Kapitel 67

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Er sah mich mit ernstem, aber trotzdem liebevollen Blick an und nickte. "Ich höre dir zu, so wie du mir grade zugehört hast."

Und plötzlich ging es mir ganz leicht über die Lippen und ich wusste nicht mehr, warum ich es ihm nicht erzählen konnte. Vielleicht war mein Vertrauen jetzt gestärkter? Ich wusste es nicht, begann aber dennoch zu erzählen: "Du erinnerst dich an meinen Exfreund Robert, oder?" Bekräftigt von seinem Nicken erzählte ich weiter.

"Er war mein erster fester Freund. Ich weiß im Nachhinein nicht mehr, warum ich ihn so toll fand, aber nach einigen Dates sind wir doch relativ schnell zusammen gekommen und ich war überglücklich. Im siebten Himmel. Unsere Beziehung lief einige Monate einfach perfekt ab, völlig sorgenfrei und noch im verliebten Rausch." Meine Stimme brach, und Ethan nahm meine Hand, als ob er spürte, dass jetzt der Knackpunkt kam. Ich ließ meine Hand in seiner, denn das Gefühl seiner warmen Haut war ermutigend.

"Kurz nach unserem Halbjährigen betrog er mich das erste Mal. Zumindest war es das erste Mal, dass ich es mitbekam, vielleicht hat er auch schon viel früher angefangen untreu zu werden. Ich ertappte ihn auf einer Party, zu der ich spontan noch nachgekommen war, beim Rummachen mit einem blonden Mädchen. Zuerst wollte ich ihn nicht wiedersehen, denn der Schock saß einfach zu tief. Doch als er immer wieder angekrochen kam, sich entschuldigte und mir beteuerte, wie sehr er mich liebte, wurde ich weich. Also hab ich es ihm verziehen."

Ethans Augen wurden groß und ich sah Mitgefühl in ihnen. "Ich würde dich niemals betrügen!", sagte er mit rauer Stimme. Ich glaubte ihm. Ich wusste, dass er mich nicht betrügen würde, diese Erfahrung mit Hadley hatte es praktisch nur bewiesen. Aber die Angst, nochmal betrogen zu werden, war trotzdem da.

"Das hat er mir auch gesagt. Es mir versprochen. Er wollte nur mich, hat er gesagt...und trotzdem fand ich ihn ein paar Wochen später im Bett mit einer meiner damaligen Freundinnen. Und da ging es wieder von vorne los...er entschuldigte sich für seinen Fehltritt, brachte mir Blumen und Schokolade und war der aufmerksamste Freund, den man sich wünschen konnte. Also hab ich ihm erneut verziehen." Ich sah Ethan im Gesicht an, dass er meine Entscheidung als falsch ansah, und er dies nicht verziehen hätte. Aber ich hatte Rob damals so sehr gemocht als meinen Freund, seine Art, sein Lachen. Ich hatte diese Beziehung so sehr gewollt, dass mich nicht von ihm trennen wollte.

"Nachdem er mich das dritte Mal betrogen hat, hab ich endgültig mit ihm Schluss gemacht, was ich schon viel früher hätte machen sollen. Er hat wieder um mich gekämpft, aber ich hab ihn Mal für Mal abgewiesen. Ich wusste, dass er mich liebte, aber er konnte einfach nicht treu sein. Ich war ihm nicht genug. Obwohl er mein erster Freund war, mit allen ersten Malen drumherum. Ich hab ihm alles gegeben und es reichte ihm nicht."

Ich spürte, wie meine Augen wässrig wurden, aber erlaubte mir nicht zu weinen. Ethan zog mich in seine Arme. "Ich werde nie wie er sein, Liv, niemals!" Und dass wusste ich auch, aber es war so schwer gewesen, das auch meinem Misstrauen beizubringen. Dass Ethan nicht Rob war, und dass er mich nicht hintergehen würde.

"Danke, dass du mir das erzählt hast, Liv, obwohl es dir schwer gefallen ist. Aber ich halte diesen Teil deines Lebens nicht für so schlimm, dass er unsere Beziehung ruinieren könnte. Du hast dir umsonst Sorgen gemacht." Ich schluckte und löste mich aus seiner Umarmung, um ein Stück wegzurutschen. Nach dieser Geschichte wollte er mich vielleicht nicht wieder in seinen Armen haben, also entfernte ich mich langsam.

"Urteile nicht zu schnell.", sagte ich leise. "Das Schlimme kommt erst noch."

Ich sah Ethan verwirrt die Augenbrauen heben, aber ich wollte seinen Gesichtsausdruck bei meinen Erzählungen nicht sehen, also wand ich den Blick von ihm ab und sah stattdessen auf den Boden. "Nach der Trennung war ich ziemlich sauer. Natürlich auf ihn, aber auch teilweise auf mich selbst. Warum hatte ich ihm so oft vergeben? Und warum war ich ihm nicht gut genug? Ich war nur kurz traurig, der restliche Liebeskummer wandelte sich in Wut um. Ich konnte es nicht fassen, dass er mich betrogen hatte und das immer und immer wieder. Welcher Mensch tut einem anderen so einen Vertrauensbruch an? In den ersten Wochen nach der Trennung war ich wütend, traurig und wollte Rache, während er fröhlich weitermachte und sein Leben lebte, als hätte es mich nie gegeben. Er hatte mir das Herz gebrochen, mich belogen und außerdem meine Freundschaft zu Violet zerstört, da er mit ihr geschlafen hatte."

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