Closer to you

Kapitel 51

HINWEIS: Ethan heißt mit Nachnamen Hawn!

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"Das ist sie.", sagte Sophie, als es an der Tür klingelte. Nervös sah sie zu mir. Sophie war schon seit einer halben Stunde da, und wir hatten ein wenig gequatscht. Sie hatte Ethan's und meine Nummer auf dem Schulhof noch gesehen und war total aus dem Häuschen deswegen, weil wir anscheinend so süß waren, und alle die böse geschaut hatten, waren nach Sophie, nur neidisch. Das beruhigte mich ein wenig, denn ich wollte mich nicht ängstlich verstecken, denn ich hatte keine Angst. Verstecken hatte ich lange getan. Und ich war sehr froh darüber, jetzt Ethan zu haben und mich nicht mehr verstecken zu müssen.

Sophie jedenfalls schwärmte eine Ewigkeit von unserem Kuss und uns als Paar. Als sie danach noch von Colin erzählte verging die Zeit im nu. Die zwei hatten ihr zweites Date für nächste Woche geplant, und Sophie war schon jetzt aufgeregt. Dann hatten wir noch kurz über Hadley geredet, aber wie immer waren wir nicht weiter gekommen und letztlich von der Türklingel unterbrochen worden. Ich wollte gerade aufstehen, um zur Türe zu gehen, als ich meine Mutter an der Türe hörte. Sie begrüßte Hadley und ließ sie herein. Sekunden später stand diese in meiner Zimmertür. Sie sah genauso nervös aus wie ich und sagte mit leiser Stimme: "Hi."

Ich grüßte zurück. "Setz dich doch!", sagte ich meiner Meinung nach relativ freundlich, aber ich ergriff gleich wieder das Wort, nachdem sie saß. "Hör mal, Had, das soll jetzt kein Verhör oder so etwas werden, nur finde ich..." Sophie unterbrach mich: "Wir finden, dass du komisch geworden bist. Du gehst uns aus dem Weg, ignorierst uns, sind wir dir etwa nicht mehr wichtig?", fragte sie grade heraus. Das hätte ich nicht besser sagen können. "Ich finde, als deine Freundinnen, schuldest du uns eine Erklärung!", fügte ich hinzu.

Hadley schlug die Hände vors Gesicht. "Natürlich seid ihr mir noch wichtig!" Sie seufzte laut. "Aber du hast Recht, ich schulde euch eine Erklärung."

"Also, es war so..ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll..erinnert ihr euch an den Sommer, in dem ich mit Melina in dieser Freizeit war?" Sie sprach leise, aber deutlich und ich hatte ein wenig Angst vor dem was jetzt kommen würde. Was hatte das ganze mit Melina, Hadleys großer Schwester zu tun? Melina war vier Jahre älter als Hadley, und studierte inzwischen in München. Hadley sah sie nicht sehr oft, aber sie telefonierten regelmäßig.

Ich nickte, um klarzustellen, dass ich mich erinnerte. Sophie nickte auch. "Was hat deine Schwester damit zu tun? Das ist doch jetzt schon fast drei Jahre her...?", hakte sie dann nach. Hadley sah aus, als rang sie mit sich selbst. "Es war wirklich schön dort, die Landschaft und das Meer und alles. Ich fand es super, vor allem weil dort viele hübsche Jungs waren. Ich war 13 und noch total schüchtern und so, also hab ich mich nach Mel gerichtet und gemacht was sie gemacht hat. Und sie hatte schon nach wenigen Tagen was am Laufen mit einem Typ." Sie schaute betreten.

Mein erster Gedanke war: Ethan. Melina hatte etwas mit meinem Ethan gehabt. Es lief mir eiskalt den Rücken herunter. Das durfte doch nicht wahr sein. Mit großen Augen starrte ich Hadley an. Hieß das dann, dass sie auch einen Typen hatte?

Sie hob beschwichtigend die Hände. "Nicht wie du denkst. Melina hat sich sofort mit einem Typ in ihrem Alter angefreundet und bis zur Mitte der Freizeit waren sie zusammen. Er hieß Chris. Es war Ethan's Cousin."

Ich war kurz erleichtert, aber ich hatte das Gefühl, als steigerte sie die Spannung immer weiter. "Und was hat das mit mir zu tun?" Auch Sophie schaute ziemlich verständnislos.

"Chris war zusammen mit Ethan dort. Ich hab ihn nicht sofort wiedererkannt, als er dieses Schuljahr auf die Schule gekommen ist, aber irgendwann doch. Er hat sich total verändert. Und dann wusste ich nicht ob ich es dir erzählen sollte, dass ich ihn schon kannte, aber ich hab mich nicht getraut und...Liv, es tut mir so leid!"

"Das war's?", fragte Sophie und ich stellte mir dieselbe Frage. Deswegen hatte ich mich verrückt gemacht? Klar war es nicht in Ordnung, mich zu belügen. Aber Ethan hatte nichts Falsches gemacht und Hadley hatte ich schon ohne Erklärung mehr verziehen. War das alles?

"Nein.", gab sie zur Antwort und sah dabei aus wie ein kleines Häufchen Elend auf meinem Bett. Was kam noch?

"Chris und Mel hatten immer mehr Streit und das Ganze lief darauf hinaus, dass er einen halben Tag nach ihrer Trennung eine Neue hatte. Ich hab nicht viel mit den Beiden geredet oder so, aber ich ich hab gemerkt wie sich ab da die Stimmung zwischen allen verschlechterte. Melina war am Boden zerstört und ich versuchte sie so gut wie möglich zu trösten."

Das klang aber gar nicht gut. Mel wurde fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel, und ich kannte Hadley, sie hatte hundertprozentig mitgefühlt und sich eben so scheiße gefühlt. Damit war die Freizeit für die Zwei gelaufen gewesen, und ich wusste auch noch, dass Had uns damals erzählt hatte, wie blöd ihr Sommer war. Nur eben ohne Details.

"Ich war total sauer, weil er meine Schwester so abserviert und verletzt hatte. Als ich dann seinem Cousin, also Ethan, im Camp das erste Mal nach der Trennung über den Weg lief, ließ ich alle Wut an ihm aus. Ich beschimpfte ihn, und machte ihm Vorwürfe, die eigentlich sein Cousin verdient gehabt hätte. Im Nachhinein war das gemein, aber ich schätze ich würde es wieder tun.", fuhr sie fort.

Ich verstand sie. Ich hätte Nick auch getröstet und vor Idioten verteidigt oder diese zusammengeschissen.

"Er blieb die ganze Zeit ruhig und abwehrend. Als würde alles am ihm vorbeigehen, es war so, als interessierte es ihn nicht. Ich wusste nicht auf wessen Seite er stand und schließlich hab ich ihm immer mehr Beleidigungen an den Kopf geworfen. Aber das Einzigste, was er mir geantwortet hat war: "So endet eben jede Beziehung mit einem Hawn. Akzeptiers." Ich war total geschockt, und hab ihn stehen gelassen. Danach habe ich ihn gemieden, und bis vor einigen Wochen, also dieses Jahr eben, nicht wieder gesehen."

Ich war erstmal baff. Das hatte er gesagt? War er so down im Glauben an die Liebe gewesen? Oder kannte er einfach seinen Cousin gut und das war auf diesen Chris bezogen? Gut, ich musste zugeben ich war auch nicht immer positiv mit Liebe und Glück und all sowas. Aber rein theoretisch gesehen war er selbst auch ein Hawn- bezog sich der Satz dann auch auf ihn?

"Das war noch nicht alles.", sagte Hadley mit gebrochener Stimme, und ich hörte, dass sie beinahe am heulen war. "Ich habe ihm das vorgeworfen. Nachdem ich ihn wieder erkannt hatte, hatte er schon mit dir...angebändelt. Ich wollte nicht, dass dir dasselbe passiert wie Mel. Es ging ihr total scheiße. Ich wollte es verhindern. Also hab ich ihn in der Schule abgefangen und ihn daran erinnert woher wir uns kennen und dass er sich lieber von dir fern halten soll. Dass ich wüsste, er würde dir das Herz brechen, dass ihr nicht zusammen passt und dass er ohnehin nicht gut genug für dich sei. Und dass eben jede Beziehung mit einem Hawn so endet." Hadley sah wirklich beschissen aus, und ihre Stimme brach fast.

"Das hab ich ihm alles gesagt. Liv, du musst mir glauben, ich hab es nur gemacht, weil ich vermeiden wollte, dass er dir wehtut. Ich wollte nicht, dass du so leidest wie Melina. Es tut mir leid." Damit endete sie und ihre Worte hingen in der Luft.

Ich wusste nicht an was ich zuerst denken sollte. "Wann genau war das?", fragte Sophie nach. Hadley sah nun sie direkt an und umging die Frage. "Es tut mir auch leid, dass ich dich so beschissen behandelt habe, Sophie, wirklich."

"Wann, Hadley?", fragte ich mit ernster und tiefer Stimme nach. Sie holte tief Luft und sah mich das erste Mal seit ihrer Erzählung direkt an. "Am Tag, bevor er dich abgewiesen hat." In diesem Moment platzte etwas bei mir.

"Dann bist du im Grunde daran Schuld, dass er es sich anders überlegt hat! Du bist schuld, dass wir uns getrennt haben. Wegen dir musste ich leiden, also hast du genau das Gegenteil von dem erreicht, was du wolltest.", sagte ich monoton. Es ergab jetzt alles mehr Sinn, die einzelnen Puzzleteile setzten sich zusammen. Deswegen war Hadley nach dem Treffen im Park, nachdem er mich abgewiesen hatte, wieder so nett gewesen. Sie wollte Ethan vertreiben, und hätte es fast geschafft. Und sie hatte sich auf der Party und danach so viel Mühe gegeben normal zu sein, um Ethan aus meinem Kopf zu streichen. Und als wir wieder ausgegangen sind, hat sie sich wieder zurückgezogen und mich ignoriert. Aber letztlich hatten Ethan und ich es trotzdem geschafft. War das ein Zeichen? Hadley sah mich aus großen Augen an und wiederholte mit Tränen in den Augen nochmal ihre Entschuldigung. Ich wusste absolut nicht was ich denken sollte.