Kapitel 65

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"Sophie, wenn du mir mein Kleid mal zeigen würdest, könnte ich mir auch selbst Schuhe aussuchen und nicht nur du!", rief ich meiner besten Freundin hinterher, als sie schon wieder davonlief um neue Schuhe auszusuchen.

So lief das schon seit mehr als einer Stunde: Sophie rannte durch den ganzen Laden, um mir Schuhe auszusuchen und zu bringen, denn ich kannte das Kleid ja nicht, dann probierte ich sie an und wir beurteilten die Schuhe.

Das Problem war, dass sowohl Sophie, als auch ich selbst ziemlich wählerisch waren. Deswegen hatte ich nun schon gefühlte hundert Paar Schuhe anprobiert und wir hatten nur zwei Paare gefunden, bei denen wir beide einigermaßen zufrieden waren.

Irgendwann ließ sie sich mit ein paar Schuhen mit sehr hohem Absatz neben mir nieder. "Ich glaub das waren die Letzten. Zumindest finde ich keine Schönen mehr in deiner Größe, die zu deinem Kleid passen. Abgesehen davon, schmeißt uns die Verkäuferin wahrscheinlich demnächst aus dem Laden, weil ich so ein Chaos gemacht hab."

Erleichtert schlüpfte ich in die apricotfarbenen Sandalen und stand auf, um sie zu testen. Erstaunlicherweise lief ich trotz dem gefährlich hohem Absatz gut darin und auch Sophie nickte. "Die sind super, oder?", fragte ich nach, denn ich lief gut darin und sie waren bequem, also so bequem wie ein hoher Schuh eben sein konnte. "Viel besser als die anderen!"

"Und sie passen perfekt zu deinem Kleid!", stimmte sie mir zu. Doch ich wusste nicht ob ich froh darüber war, dass wir etwas gefunden hatten, oder nicht, denn nun rückte das Gespräch mit Ethan näher und näher. Aber das war ja der Sinn der Sache, also versuchte ich mich zusammenzureißen, ging die Schuhe bezahlen und anschließend noch mit Sophie ins Starbucks.

"Weißt du wo Hadley ist?", fragte ich Sophie nachdem ich meinen Macciato fast ausgetrunken hatte und wir meine Party von vorne bis hinten durchgeplant hatten. Sophie hatte ihren Teil, also alles außer dem Catering (das war meine Aufgabe) gut vorbereitet und verriet mir mit einem Grinsen, dass ihr die Deko meines gemieteten Raumes richtig gut gelungen war. Sehen durfte ich ihn jedoch noch nicht, denn sonst wäre ja die Überraschung vermasselt.

Doch Sophie schüttelte den Kopf. "Sie wollte eigentlich noch nachkommen.." Nach einem Blick auf ihr Handy, auf das wohl keine neue Nachricht eingegangen war, schüttelte sie erneut den Kopf. "Keine Ahnung, vielleicht ist ihr einfach noch was dazwischen gekommen."

Ich nickte zögerlich. Vielleicht verdächtigte ich sie zu Unrecht und sie musste noch irgendwas erledigen, für meinen Geburtstag zum Beispiel. Oder für Nate, der kurz nach mir Geburtstag hatte. Ich sollte wirklich aufhören, immer das schlechte in Menschen zu sehen und aufhören an Had zu zweifeln. Nach unserem letzten Streit war es zwar schwerer ihr zu vertrauen, aber sie sollte eigentlich gelernt haben, mich nicht wieder zu belügen. Egal was jetzt mit Hadley war, ich musste sofort mit Ethan sprechen und ihm erzählen, was ich nach meiner letzten Beziehung getan hatte.

"Sollen wir los?", fragte Sophie, die meine Aufbruchsstimmung wohl bemerkt hatte und trank ihre heiße Schokolade leer. Ich nickte und stand auf. "Ich muss das jetzt einfach hinter mich bringen."

Ohne viel zu reden, lief Sophie mit mir zu Ethans Haus und umarmte mich davor nochmal kräftig. "Du schaffst das schon. Er versteht das, mach dir nicht so viele Sorgen, alles wird gut. Schließlich hab ich für Samstag die beste Geburtstagsparty der Welt geplant!" Ihre Worte taten mir gut und ich musste lachen. "Danke Sophie, hab dich lieb!", sagte ich als ich mich von ihr löste.

Sie lächelte mich an. "Ich dich auch! Und jetzt geh schon!" Damit schubste sie mich in Richtung der Tür und winkte mir noch beim Davonlaufen. Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich meinen Finger der Klingel näherte. Irgendwie kam mir das ziemlich bekannt vor, wie ein Deja-Vu, denn ich befand mich in einer ähnlichen Situation wie vor unserem ersten Treffen, bei dem ich auch zögerte zu klingeln.

Wie auch damals überwand ich mich, um den Knopf zu drücken und war überrascht, als die Tür sofort aufging, so als hätte jemand dahinter auf mich gewartet.

Das Bild, das sich mir jedoch dahinter bot, war weniger erfreulich. "Morgen bei mir?", ertönte dazu eine mir nur zu gut bekannte Stimme. Die meiner besten Freundin. Es schien so als wäre Hadley nicht etwas dazwischen gekommen, sondern jemand, denn sie schlüpfte gerade in ihre Ballerinas und wollte noch etwas sagen, als Ethan die Türe komplett öffnete und mich nun sprachlos ansah. Auch mir hatte es für einen Moment die Sprache verschlagen, allerdings nur bis Hadley aufstand und mich geschockt fragte: "Was machst du denn hier?"

"Was ich hier mache? Das ist das Haus von MEINEM Freund, die Frage ist: was machst du verdammt noch mal hier?", rastete ich aus.

Das war der Moment, in dem Ethan anscheinend wieder in der Lage war etwas zu sagen. "Ich kann das erklären!", rief er und versuchte meine Hand zu ergreifen. Ich entzog sie ihm sofort. Wie sollte ich meinem Freund vertrauen, wenn er so etwas hinter meinem Rücken trieb? Und Hadley hatte mich erneut belogen. Ich war wieder am Anfang und sah momentan nur noch rot.

"Da belügt ihr mich also beide, ja? Telefoniert und trefft euch heimlich miteinander, ohne mir etwas davon zu sagen?"

Ethan sah ziemlich verzweifelt aus. Wahrscheinlich weil sein Geheimnis nun aufgeflogen ist, sagte eine spöttische Stimme in meinem Kopf. "Nein! Bitte Liv, du musst mir zuhören!", schien er zu flehen und nahm meine Hand in seine. Ganz kurz war ich von dem Kribbeln eingenommen, dann riss ich sie ihm weg. "Fass mich nicht an!"

Ich wollte nur noch weg von hier, einfach nach Hause, in mein Bett liegen und mich von der Welt abschotten. Ich wollte mich schon umdrehen und davon stürmen, als mir noch eine letzte Sache einfiel. Ich wand mich an Hadley. "Ich bin wirklich enttäuscht, ich dachte du würdest mich nicht mehr belügen und dann finde ich dich hier, in seinem Haus mit.." Mir stach etwas ins Auge. "Sag mal, ist das Ethans Shirt, dass du da mitnimmst?" Ich sah sie an, doch sie hatte nicht einmal etwas zu ihrer Verteidigung zu sagen. Bittere Enttäuschung, Wut und auch Eifersucht kamen in mir auf.

"Und du!", wandte ich mich an Ethan. "Sagst zwar du könntest das alles erklären, aber ich wette es ist nur die nächste Lüge! Und ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich dir eine Einzelheit meines Lebens verschwiegen hatte! Aber du triffst dich und vögelst wahrscheinlich hinter meinem Rücken meine beste Freundin!", warf ich ihm vor und wurde dabei am Ende immer leiser. "Ex- beste Freundin.", verbesserte ich.

Und damit war wirklich alles gesagt. Ich wollte nur noch weg von hier.

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