Kapitel 50

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Den bisherige Schultag hatte ich alleine und gelangweilt verbracht. Sophie und Hadley hatte andere Kurse als ich, und ich trottete allein von Stunde zu Stunde, auf die Pause wartend. Ich konnte es kaum erwarten, Ethan zu sehen. Würde er mich wirklich vor allen küssen? Und ich sollte nochmal mit Sophie reden, um alles für den Nachmittag abzuklären. Hadley ging uns seit neustem weitgehendst aus dem Weg, und ich war doch nervös wegen dem Gespräch.

Mein Tag besserte sich ungemein, als ich mir in der Pause gerade einen Kaffee am Automaten rausließ, und von hinten umarmt wurde. Es war Sophie, an deren Parfüm ich sie sofort erkannt hatte. Ich grinste sie an und bekam ein großes Lächeln zurück. "Hi!"

"Hey! Na, alles klar? Wie war dein Tag

bis jetzt?", begrüßte sie mich. Ich nickte. "Langweilig eigentlich. Sollen wir nach draußen?" Sie stimmte mir zu, und wir liefen gemeinsam auf den Schulhof. Währenddessen erzählten wir uns von unserem bisherigen Schultag, und Sophie erzählte mir von Hadley, die sich anscheinend freundlich, aber distanziert verhielt. "Es ist als ob sie eine neue Hadley ist. Über meinen versauten Witz musste ich alleine lachen. Heute Nachmittag wissen wir mehr, hoffe ich!"

"Bestimmt. Ich meine, wir wissen so gut wie alles über sie, was sollte sie uns verheimlichen?" Ich war schon die ganze Zeit am herum überlegen. "Angefangen hat es eigentlich, als du angefangen hast dich mit Ethan zu treffen und zu schreiben, oder? Glaubst du er hat etwas damit zu tun?", fragte Sophie. Ich zuckte die Schultern, dieselbe Frage hatte mir schon hundertmal gestellt und auf eine Antwort war ich nicht gekommen. Ich musste mich wohl oder übel gedulden.

"Apropos Ethan, wo steckt er denn? Ich dachte wegen gestern.." Erneutes Schulterzucken kam von mir als Antwort. "Dachte ich auch, aber er hat sich noch nicht blicken lassen." Meine Enttäuschung deswegen konnte ich nicht verbergen. "Ach, das kommt schon noch!", munterte Sophie mich auf und setzte sich auf unsere Mauer. "Hmm...", zweifelte ich, "aber sag mal, wie war das noch mit deinem versauten Witz?"

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Nach der Pause, in der wir uns gegenseitig aufgemuntert hatten, verabschiedete sich Sophie von mir, da sie eine Hohlstunde hatte, und ich Mathe. Ich wusste gar nicht was ich sagen sollte, denn es war die erste Stunde, die ich wieder besuchte, seit Ethan mich abgewiesen hatte. Ich hatte über zwei Wochen geschwänzt. Aber da sich das Verhältnis zwischen Ethan und mir geändert hatte, konnte Mathe ab jetzt ja nur besser werden.

In Gedanken versunken lief ich über den Schulhof und winkte noch Sophie, bis ich gegen jemanden knallte. Durch den Geruch und das leise Lachen wusste ich fast augenblicklich um wen es sich handelte. Mit einem breiten Grinsen drehte ich den Kopf zurück. "Hi!"

"Hey!", grinste er zurück und seine Augen strahlten. Im Hintergrund sah ich Leute, die uns beobachteten, aber es schien so, als wäre es Ethan egal, denn er legte die Hände um meine Taille und zog mich leicht an sich. "Und? Sagst du mir jetzt richtig Hallo?"

Ich zögerte leicht. "Alle schauen zu uns!", flüsterte ich ihm zu. "Na und? Das ist mir egal.", lachte er leise. Er zog mich noch näher zu sich, und wenn sie nicht schon vorher drauf gekommen waren, wüssten alle Umstehenden spätestens jetzt, das zwischen uns etwas lief. Also konnte ich es ihnen auch noch komplett beweisen, beschloss ich und zog noch im selben Augenblick Ethan's Kopf zu meinem. Als seine Lippen meine berührten, seufzte ich auf, und vergaß fast wo wir waren, und wer uns zuschaute. Man könnte eher sagen, es war ein zusätzlicher Pushfaktor, sich mitten auf dem Schulhof, umgeben von Leuten zu küssen. Mein Puls schellte in die Höhe und ich fühlte mich wie berauscht, weshalb ich die Hände um seinen Nacken nutzte, um ihn noch näher an mich zu ziehen. Er reagierte mit einem nur noch härteren Kuss, bevor er wieder von mir abließ.

Außer Atem grinste ich und nahm wieder ein wenig Abstand ein. "Du hast Recht: es ist total egal." Aus dem Grinsen wurde ein Lachen, und Ethan stimmte mit ein. "Also bist du zufrieden?", fragte ich scheinheilig und hob meine Tasche vom Boden auf. Wer weiß, wann die runtergefallen war, ich hatte es nicht bemerkt. "Zufrieden womit?", sagte er mit verwirrter Miene.

"Mit dem Kuss, den ich dir geschuldet habe.", grinste ich und zeigte dann zur Schultür. "Ich glaube wir müssen jetzt wieder rein, wir haben Mathe, und vorerst genug Ärger mit Frau Schneider." Er nickte und griff dann völlig unerwartet nach meiner Hand, um mich dann zur Schule zu ziehen. "Okay, gehen wir.", antwortete er nickend, "und im Übrigen war der Kuss...nicht schlecht. Aber wir können ja noch daran arbeiten und üben!", fügte er hinzu. Lachend boxte ich ihm in die Seite, schließlich wusste ich, dass der Kuss nicht so schlecht war, und er verzog gespielt das Gesicht. "Oh, das hat ja so sehr wehgetan!", jammerte er. Ich verdrehte die Augen und lachte nur, dann ließ er meine Hand los, um den Arm um mich zu legen, und mich an sich zu ziehen.

Aus dem Augenwinkel sah ich viele lächelnde Leute, aber auch viele entsetzte und überraschte. Da war Chloe, die uns mit ihren Freundinnen eingeschnappt und mit verzogenen Gesichtern beobachtete, sowie Ethan's Freunde, die ihm zujubelten und den Daumen nach oben hielten. Sie akzeptierten mich anscheinend, darüber freute ich mich sehr, und ich hoffte, sie irgendwann mal besser kennenzulernen. An unserer Mauer lehnte Hadley, die ich erst jetzt bemerkte und heute das erste Mal sah. Sie sah genau zu uns und hatte die Augen weit aufgerissen. Es schien so, als wäre sie völlig entsetzt darüber. Das stimmt mich irgendwie traurig, aber ich versuchte es zu ignorieren. Ich drückte mich an Ethan und ließ mich von ihm leiten.

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Fast zwei Stunden später war meine Laune wieder glänzend und ich hatte Had fast vergessen. Mathe neben Ethan war nach wie vor interessant. Er brachte mich zum Lachen, die ganze Zeit war ich am leise Kichern.

"Mir ist so langweilig.", flüsterte Ethan mir ins Ohr. Ich grinste ihn an. Eigentlich konnte ihm gar nicht langweilig sein, wir hatten uns durchgehend unterhalten und waren nach wie vor ein Dorn im Auge unserer Lehrerin. "Mir auch.", flüsterte ich trotzdem zurück. Ethan ergriff unter dem Tisch meine Hand und fing an mit dem Daumen Kreise auf meinen Handrücken und irgendwann auch auf meinen Unterarm zu malen. Ich bekam Gänsehaut und konnte gar nichts mehr sagen, zu schön war das Gefühl.

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"Hättest du Lust, morgen mit mir ins Kino zu gehen?", fragte Ethan mich nach der Schule. Wir standen vor der Schule, und er wartete noch auf seinen Bus, und sah mich jetzt erwartungsvoll an. "Ja klar!", sagte ich erfreut zu. "Und was treibt meine Freundin heute so?", grinste er schelmisch, während ich mein Fahrrad aufschloss. "Deine Freundin trifft sich heute mit ihren Freundinnen.", sagte ich und man hörte meiner Stimme an, dass ich mich nicht so sehr freute.

"Ihr habt grade Stress oder?", fragte Ethan ernst nach. Ich nickte auf seine Frage. "Das bekommt ihr schon hin!", munterte er mich auf. "Da kommt mein Bus. Wir schreiben, okay? Ihr versöhnt euch wieder!" Ich nickte und steckte mich zu ihm, um einen kurzen Abschiedskuss zu bekommen. Mit seinem kurzen "Bis dann, Darling!", trieb er mir wieder ein Lächeln ins Gesicht und ich fuhr mit guter Laune nach Hause.

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