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Der Tag war noch lang, und deshalb beschlossen wir, erstmal etwas essen zu gehen. "Also ich bin für Indisch..", schlug Jonathan vor. Ich zuckte mit den Schultern. "Mir egal, hauptsache scharf. Am besten Chinesisch oder so..", sagte ich und starrte aus dem Fenster. Wir fuhren gerade durch eine kleine Seitenstraße, und von weitem konnte ich eine Gruppe Jungs mitten auf der Straße erkennen. Sie prügelten auf irgendwas ein, was ich nicht erkennen konnte. Jonathan fuhr langsamer und hielt schließlich vor der Gruppe, die uns den Weg versperrte. Diese hatte uns bemerkt, ignorierte uns aber. Ich beobachtete das Szenario, was sich da draußen abspielte, und konnte erkennen, dass sie auf einen Jungen einschlugen. Er war nicht älter als 9, er war alleine und diese Kerle bestimmt zu 12. "Scheiße.", murmelte ich und öffnete die Autotür. Schnell stieg ich aus, bevor Jonathan mich zurückhalten konnte, und ging wütend auf die Gruppe zu. Sie bemerkten mich und hörten auf, den Jungen zu verprügeln. "Lasst ihn in Ruhe!", sagte ich etwas ängstlich, was man mir hoffentlich nicht anmerkte. Ein paar lachten. Da trat ein Junge, vielleicht 14 Jahre, aus der Gruppe heraus und grinste mich an. "Und wer bist du, kleine?", fragte er. Ich musste mir das Lachen unterdrücken, dieser Knirps nannte MICH kleine. "Kathy.", sagte ich und versuchte, nicht den kleinen hilflosen Jungen anzustarren, der da blutend auf dem Boden lag. Was mich erstaunte war, dass er nicht weinte. "Na Kathy.. Lust auf ein Spielchen?", fragte mich der 14 Jährige und holte aus seiner Jackentasche ein kleines Messer. Ich schaute das Messer erschrocken an. Doch plötzlich hörte ich es hinter mir klicken und Jonathans Stimme sagte: "Weg mit dem Messer, winzling. Und zehn Meter abstand von Kathy." Als der Junge daraufhin wirklich das Messer wegpackte und ängstlich viele Schritte nach hinten ging, drehte ich mich erleichtert zu Jonathan um. Doch was ich da sah, ließ mich auch wieder erstarren. Jonathan zielte mit einer Pistole auf den 14 Jährigen und machte keine Anstalten, die Pistole wegzutun, geschweige denn nicht zu schießen. "Jonathan, pack sie weg. Meine Güte, es ist n 14 Jähriger mit nem Klappmesser. Bitte.", versuchte ich die Situation zu schlichten. Jonathan schaute mich an. "Ich pack sie erst weg, wenn du den kleinen, der da am Boden liegt, aufhilfst und ihn hierher bringst." Ich nickte und ging zu dem Jungen. "Alles okay mit dir?", flüsterte ich ihm zu. Er nickte nur und ich half ihm auf. Ich stützte ihn und wir gingen zu Jonathan. "Jetzt steigt ein.", sagte Jonathan, immer noch mit der Pistole in der Hand. Ich tat, was er sagte und hörte es plötzlich in den Autotüren klicken. Ich versuchte, die Tür zu öffnen, doch es ging nicht. Ich bekam Panik. Was hatte Jonathan vor. Ich schaute aus dem Fenster, und konnte erkennen, wie Jonathan dem Jungen, der mich bedroht hatte, die Pistole an den Kopf hielt und etwas zu ihm sagte. Mein Herz raste, weil ich dachte, er knallt ihn gleich ab. Aber das kann er doch nicht machen. Plötzlich steckte Jonathan die Pistole weg und ging zum Auto. Die Jungsgruppe haute ab, und ich konnte erkennen, dass einige der Jungs sich in die Hose gemacht hatten. Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Jonathan stieg ein. "Sag mal, jag mir nie wieder solche Angst ein!", sagte ich und schaute Jonathan an. "Geht klar.", sagte Jonathan und lächelte schief. Dann wandte er sich an den Jungen, der auf dem Rücksitzt saß. "Wie heißt du?", fragte Jonathan ihn. "Marv.", sagte der kleine Junge da. "Kann ich dich irgendwo hinbringen?", fragte Jonathan. "Jap.", sagte Marv und nannte Jonathan die Adresse, wo er anscheinend wohnte. Jonathan fuhr nach Marvs anweisungen und bald parkten wir vor einem heruntergekommenen Haus. "Hier wohnst du?", fragte ich. "Ja. Nicht gerade schön, aber zum leben reicht es aus.", sagte Marv. "Sag mal, warum haben dich diese Jungs verprügelt?", fragte ich. "Lange Geschichte..", antwortete Marv. Ohne ein weiteres Wort stieg er aus und ging zu dem Haus. Er drehte sich nochmal um und winkte. Jonathan ließ die Fensterscheibe runter, um Tschüss zu sagen. "Ihr habt was gut bei mir!", rief da Marv. "Geht klar!", rief Jonathan und ich lächelte Marv zu. Dann ging Marv in das Haus und wir fuhren weiter. Komisches Erlebnis.

Mittlerweile saßen wir in einem Indischen Restaurant. Jonathan hatte sich so viel bestellt, wie ich in drei Tagen essen würde. Und günstig war das ganze auch nicht. Als wir dann endlich unser Essen bekamen, haute Jonathan richtig rein. Ich merkte, dass ich auf Toilette musste, und stand auf. Jonathan schaute mich fragend an. "Bin gleich wieder da.", sagte ich und ging auf die Toilette. Als ich mir dann die Hände wusch, bemerkte ich einen kleinen Kalendar, der an der Wand neben dem Spiegel hing. Die Tage, die schon vorbei waren, waren durchgestrichen. Also war heute der 26.06.. Die Erkenntnis, dass ich in 2 Tagen Geburstag hatte, schockte mich. Aber eins war klar: Jonathan würde ich nichts davon sagen.

Es war schon früher so gewesen, dass ich meinen Geburtstag vor anderen verschwiegen hatte. Ich hasste es, die Aufmerksamkeit zu bekommen, und dass dann alle einem gratulieren. In der Schule war es immer am schlimmsten, denn meistens erwarteten alle, dass man etwas mitbrachte, wie z.B. Kuchen oder Süßigkeiten. Aber ich wollte nichts mitbringen, weil ich ja nicht wollte, dass jemand etwas von meinem Geburtstag weiß. Ich habe immer nur alleine mit meiner Mutter gefeiert, und mein Vater schickt mir jedes Jahr eine dumme Karte, die nichtmal ernstgemeint war, mit 5€ drin.

"Alles ok?", fragte Jonathan als ich mich wieder setzte. "Ja klar.", sagte ich schnell und fing an, zu essen. Eine Stunde später, mit viel Gerede zwischen dem Essen, waren wir fertig. Jonathan bezahlte, und wir gingen raus. "17:43. Was wollen wir jetzt machen?", fragte Jonathan. "Wir können ja spazieren gehen.", schlug ich vor. "Das ist doch voll langweilig.", sagte Jonathan und kickte einen Stein vom Bordstein. "Lass uns doch Geld ausgeben!", sagte Jonathan. Ich seufzte. Man musste doch nicht immer Geld ausgeben, um Spaß zu haben. "Wir können uns ja irgendwo Filme kaufen, die wir uns an regnerischen Tagen ansehen können, oder so.", schlug ich vor. Jonathan willigte ein und wir liefen ein bisschen durch die Stadt. Schon bald standen wir in einem Laden, der viele Filme anbot. "Was willst du lieber? Horror oder Komödien?", fragte mich Jonathan und suchte die DVDs durch. "Absolut keine Romanze!", sagte ich und durchsuchte die brutalen Filme. Es gab nur wenige Romanzen, die mich echt berührten. "Okay, ich mach dir nen Vorschlag. Jeder sucht sich 2 Filme seiner Wahl aus und die kaufen wir.", sagte Jonathan. "Du musst ja ein Geld haben.", sagte ich. "Wenn du wüsstest..", murmelte Jonathan.

Schließlich hatte ich "Paranormal Activity 4" herausgesucht, obwohl der garnichtmal so schlimm sein soll, und "SAW 5". Jonathan hatte "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" und "Die Entdeckung der Unendlichkeit" herausgesucht. (Jaja, ich weiß, die entdeckung der unendlichkeit gibts noch gar nich als DVD, aber der Film ist so schön!) Jonathan schaute zwar ein bisschen verstört, als ich ihm Saw vorlegte, aber er kaufte es trotzdem. Nachdem wir aus dem Laden rauswaren, liefen wir noch ein bisschen durch die Stadt. Schliesslich war es 20:49 und wir gingen zurück zum Auto. "Und wie zieh ich mich jetzt um?", fragte ich Jonathan. Dieser nahm die Tüte mit den Klamotten für die Party. "Wir fahren nochmal zu dem Laden, wo wir das herhaben und frage ganz höflich, ob du dich da umziehen darfst.

Gesagt, getan. 22:30 waren wir dann endlich im Club. Jonathan fing sofort an, zu tanzen, doch ich setzte mich erstmal an die Bar. Ich bestellte einen echt geilen Cocktail und beobachtete trinkend die ganzen Menschen in dem Club. Unter ihnen gab es ein paar richtig heftige Bitches, man sah es ihnen sofort an mit ihren zu kurzen Miniröcken und Cocktailkleidern und wie sie tanzten. Ich beobachtete gerade eine blonde Tusse, die sich an Jonathan rantanzte, und ziemlichen Spaß hatte. Mein Cocktail war leer. Ich bestellte noch einen. Doch dann sah ich es. Lukas und Ann. Tanzend. Ich stand sofort geschockt auf und ging auf die beiden zu. "Was.. Was macht ihr hier?", fragte ich. Ann schaute mich geschockt an, Lukas überrascht. "Wir... Wir sind abgehauen. Es tut mir so leid Kathy, das wollte ich nie!", sgate Lukas mit Tränen in den Augen. Wütend mischte Ann sich ein. "Lukas, hör auf. Und du..", sagte Ann und schaute mich bitchig an. "..du verpisst dich lieber, bevor ich dich kalt mache.", sagte sie. "Du kleine Fotze!", schrie ich da wütend und gab ihr eine Backpfeife. Sofort kam Lukas Faust und traf mich in den Bauch. Ich hatte mein blaues Auge total vergessen, was, als ich auf dem Boden aufprallte, höllisch wehtat. "Rede nie wieder so mit meiner Freundin!", schrie Lukas. "Lass uns abhauen!", sagte Ann, und schon waren sie weg. Ich stand auf und lief gekrümmt zur Toilette. Dort übergab ich mich dann. Weinend wusch ich mir dann meinen Mund ab, und ging wieder zur Bar. Dort bestellte ich ein Wasser. Ich schaute mich um. Jonathan ging gerade mit einem Mädchen in einen Raum. Ich schaute weg. Da sprach mich der Barkeeper an. Er hatte schwarze Haare, die zu einem Pferdeschwanz zusammen gemacht waren, eine Brille und viele Tattoos. Ich schätzte ihn auf ungefähr 45 Jahre. "Brauchst jemanden zum reden?", fragte er mich und lehnte sich auf den Tresen. Ich nahm einen schluck von meinem Wasser. "Ja.", sagte ich. Und so fing mein Abend an.

The Badboy and the suicide girl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt