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"Ich sage es dir jetzt ein letztes Mal: Du wirst ihn nicht töten! Und wenn du es tust, wirst du schon bald Probleme bekommen, glaub mir.", sagte Ann und legte dann auf. Empört steckte ich mein Handy in die Tasche meines Krankenhauskittels und drehte auf den Absätzen um. Für wen hielt sie mich eigentlich, mich so frech herumzukommandieren?

Wütend ging ich den Gang entlang, Richtung Zimmer des Mädchens, was so wichtig war. Für ihn war sie wichtig. Nur für ihn. Ich musste an das eine Erlebnis zurückdenken, als ich ihn das erste und letzte Mal gesehen hatte. Er sah gefährlich aus, hatte einen gefährlichen Gesichtsausdruck. Er war sehr gut gebaut. Ich hätte mich an ihn rangemacht, hätte ich nicht gewusst, wer er war. Es war zu bemitleiden, ehrlich. Wie war ich eigentlich in die ganze Sache hineingeraten? Ach ja, ich war und bin immer noch eine bestechliche Krankenschwester.

Ann hasste ich einfach nur. Sie war der Teufel in Person. Wie konnte man nur mit so jemanden befreundet sein? Kopfschüttelnd ging ich den Flur entlang.

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Ich erschrack total, als dieselbe Krankenschwester, die vorhin schoneinmal dagewesen war, hereingeplatzt kam, in der einen Hand ein Glas Wasser, in der anderen Hand einen Behälter mit Tabletten hielt.

"Hey, ich bin's nochmal.", sagte sie etwas zu freundlich. "Hallo.", sagte ich misstrauisch und beobachtete jeden ihrer Schritte. Sie ging zu dem kleinen Tisch, der neben meinem Bett stand, und stellte dort das Glas Wasser und die Tabletten ab. "Wozu ist das?", fragte ich. "Damit du besser schläfst.", sagte sie lächelnd. "Also Schlafmittel oder so?", fragte ich. Ich bekam keine Antwort. "Na dann.", sagte die Krankenschwester und drehte sich zu mir. "Schönen Abend noch." Und dann ging sie einfach.

Eins war sicher: Dieses Schlafmittel würde ich ganz sicher nicht nehmen.

Also nahm ich das Glas Wasser, kippte es in die Erde von der Topfpflanze, die auf meiner Fensterbank stand, und vergrub in dieser Erde auch gleich die Tabletten. Meine Bauch schmerzte dabei, aber es machte mir nicht wirklich etwas aus. Dann legte ich mich wieder in mein Bett und versuchte zu schlafen.


Mittlerweile war es Sonntag und ich werde heute entlasssn. Lukas würde mich abholen kommen, Ally war mit einem Jungem verabredet, den sie im Club kennengelernt hatte. Ich freute mich für sie.

Um 11 war Lukas dann endlich da. "Bereit?", fragte er. "Klar.", sagte ich. Als wir dann im Auto von Lukas saßen, musste ich mich einfach entschuldigen. "Hör mal Lukas, es tut mir leid, dass das jetzt so gelaufen ist, ich wollte nicht, dass euer Besuch bei mir so abläuft.." - "Kathy?", fragte Lukas mich und schaute mich an. "Ja?", fragte ich zurück. "Dir muss gar nichts leidtun, okay?", sagte er. "Geht klar.", sagte ich schmunzelnd, und so fuhren wir los, zu mir nach Hause.

Zu Hause angekommen musste ich mich erstmal setzen. "Du weisst ja gar nicht, wie oft ich die letzten Wochen im Krankenhaus verbracht hab!", sagte ich lachend zu Lukas. "Kann ich mir irgendwie wirklich nicht vorstellen.. Die liebe brave Kathy..", murmelte er vor sich hin. Als er meinen bösen Blick bemerkte, lachte er. "Awas!", sagte er immer noch lachend, und ließ sich neben mich aufs Sofa plumpsen. "Haha, wie lustig.", sagte ich genervt.

"Aaaaalsooo.. Was machen wir heute?", fragte mich Lukas. "Keine Ahnung..", sagte ich ratlos. "Spazieren gehen?", schlug ich vor. Obwohl ich strengste Bettruhe veordnet bekommen hatte, schlug mein Herz höher, bei der Vorstellung, einfach nur draußen spazieren zu gehen und die Natur zu genießen.

"Okay. Dann mal los! Aber wenn du nicht mehr kannst oder so, musst du es sofort sagen, okay?" Ich nickte, vor lauter Freude hörte ich ihm nichteinmal richtig zu.

Nachdem wir bei Starbucks waren, und ich ihm ein bisschen die Stadt gezeigt hatte, beschlossen wir, in einen Park zu gehen, da ich mich so sehr auf wenigstens ein bisschen Natur gefreut hatte.

Also machten wir uns auf den Weg, und schon bald waren wir in einem Park angekommen, wo überall Jugendliche chillten. Ich verdrehte die Augen, als ich sah, was noch vor uns lag.

Wir liefen ein Stück. Ich schaute mich um. Hier war niemand den ich kannte. Zum Glück. Ich hasste es, auf Menschen zu treffen, die ich kannte. 

Ich sah mich weiter um, und plötzlich lief mir ein Schauder über den Rücken. Keine zehn Schritte entfernt von mir und Lukas stand die Jungsgruppe, die ich im Club angequatscht hatte.
Zu denen Jonathan gehörte. Doch bevor ich umdrehen konnte, kam Thomas, der mit den strahlend grünen Augen, auf mich zu.

"Hey..", sagte er, uns schaute dabei meinen Bauch an. Ich starrte ihn einfach nur an. Was wollte er von mir? Ich bekam es mit der Angst zu tun, ich wusste nicht, wozu er in der Lage war.
"Wie gehts deinem Bauch?", fragte er mich. "Ganz ok.", antwortete ich leise. Lukas hatte ich längst vergessen. Alles um mich herum hatte ich vergessen, ich blendete alles aus. Außer ihn, Thomas, der vor mir stand, mir panische Angst machte, der aber auch wusste, wo Jonathan war.

"Also.. Ich wollte mich für Jonathans Verhalten entschuldigen..", sagte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

"Da gibts nichts zu entschuldigen!", sagte ich etwas lauter, als ich es eigentlich sollte, und schaute Thomas mit eiskaltem Blick an. "Also..", fing Thomas wieder an, aber ich hörte ihm gar nicht mehr zu, denn in der Jungsgruppe vom Club sah ich Jonathan. Ich sah ihn an. Jetzt blendete ich auch Thomas aus.

Als er das merkte, drehte er sich um und sah zu Jonathan, der gerade mit einem anderem Jungen über irgendwas stritt.

Plötzlich bemerkte Jonathan mich, und sah mich an. Wir beide standen wie erstarrt da, bis er schliesslich auf uns zukam. "Oh scheisse.", zischte Thomas uns schaute mich flehend an. "Haut ab.", bat er. Ich schaute immer noch Jonathan an. Als er bei uns ankam, fragte er Thomas wütend, was ich hier will. "Nichts.. Nur so vorbeigekommen, die beiden.", sagte Thomas ängstlich. Dann schaute er mich an. "Kathy, kann ich dich und ihn irgendwo hinbringen?" Jonathan schaute Lukas mit durchdringendem Blick an.

"Ihn zu mir nach Hause. Er sagt dir die Adresse gleich.", sagte ich mich heiserer Stimme, meinen Blick immer noch auf Jonathan gerichtet. "Und du?", fragte mich Thomas. "Ich? Ich muss zur Klippe. Ich beschreib dir den Weg.", sagte ich. Ich konnte Jonathans geschockten Gesichtsausdruck nie wieder vergessen.

[Überarbeitet am 28.04.2018]

The Badboy and the suicide girl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt