"Liv? Bist du hier?", hörte ich Hadleys Stimme, die die Stille durchbrach. Ich gab einen undefinierbaren Laut von mir, der ihr signalisieren sollte wo ich war. Sicherheitshalber schloss ich noch die Türe auf und stieß sie mit dem Fuß auf, um mich dann wieder auf den Klodeckel zu setzten.
"Da bist du ja! Sophie und ich haben dich die ganze Pause gesucht! Sie ist jetzt.." Hadley kam während sie sprach herein und sah mich an.
"Oh. Was ist passiert?"
Ich schilderte ihr mit ein paar Sätzen was geschehen war. "Und jetzt weiß ich einfach nicht was ich denken soll."
"Ach Süße!" Sie zog mich hoch und dann in eine Umarmung. Nach ein paar gefühlsduseligen Sätzen hatte sie mich wieder relativ normal bekommen. Sie hatte Recht, ich musste hier rauskommen und ihm gegenüber treten.
"Aber so leid es mir tut Liv, du hast dich gewissermaßen selbst verraten. Dadurch dass du nichts gesagt hast, weiß er dass es dir etwas bedeutet und er wird nicht locker lassen."
Ich nickte zustimmend. Sie fuhr fort: "Jetzt ist die Frage: gibst du ihm eine zweite Chance? Vielleicht hat er es sich anders überlegt."Ich zuckte die Schultern. "Ich weiß es einfach nicht. Lass uns später darüber reden und lass uns jetzt einfach gehen, die Stunde ist sowieso fast um." Das Denken verschob ich einfach auf später.
Und schon wieder geschwänzt. Ich sollte aufpassen, nicht dass ich mir nicht noch Ärger einfing. Das Thema mit Ethan verdrängte ich wieder. Mir jetzt den Kopf zu zerbrechen brachte auch nichts, ich würde später darüber nachdenken.
Hadley und ich mischten uns unauffällig unter die Leute auf den Fluren, die jetzt aus den Klassenzimmern strömten. In der Pause trafen wir wieder auf Sophie, mit der wir die letzte Stunde überstanden. Wir hatten uns extra in die letzte Reihe gesetzt, um zu reden. Ich bekam von meinem Fensterplatz aus mit, dass Hadley Sophie auf den neusten Stand brachte. Das tat sie garantiert mir zu liebe, mit ich nicht alles zweimal erzählen musste. Wirklich nett.
"Krass! Und süß!", flüsterte Sophie mir zu und sah abwechselnd nach Links und nach rechts. Als könnte sie sich nicht zwischen mir und Hadley entscheiden, weil sie uns beiden so viel sagen wollte. Das brachte mich zum Lächeln. Es war eben doch verdammt wichtig, immer auf seine Freundinnen zählen zu können.
Da wir in der nächsten Sekunde vom Lehrer ermahnt wurden, konnte Sophie uns nicht mehr sagen, was sie vorhatte. Tja, sie würde sich eben gedulden müssen, dachte ich mir und zückte meinen Stift, um mitzuschreiben.
Doch Sophie sah das wohl anders, denn etwas später bekam ich einen Zettel zugeschoben: <Das ist unglaublich! Jetzt nach der Party will er dich wieder, und die Frage nach dem Kuss: zuckersüß! Was wirst du tun?>
Wie auch bei Hadley vorhin, konnte ich keine rechte Antwort formulieren. Ich wollte schon,aber.... Es gab immer ein aber. Letztendlich kritzelte ich zurück auf den Zettel: <Ich weiß es einfach nicht. Ich schätze erst mal abwarten, ob er nochmal kommt und worüber er reden will.> Sophie überflog meine Atnwort hastig und nickte dann verständnisvoll. Anschließend ließ sie den Zettel schnell verschwinden, da wir sonst beinahe erwischt worden wären. Das war knapp.
Als wir nach der Stunde das Klassenzimmer verließen und auf den Flur traten, war ich irgendwie enttäuscht. Kein Ethan. Ich sollte nicht enttäuscht sein, aber als ich auch bei meinem Fahrrad niemanden sah, war ich schon traurig darüber, wie schnell er aufgab. Vielleicht war das Gespräch auch unwichtig, und ich erhoffte mir einfach zu viel.
Ich verabredete mich noch mit meinen Freundinnen für den Nachmittag, da ich sonst nichts vorhatte und fuhr dann nach Hause.
"Sag mal Dad, was ist denn jetzt mit den Urlaubsplänen?", fragte ich beim Mittagessen meinen Dad. Meine Mum hatte heute ihren langen Arbeitstag. Wenn mein Dad nicht da war, musste ich mich ums Esse kümmern, aber heute hatte er für uns Spaghetti gekocht. Er grinste mich an und schob sich einen Löffel Nudeln in den Mund. Geduldig wartete ich, bis er fertig war. "Wir dachten an zwei Wochen am Strand, aber gemixt mit Sightseeing und allem. Aber so, dass wir trotzdem entspannen können."
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Closer to you
Teen FictionEigentlich führt Olivia Winter ein ganz normales Leben. Neben guten Noten in der Schule hat sie zwei beste Freundinnen und ihre Familie und lebt so glücklich ihren gewohnten Alltag. Das ändert sich, als auf einmal ein neuer Schüler in ihre Jahrgangs...