Am nächsten Tag lief ich an Ethans Seite in die Schule. Er hatte mich heute Morgen überrascht und stand spontan vor meinem Haus, um mich in die Schule zu kutschieren. Daran könnte ich mich durchaus gewöhnen, dachte ich. Einen autofahrenden Freund zu haben war schon ziemlich super, vor allem weil es im Auto schön warm war, und draußen eiskalt. Diese Überraschung hatte meinen Montagmorgen um Längen besser gemacht.
Die starrenden Blicke in der Schule jedoch hatten sich nicht gelegt und es war mir immer noch total unangenehm bestarrt zu werden, stellte ich fest, als ich aus dem Auto stieg. Alle Köpfe die sich auf dem Schulhof aufhielten, drehten sich zu uns, um zu schauen, wer in dem fetten schwarzen Audi auf den Schulhof raste. Ethan's Autofahrweise machte mir manchmal etwas Angst, aber eigentlich fühlte ich mich ziemlich sicher, wenn er fuhr.
"Liv, kommst du?" In Gedanken versunken, war ich einfach neben dem Auto stehen geblieben und hatte meinen Blick auf dem Schulhof schweifen lassen. Es waren nicht besonders viele Parkplätze besetzt, von denen es auch nicht viele gab, da sowieso nur die Älteren fahren durften und somit auch wenige Parkplätze benötigt wurden.
Ich riss meinem Blick los, und ergriff Ethans ausgestreckte Hand, um ihn danach anzugrinsen. Um sich der langsam einsetzenden Kälte zu schützen trug er eine schwarze Mütze, unter der seine Haare leicht herausstanden. Unabsichtlich trug ich eine ähnliche Mütze, unter der man einen Bad Hair Day, wie ich heute einen hatte, super verstecken konnte. Unser Partnerlook ließ mich immer mehr grinsen. "Was ist los?", fragte er kurz bevor wir die Schule betraten. Ich weihte ihn in die Mützen-Gemeinsamkeit ein, und auch er musste grinsen. "Das ist der Grund, warum wir zusammengehören.", meinte er grinsend und zog mich mitten im Schulhaus plötzlich ruckartig an sich, um mich zu küssen. Ich knallte auf ihn, musste lachen und lehnte mich an ihm, legte die Arme um seinen Hals. Als seine Lippen auf meine trafen vergas ich einen Moment lang alles was mich beschäftigte, und sogar die starrenden Blicke um uns waren wie ausgeblendet.
So kurz der Kuss auch war, er war trotzdem schön. Ich seuftze und blickte dann in seine strahlenden Augen. "Also sind die Mützen unsere einzigste Gemeinsamkeit?", fragte ich leise und mit Schmollmund. Er lachte. "Natürlich nicht.", schmunzelte er und drückte mir nochmal einen kurzen Kuss auf die Lippen, um mir danach ohne Vorwarnung einfach meine Mütze vom Kopf zu ziehen.
"Ethaaan!", kreischte ich und versuchte nach meiner Mütze zu greifen, doch er hielt sie hoch über meinem Kopf und besaß dann auch noch die Frechheit mir mit der Hand quer durch die Haare zu fahren und sie damit komplett zu verwirren. Als hätten meine Haare heute nicht schon schlimm genug ausgesehen.
Ich funkelte ihn mit böser Miene an. "Gib. Sie. Zurück! Sofort!", forderte ich und sprang noch einmal hoch, doch ohne Erfolg. Sein Lachen wurde immer lauter und dadurch dass ich einfach zu klein war, um die Mütze zu erreichen, überlegte ich mir was anderes. Seine Mütze hatte ich ihm so schnell vom Kopf gezogen, so schnell konnte er gar nicht schauen.
Ich zog sie mir über den Kopf und ließ ihn hinter mir stehen, um in Richtung Obergeschoss zu laufen. Klaute er mir einfach meine Mütze!
Wenn ich so darüber nachdachte war es eigentlich schon ziemlich süß, dachte ich und auf meinem Gesichte saß ein leichtes Lächeln- bis mir einfiel mit wem ich jetzt Unterricht hatte- Hadley.Mit langsamen Schritten lief ich weiter, und wünschte mir plötzlich wieder Ethan an meine Seite. Aber ich hatte ihn ja stehen gelassen- hoffentlich war er nicht böse.
Als ich den Raum betrat, war fast noch niemand da. Hadley schon. Sie saß auf ihrem Platz, dort wo wir immer saßen, und las. Sollte ich mich allein in die letzte Reihe setzen, um ihr zu zeigen, was Sache war? Aber eigentlich wusste ich ja selbst nicht, was Sache war. Ratlos blieb ich mitten im Raum stehen, und seufzte. Dadurch hob Hadley den Kopf, und ich hatte ihre Aufmerksamkeit. Sie stand schnell auf und kam mir entgegen. "Hey", sagte sie, und ich heyte leise zurück. Mehrere Möglichkeiten, was ich machen sollte, gingen mir durch den Kopf, doch ich war unfähig mich für eine zu entscheiden.
"Willst du..willst du dich nicht zu mir setzen? Wir können das klären Liv, ohne uns zu ingorieren, hoffe ich. Bitte...", fing sie leise an, und hielt dann inne, bevor ich etwas erwidern konnte. "Warte kurz..", sagte sie, und ich beobachtete verwundert, wie sie zurück zu ihrem Platz eilte und mit zwei Starbucks-Bechern zurück kam.
"Das ist Choco Mocca und das andere Caramel Macciato.", sagte sie leise und sah mich an. "Such dir einen aus." Da ich heute morgen Lust auf Schokolade hatte, nahm ich ihr den Choco Mocca aus der Hand und bedankte mich leise. Er war noch ziemlich warm, und dass, obwohl das nächste Starbucks ein Stück entfernt war. Sie musste extra hingefahren sein und die Becher dann warm gehalten haben. Wow. Ich nippte vorsichtig an dem Getränk. Er war perfekt zum trinken. "Schmeckt super.", teilte ich ihr mit und bedankte mich nochmal.
"Also setzt du dich zu mir?", fragte sie leicht lächelnd und ich nickte schließlich.
"War das etwa ein Bestechungsgeschenk?", fragte ich lächelnd und sie lachte. "Eher ein Versöhnungsgeschenk."
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Closer to you
Teen FictionEigentlich führt Olivia Winter ein ganz normales Leben. Neben guten Noten in der Schule hat sie zwei beste Freundinnen und ihre Familie und lebt so glücklich ihren gewohnten Alltag. Das ändert sich, als auf einmal ein neuer Schüler in ihre Jahrgangs...