Kapitel 25

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Ich wollte schon den Helm aufziehen, als ich eine, nein seine Stimme hörte: "Olivia, warte!"

Ich blieb stehen und drehte mich um. Ich konnte nicht anders als leicht zu lächeln und sah ihm entgegen, wie er die Treppe runter und das kurze Stück über die Straße kam.

Er kam rasch und zügig auf mich zugeschritten. Kurz vor mir blieb er stehen, aber so nah, dass nicht besonders viel zwischen uns gepasst hätte. Vielleicht zwei Handbreiten. Mein Herzschlag beschleunigte sich.

Ich sah auf und verlor mich direkt in seinen Augen. Paff! Ich war weg. Im Dunkeln leuchteten sie wie zwei Opale und sie passten perfekt zu ihm. Zu seiner Wuschelfrisur und den braunen Haaren die ich unglaublich gerne mal fassen wollte. Zu seinem wunderschönen Gesicht, dass meine Hand förmlich anzog es zu berühren. Zu seinem Körper, den ich nirgendwo schonmal so gesehen hatte. Er selbst war äußerlich einfach perfekt, ein wahrer Adonis. Das ich verglichen mit ihm wie eine Null rüberkommen musste, war mir egal. Alles was zählte, war dass ich gerade das Gefühl hatte auch sein Inneres zu kennen, es fühlte sich an wie eine Reise direkt in seine Seele. Er war genauso verletzlich wie ich, genauso angreifbar und auch unsicher, wennauch weniger als ich. Es kam mir vor, als wäre dies der perfekte Moment. Ich fühlte das unaufhaltbare Gefühl, wie im Pool, ein Verlangen, dem ich willenlos ausgesetzt war und dass ich umbedingt in die Tat umsetzten wollte.

"Ich glaube wir haben etwas vergessen..", raunte Ethan verheißungsvoll und ermutigte mich, mich noch einen Centimeter zu bewegen. "Ja.", flüsterte ich lautlos, aber Ethan verstand mich trotzdem. Die Anziehungskraft zwischen uns war deutlich spürbar, und ich hatte das Gefühl seine Augen sprühten Funken, als er seinen Blick auf meine Lippen senkte.

Und dann, so natürlich, als hätte er es schon tausende Male gemacht, überwand Ethan den Raum zwischen uns mit einem kräftigen Schritt, um mich dann mit einer Hand noch näher an sich zu ziehen. Dann senkte sich sein Kopf, und seine Lippen trafen auf meine. In mir explodierte ein Feuerwerk, als wir vorsichtig anfingen sie zu bewegen und ich schloss die Augen. Ich konnte nur noch an ihn und das Gefühl von seinen Lippen auf meinen denken. Sie schmeckten süß und waren so unglaublich weich. Ich ließ meine Hände seinen Rücken hinaufwandern und legte sie in seinen Nacken. Ich wollte mehr. Er erwiderte den Kuss, aber ging es jetzt nicht langsam, sondern stürmisch an, und das war mir nur recht. Es sollte nie wieder aufhören, denn unsere Lippen waren wie füreinander gemacht. Ich griff mit meinen Händen in seine Haare, um irgendwie meine Leidenschaft loszuwerden und um mich festzuhalten. Seine Reaktion war, mich nur noch näher an sich zu ziehen, so dass sicherlich kein Blatt mehr zwischen uns gepasst hätte. Außerdem wanderte die andere Hand in meine offenen Haare und wühlte darin herum. Unsere Lippen bewegte sich noch immer im Gleichklang und ich hatte das Gefühl von innen heraus zu brennen. Es war ein Gefühl, das ich nie vorher empfunden hatte. Dies war nicht mein erster Kuss, aber er fühlte sich an wie einer an, und ich wollte nie mehr jemand anderen küssen. Niemals vorher hatte je soviel Gefühl und Leidenschaft in einem Kuss gesteckt, niemals vorher war er so intensiv gewesen.

Als ich wirklich gar keinen Sauerstoff mehr hatte, mussten wir diesen Kuss unterbrechen. Atemlos lösten wir uns voneinander und ich spürte seinen Herzschlag sowie seine Muskeln, und mein eigener Herzschlag beschleunigte sich noch mehr, wenn das überhaupt noch möglich war. Seine Stirn lehnte an meiner und wir versuchten erst mal zu Luft zu kommen.

Ich sah ihm tief in die Augen. "Das war..",versuchte ich es in Worten zu beschreiben, aber mir misslang der Versuch.

"Unglaublich.",ergänzte Ethan mich und sein Grinsen bereitete mir Gänsehaut. Ja, unglaublich traf es schon eher. Unglaublich, unfassbar und vollkommen.

"Ich muss los.",sagte ich leise und löste mich langsam von ihm. "Ich muss pünktlich zuhause sein." In diesem Augenblick hörte ich die Kirchenglocken elf schlagen, und ich sah in Ethans Augen. "Shit."

Er zog mich wieder an sich und flüsterte: "Jetzt bist du sowieso zu spät."

Damit senkte er seine Lippen wieder auf meine, und wir machte da weiter wo wir vorhin aufgehört hatten. Ich bereute es nicht, wie vorhin explodierte ich und wollte nie wieder enden.

Doch nach einem langen, hitzigen Kuss brach ich ab, und zog meine Hände aus seinen Haaren. Wer weiß, wie die schon wieder dahin kamen. Seine Haare fühlten sich so an wie erhofft, total weich und hatten die perfekte Länge. Hatte ich das Wort perfekt heute schon gesagt? Perfekt, perfekt, perfekt.

"Ich muss jetzt wirklich los.", sagte ich wehmütig und löste mich widerwillig von Ethan, indem ich einen Schritt zurücktrat. Ich setzte mich auf meine Vespa und lies sie an, so dass sie laut in der stillen Nacht aufheulte. Dann grinste ich wieder Ethan an. Er stand neben der Vespa und sah mich einfach nur an, und er sah aus als könnte er mich noch stundenlang auf der Vespa betrachten. Er beugte sich zu mir. "Hab ich dir schon mal erzählt, dass ich Frauen auf Motorrädern total heiß finde?"

Ich musste lachen. Nein, hatte er nicht, aber ich hätte es mir gut denken können. Tja, jetzt mochte ich meine Vespa einmal mehr. Wenn Ethan fand dass sie mich heiß aussehen ließ, dann tat sie das und ich war ihr sehr dankbar dafür. Die Schmetterlinge in meinen Bauch kribbelten nur so und ich lehnte mich zu ihm rüber, um ihn noch ein letztes Mal kurz zu küssen.

"Bye, Ethan.", sagte ich noch, bevor ich mein Helm aufzog und losfuhr.

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