Closer to you

Kapitel 69

"Also Liv?", fragte Hadley mich, als wir in ihrem Zimmer waren und ich mich auf das beigefarbene Sofa gesetzt hatte. Nachdem Had mir die Tür aufgemacht hatte und wir nicht so richtig wussten, wie wir uns begrüßen sollten, hatte sie mich in ihr Zimmer gebeten und ich starrte jetzt die Postkarten und Bilder an, die von uns an der Wand hingen, unfähig etwas zu sagen.

Irgendwann schwenkte ich doch den Blick auf Hadley, die mir gegenüber in einem Sessel saß, der farblich passend zu meinem Sofa war. Ich suchte die passenden Worte. "Had..es tut mir wirklich leid. Ich..ich habe einfach nicht nachgedacht und nur das gesehen, was ich sehen wollte. Und dann bin ich komplett ausgerastet..." Ich ließ meinen Kopf in meine Hände fallen, die auf meinen Beinen gestützt waren, so musste ich sie nicht direkt anschauen.

"Es tut mir leid, dass ich dir..eine Affaire mit Ethan zugetraut hätte, vorallem nach unserem Streit."

Ich wollte schon weiter alle meine Fehler aufzählen, aber Hadley unterbrach mich. "Ja, vorallem vor unserem Streit!" Ihre Stimme wurde lauter und ich hob den Kopf wieder, um sie anzusehen. "Ich verstehe zwar schon, dass das alles ein bisschen zweideutig aussah und wahrscheinlich hätte ich an deiner Stelle genauso gedacht..aber ich bin trotzdem irgendwie enttäuscht. Und ich weiß nicht, ob ich das von heute auf morgen ablegen kann, auch wenn ich dir jetzt schon glaube, dass es dir leid tut."

Sie wurde wieder leiser und sah mich dann erst direkt an. Ich war entmutigt und ließ die Schultern hängen. Jetzt hatte mich mit Ethan gestritten und mit Hadley hatte ich es mir auch verdorben.

"Aber wir schaffen das. Wir sind immer noch Freundinnen und du kannst auf mich zählen."

Ich konnte nicht anders als sie für diese Aussage zu umarmen. "Danke. Du glaubst nicht wie viel mir das bedeutet."

Und es bedeutete mir wirklich viel. Es war als wäre erneut eine Last von meinen Schultern gefallen, nach dem Gespräch mit Ethan schien mir Had auch irgendwann vergeben zu können. Zumindest glaubte sie an unsere Freundschaft, sowie Ethan an unsere Beziehung glaubte. Und das bedeutete mir alles.

~~~

Had und ich hatten uns anschließend noch verabschiedet und für morgen verabredet, um zu reden und uns wieder aneinander zu gewöhnen, sozusagen. Ich war in Gedanken noch bei Hadley, als ich meine Haustür aufschloss, aus meinen Schuhen schlüpfte und mich in Richtung meines Zimmers bewegte. Stellt euch meine Überraschung vor, als ich beim Betreten meines Zimmers feststellte, dass ich nicht allein war.

"Ethan!", kreischte ich und mein Schreck wandelte sich ziemlich schnell in Wut um. "Was fällt dir ein mich so zu erschrecken?" Um meinem Ärger Ausdruck zu verleihen, griff ich mir ein Kissen von meinem Sofa und begann Ethan, der auf meinem Bett lag, damit zu schlagen.

Und anstatt sich zu fürchten oder sich schuldbewusst zu entschuldigen, grinste dieser Mistkerl nur. "Deine Mum hat mich reingelassen. Ich wollte dich überraschen und je nachdem wie dein Gespräch mit Had war, aufmuntern." Auffordernd sah er mich an, als ob er erwartete dass ich ihm jetzt Beifall klatsche und dann die Geschichte erzähle.

An sich war der Gedanke ja süß, aber da konnte er lange warten. Er hatte mich fast zu Tode erschreckt, das gab Rache. "Es lief ganz gut. Das wird wieder.", antwortete ich lächelnd bevor ich mich wieder an das andere erinnerte. "Aber du lenkst nur ab. Du hast mich mega erschreckt! Und was wenn ich nur in Unterwäsche reingekommen wäre?" Erneut schlug ich ihn mit dem Kissen und schmiss mich auf ihn. Dadurch, dass er das nicht erwartet hatte, kippte er einfach auf meinem Bett nach hinten und ich konnte nicht verhindern zu grinsen. Er bemerkte meinen spielerischen Ton natürlich und grinste zurück.

Diesmal jedoch nutzte er seinen Vorteil, nämlich dass er mir körperlich überlegen war, nahm mir das Kissen aus der Hand und drehte mich dabei so herum, dass ich plötzlich unter ihm lag. Ohne Waffe. Na gut, das Kissen war jetzt auch nicht unbedingt die beste Waffe gewesen.