Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch verabschiedete ich mich von Hadley und näherte mich langsam dem Matheraum. Ich war nach wie vor unsicher, wie ich mich Ethan gegenüber verhalten sollte, also hatte ich es nicht besonders eilig. Sollte ich ihn ignorieren oder so tun als hätte er mich nicht eingeladen? Eigentlich hatte er mir keinen richtigen Grund zum böse sein gegeben, trotzdem war sein Verhalten am Montag echt rätselhaft.
Ich hatte wohl ein bisschen zu viel getrödelt, denn, kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, hörte ich auch schon Frau Schneiders Stimme, die mich ankeifte.
Ich ignorierte sie kurz und sah mich erst mal nach ihm um. Das schien wohl zur Gewohnheit zu werden. Aber er war nicht da. Ein Hauch von Enttäuschung machte sich in mir breit und ich wendete mich wieder meinem Schicksal zu.
"Miss Winter, was erlauben sie sich eigentlich? Zuerst kommen sie 15 Minuten zu spät in meinen Unterricht und dann interessiert es sie noch nicht mal, was ich zu sagen habe? Das geht so nicht, sie werden nachsitzen und damit können sie gleich anfangen!", rief sie gerade aus und wurde zum Schluss immer lauter. " Der Rest der Klasse macht die Aufgaben auf Seite 145!"
Das ich mir gerade Nachsitzen eingefangen hatte, war nicht so wichtig. Die Hauptfrage war: Wo steckte Ethan?
Sie wurde beantwortet, als hinter mir die Tür aufging und Ethan höchstpersönlich zur Tür reinkam. Er blieb stehen und sah sich erst mal verwirrt um. Frau Schneider, die immer noch wütend war, sah auf die Uhr und fasste ihn ins Visier: "Und sie können gerade mitkommen."
Sie lief zur Tür hinaus, ich lief hinterher und auch Ethan schien wohl nachzukommen. Frau Schneider stöckelte uns mehrere Meter voraus. Ich hörte, wie Ethans Schritte sich beschleunigten und er zu mir aufschloss. Weil er dann neben mir lief, berührten sich hin und wieder unsere Hände, und jedes Mal ging ein unglaubliches Kribbeln durch meinen Körper.
"Was ist denn hier los?", raunte er mir zu. Ich war immer noch irgendwie sauer, weil er am Montag plötzlich so seltsam zu mir war und hatte daher nicht vor, ihm so bald zu antworten.
Als ich nach 2 Minuten immer noch nicht reagiert hatte, schien er es zu verstehen.
"Ach komm schon, du kannst mich nachher wieder ignorieren! Warum laufen wir ihr hinterher? Müssen wir zum Direx? Was hast du angestellt?", versuchte er es nochmal.Genervt verdrehte ich die Augen. „Wir waren zu spät du Vollidiot! Und deshalb müssen wir jetzt nachsitzen.“
Wir kamen am Musiksaal an und Frau Schneider blieb stehen. Sie schloss die Tür auf und deutete uns hineinzugehen. Drinnen drückte sie mir nur einen Stapel Blätter in die Hand, mit der Anweisung, sie zu bearbeiten. Sie sagte, zur Sicherheit werde sie die Tür abschließen, damit wir auch schön konzentriert blieben. Damit ging sie zur Tür raus und mir blieb der Mund offen stehen. Frechheit! Das war doch ein schlechter Scherz!
„Frechheit.“, sagte Ethan nur und blickte zu mir.
„Du nimmst mir die Worte aus dem Mund.“, sprach ich aus, was ich dachte. Dann setzte ich mich an einen der Tische und zog die Blätter zu mir. Es waren lauter Matheaufgaben und ich dachte einen Moment daran, sie einfach liegen zu lassen und nicht zu machen. Ich seufzte laut auf und schob den Gedanken beiseite.
„Sollen wir zusammen machen oder die Aufgaben aufteilen?“, fragte ich Ethan, denn ich hatte nicht vor das alles allein zu machen.
„Die Frage ist eher, ob du deine Hälfte überhaupt alleine schaffst.“, grinste er und zog sich einen Stuhl raus, um sich dann neben mich zu setzten. Er rutschte sogar noch extra ein Stück an mich heran. Zu nah für meinen Geschmack, denn als ich sah wie nah er bei mir saß, so nah, dass sich unsere Schultern berührten, wurde ich etwas nervös.
„Oder ob du überhaupt eine einzige Aufgabe schaffst!“, konterte ich dann aber trotzdem und schaffte es zu ignorieren dass er mich von der Seite ansah, indem ich einfach stur auf die Matheblätter starrte.
Er lachte auf. „Du bist nie für eine Antwort verlegen. Das gefällt mir.“, sagte er dann und warf mich damit komplett aus der Bahn. Ich lächelte nur und musste aufblicken. Ich sah direkt in seine tiefen Augen.
Eine gefühlte Ewigkeit, die wahrscheinlich nur wenige Minuten waren, sagte niemand von uns etwas. In solchen Momenten fühlte ich mich, als wüsste er alles über mich und ich alles über ihn. So als könnte ich direkt auf seine Seele blicken. Irgendwann riss ich mich von ihm los und schaute woanders hin.
Mein Blick fiel zum Fenster hinaus auf den immer noch sonnenbestrahlten Schulhof. Seine Blicke folgten meinen.
„An was denkst du?“, fragte er und beobachtete mich aufmerksam.
Da wir gerade so ernst waren, konnte ich auch sagen woran ich dachte. „An vieles. Am meisten, dass ich grade echt gern draußen in der Sonne wäre und dann Eis essen könnte."
„Solche Gedanken hatte ich auch schon.“, gab er schmunzelnd von sich. Dann stockte er und sah aus, als hätte er gerade einen Gedankenblitz gehabt. Er sah sich im Raum um und beim Fenster blieb sein Blick hängen.
„Ich hatte gerade eine klasse Idee!“, rief er und lief zum Fenster. Nachdem er alle Notenständer und Stühle beiseitegeschoben hatte, war das Fenster frei. Da ging auch mir ein Licht auf - er hatte doch nicht ernsthaft vor..?
Er stellte einen Stuhl vors Fenster, drehte sich um und grinste mich abenteuerlustig an.
"Also Olivia Winter, hast du schon mal was Gefährliches angestellt?"____________________________________________________________________________________
Hey :)
Ich wollte mich mal bedanken bei allen, die meine Geschichte lesen und dafür voten. Danke! ♥ Ist ja meine erste Geschichte, also würde mich interessierten was ihr drüber denkt. Über Kommi´s würde ich mich total freuen! ♥
pauli98
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Closer to you
Teen FictionEigentlich führt Olivia Winter ein ganz normales Leben. Neben guten Noten in der Schule hat sie zwei beste Freundinnen und ihre Familie und lebt so glücklich ihren gewohnten Alltag. Das ändert sich, als auf einmal ein neuer Schüler in ihre Jahrgangs...