um mich zu erpressen.", sagte Ann und machte große Augen. "Inwiefern?", fragte ich skeptisch. "Naja: Wenn du mir nicht sagst, wo euer Hauptquartier ist, dann tu ich Kathy weh." Sie konnte mich so gut an allem zweifeln lassen. Und fast wäre ich soweit gewesen, ihr zu glauben. Fast. Wäre da nicht der eine Punkt, dass sie eine skrupellose Mörderin ist und ein paar Jährchen älter mit einem anderen Namen. Ich stand auf. "Das Gespräch ist hiermit beendet. Verreck doch hier drin. Und sowas nannte ich mal beste Freundin.", sagte ich und ging raus. Diese Begegnungs versetzte mir einen Stich ins Herz. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, sie wäre beim ersten mal schon gleich gestorben.

~♡~♥~

"Leo? Kommst du mit Mittagessen?", fragte ich sie, während ich mich an den Türrahmen anlehnte. "Ja klar.", sagte sie und stand auf. Mit wackeligen Beinen lief sie zu mir. Sie stützte sich bei mir ab und zusammen liefen wir in die große Essenshalle. Als wir sie betraten, schauten uns alle, wirklich alle an.

"Dann erzähl mal. Wie ist dein neues Leben so?", fragte mich Leo während sie ihre Kartoffel in kleine Stückchen schnitt. "Also da gibt es Daniel und Ryan. Jonathan kannte sie schon davor. Dann war da mal dieses Mädchen was geheult hat und dann kam eine die mir Drogen verkaufen wollte aber das nur das Mädchen was geheult hat, hat welche gekauft..", ich stoppte und atmete tief ein. Leo lächelte. Es war ein bedeutungsloses Lächeln. "Es scheint.. interessant zu sein.", sagte sie leise. "Ja.. ich habe viel zu kurz mit Ann geredet.", kam es plötzlich aus mir raus. "Sie wird eh bald tot sein.", sagte Leo und verschlang ihre Kartoffel. Konnte ich das? Damit Leben, dass jemand umgebracht wird? Wollte ich das? Es war nicht richtig. Unruhig aß ich mein essen. Jonathan war nirgends zu sehen.

Ich lag auf der Matratze und konnte nicht schlafen. Was bringt es mir, wenn ich ein neues Leben anfange, aber immer wieder, jedes Wochenende, zurück ins Hauptquartier ging? So konnte ich nicht leben.
Du stellst zu viele Anforderungen, du egoistisches Miststück. Die Stimme in meinem Kopf machte mich verrückt. Komm damit klar. Du hast es nicht verdient zu leben. Du bist ein nichts. Du denkst, du bist von den Depressionen weggekommen, nur weil ein Junge dich aufeinmal mag? Denkst du das echt? Du bist so naiv. Die Depressionen werden immer bei dir sein. Sie werden dich von innen auffressen, dein Leben zur Hölle machen. Du wirst seelische Schmerzen leiden, wie du sie noch nie erlebt hast. "Wie ich sie noch nie erlebt habe.", flüsterte ich. Aufeinmal kamen die Schmerzhaftesten Gedanken zurück. Denk gut daran: Warum wolltest du von der Klippe springen? Was war der Grund? Denk gut daran, es holt dich in die Realität zurück.
Diese Demütigung einen Tag zuvor. Bevor ich von der Klippe springen wollte. Sie gaben mir den Rest.

Mit neun Jahren wurden bei mir Depressionen festgestellt. Ich kam in Therapie. Mit zwölf Jahren zum ersten Mal in die Klinik eingewiesen. Mit dreizehn Mobbingopfer der ganzen Schule. Mit vierzehn die Schule gewechselt, Therapie abgebrochen. Angefangen zu ritzen, nachdem Eltern sich getrennt haben. Mit fünfzehn nur eine Freundin: Ann. Mit sechzehn: Von Klasse gedehmütigt, indem mir Ärmel hochgezogen wurden. Meine Narben wurden der ganzen Klasse gezeigt und ich wurde ausgelacht. Nach Schulschluss verprügelt von drei Jungs. Am nächsten Tag wollte ich nicht mehr leben.

Und wie du dich hoffnungslos an diesem einen Lichtblick geklammert hast. Wie als könnte er dich auf ewig retten, vor den dunklen Gedanken. Den dunklen, einsamen Tagen. Er liebt dich nicht. Es ist Mitleid. Einfach nur Mitleid.

Meine Augen schauten leer und ausdruckslos in die Dunkelheit.

Du willst dich umbringen? So egoistisch bist du? Denk doch mal an Leo. Du wirst sie damit töten, denn sie wird nicht ohne dich essen.
Du bist ihr hässlicher, kleiner Lichtblick, so wie Jonathan deiner. Aber irgendwann wirst du in ihren Augen erlöschen, denn du bist nichts Wert. Du bist keine gute Freundin, indem du sie verlässt und hungern lässt.

Ich drehte mich auf die Seite. Es kam alles wieder hoch.

Diese paar Wochen haben dich vergessen lassen. Aber komm in die Realität zurück. Du bist ein Nichts. Nichts.

"Diese Stimme. Sie bringt mich innerlich um.", flüsterte ich. Ich strich über mein Gesicht. Es war nass. Ich hatte geweint.

Ich bringe dich nicht um. Das bist du. Ganz allein du.

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Soo.. ab morgen hab ich wieder Schule.. d.h. ich kann nicht mehr so viel updaten wie die letzte und vorletzte Woche :( sry

The Badboy and the suicide girl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt