Kapitel 7

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Am nächsten Morgen wurde ich von lautem Geklapper und Stimmen wach. Ich sah auf die Uhr und die Zeiger zeigten gerade mal auf halb neun. Was hatte ich nur für tolle Freundinnen, die keinerlei Rücksicht auf meinen Schlaf nehmen konnten. Ich rappelte mich auf und ging erst mal ins Bad, um mich anschließend anzuziehen und dann runter zu gehen.

Dort lief inzwischen lautstark Radio und Sophie und Hadley saßen plappernd am Frühstückstisch. "Guten Morgen, Liv! Haben wir dich etwa geweckt?", fragte Hadley. "Nein, ihr doch nicht, ihr habt euch ja so leise und rücksichtsvoll verhalten.", meinte ich sarkastisch. "Jetzt brauch ich erst mal Kaffee." Die zwei grinsten sich an und es schien ihnen kein bisschen Leid zu tun. "Rache ist süß, ihr lieben!", zwinkerte ich ihnen zu und machte mich daran, was zu essen und Koffein zu bekommen.

Das Blöde an Sonntagen war, dass am nächsten Tag Montag, und somit Schule war, stellte ich fest als ich mich am späten Nachmittag auf mein Bett sinken ließ. Bei Sophie hatten wir Mädels noch zusammen gekocht und anschließend einen Film geschaut. Damit war ich jetzt vollgestopft und erschöpft und mir war nach einem weiteren Sofatag zumute. Nur bedauernswerterweise wartete noch ein Stapel Hausaufgaben auf mich, die erledigt werden mussten, damit ich morgen keinen Ärger bekam. Schon in der zweiten Woche Ärger zu bekommen war nicht gut. Also machte ich mich seufzend an die Arbeit.

Drei Stunden später war ich endlich fertig und ging zu meiner Mum, um fernsehen. Sie saß auf dem Sofa und schaute den Sonntagstatort - allein. Und dass, obwohl eigentlich mein Vater heute nach Hause kommen wollte. Er war jeden Monat eine oder manchmal sogar zwei Wochen auf Geschäftsreise oder in seinem zweiten Firmensitz in München. Und obwohl sie es zwar abstritt, war ich mir sicher, dass es meine Mutter ziemlich belastete. Sie war so viel fröhlicher, wenn er da war.

"Mum? Warum ist Paps nicht da? Bitte sag mir jetzt nicht, dass er schon wieder später kommt. Wenn er am Freitag nicht da ist, dann mache ich ihn einen Kopf kleiner!" Am Freitag war Nicks siebter Geburtstag und er freute sich schon mindestens einem Monat darauf und sprach vor allem in den letzten Tagen von nichts anderem.

"Liv? Ich hab dich gar nicht gesehen, erschreck mich doch nicht so!", sagte meine Mum verstört, und antwortete dann auf meine Frage. "Doch leider Schatz. Er sagt liebe Grüße und dass es ihm Leid tut, aber er kommt erst am Donnerstag." Dass sie dabei einen traurigen Gesichtsausdruck hatte, war mir nicht entgangen. "Ich ruf ihn morgen mal an.“, entgegnete ich seufzend und versuchte das Positive zu sehen. "Zumindest ist er an Nicks Geburtstag wieder da." Ich ließ mich neben meine Mum sinken und versuchte sie ein bisschen abzulenken: "Wo ist Nick eigentlich? Und hab ich viel vom Tatort verpasst?"

"Schon im Bett, hast du mal auf die Uhr geschaut? Es ist nach neun, und du hast den halben Tatort verpasst, aber um ehrlich zu sein, finde ich ihn sowieso nicht so gut." Tja, ich hatte wohl doch länger gebraucht als gedacht, vielleicht weil ich mit meinen Gedanken während den Hausaufgaben immer wieder abgeschweift war. Warum wohl? Ich ließ mir noch kurz den Inhalt erklären und wir sahen den Tatort bis zum Ende, der tatsächlich nicht so gut war.

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Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, hatte ich nicht übel Lust ihn gegen die Wand zu werfen. Ich quälte mich aus dem Bett und stand 30 Minuten später fertig am Treffpunkt, an dem ich mich immer mit Sophie traf.

Als sie eintraf begrüßte ich sie bibbernd und wir fuhren los. "Oh Mann, ich hasse Montage, ganz ehrlich, wozu braucht man die denn? Und während du jetzt mit Hadley BK hast, was anders gesagt nur weiter schlafen bedeutet, muss ich mir Frau Schneiders Mathegefasel anhören. Der hört doch am Montagmorgen sowieso niemand zu." Ich war etwas frustriert von meinem Wochenanfang, jede Woche aufs Neue hatte ich keine Ahnung, was in der Doppelstunde Mathe überhaupt Thema war.

Soph grinste. "Tja, Pech meine Liebe. Kann ich ja nichts dafür, wenn du so leistungsstark in Mathe bist."

Aus irgendwelchen mir unerfindlichen Gründen hatte der Einstufungstest in Mathe mich in den ersten Kurs gesteckt, Hadley und Sophie in den zweiten. Der erste Kurs war gewissermaßen für die Schlaueren und meistens erklärte Frau Schneider relativ verständlich, doch am Montagmorgen hatte ich einfach nicht den Nerv, ihr zu folgen.

Als Antwort auf ihren Kommentar streckte ich Sophie die Zunge raus. Sie grinste nur noch mehr.

Frau Schneiders Matheunterricht zog sich wie voraus gesagt ewig in die Länge. Nachdem die Hälfte der Stunde vergangen war, fing ich aus Langeweile an, kleine Blümchen und Herzchen an den Rand meines Blattes zu malen. Nach weiteren 15 Minuten und etlichen Blümchen auf meinem Blatt klopfte es plötzlich an der Tür.

Closer to youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt