Kapitel 13

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Ich war überwältigt und geschockt. Gab es sowas nicht nur in Filmen oder Büchern? Ich tat normalerweise nichts Gefährliches, und Menschen mit gesundem Menschenverstand auch nicht. Trotzdem wallte bei seinem Vorschlag Aufregung in mir auf, gerade weil es so neu war, und dass er schon wieder meinen Namen gesagt hatte schreckte mich auch nicht gerade ab. Mein Verstand riet mir jedoch, lieber nicht zu gehen. Außnahmsweise beschloss ich auf ihn zu hören: "Nein, nein und nochmals nein, das kannst du vergessen! Ich brech doch nicht aus der Schule aus!"

"Komm schon, wer wollte hier Eis essen? Und wir sind ja rechtzeitig wieder da.", sagte er. Dabei stieg er auf den Stuhl, dann auf einen Tisch und hielt mir die Hand hin. "Was ist? Traust du dich?", fragte er. Ich war bei seinen Worten immer weiter zu ihm gekommen und hatte meinen Verstand zur Seite gedrängt.

Ich sah ihn nachdenklich an und legte meinen Kopf schief, als würde ich überlegen. Dann ergriff ich seine ausgestreckte Hand und ließ mich von ihm auf den Tisch ziehen. Wir standen nah beieinander und als sich unsere Hände berührten, durchging mich eine Art Schock und ich ich wollte seine Hand gar nicht wieder loslassen. Er anscheinend schon, denn er ließ los, schaute mir noch kurz in die Augen und dann sprang er elegant und cool aus dem Fenster, als hätte er nie etwas anderes getan. Anschließend half er mir vorsichtig hinaus und ich hielt wieder kurz seine Hand. Ich stellte mich gar nicht so dumm an beim rausklettern, naja, zumindest fiel ich nicht kopfüber aus dem Fenster. Als wir dann draußen waren, kamen wir uns ein Stück zu nah, was ich aber schnell durch einen Schritt nach hinten ausglich. Er hatte die Hände schnell in den Hosentaschen vergraben und sah nach unten. War er etwa verlegen? Das konnte ja nicht wahr sein! Er und verlegen?? Das war, bei der Arroganz die er normalerweise an den Tag legte, fast unmöglich. Er schien sich einen Ruck zu geben und seine unsichere Miene wurde wieder von der coolen überzogen. "Hat doch geklappt!", rief er grinsend aus. "Wollen wir zum Real? Da kriegst du auch dein Eis." Der nächste Laden an unserer Schule war ein Real, es waren nur ungefähr 10 Minuten zu Fuß dorthin.

"Klar!", sagte ich also, denn seine Abenteuer-Laune hatte mich mittlerweile angesteckt und ich hatte schon fast wieder vergessen, dass wir gerade aus der Schule gestiegen waren. Er lief den Weg voraus, holte sein Smartphone aus der Hosentasche und checkte es kurz bevor er es wieder wegsteckte. Ich zog auch kurz mein iPhone aus der hinteren Hosentasche und schrieb Hadley, dass sie nicht auf mich warten müsste, weil ich Nachsitzen musste. Ich verschwieg, dass ich eigentlich nicht mehr nachsaß, weil ich das einfach als mein kleines Geheimnis haben wollte. Vielleicht erzählte ich es ihr morgen oder wenn wir mal unter uns waren.

Chatverlauf:

Ich: Hey, ich war in Mathe zu spät und muss jetzt nachsitzen -.- Dumme Schneider :/ aber Rate mal mit wem :D Also, du musst nachher nicht auf mich warten. Ich melde mich wenn ich daheim bin, sonst bis morgen :*

Hadley: Und beim Nachsitzen schreibst du SMS? ;) OMG etwa mit IHM?

Ich: Ja genau, Hales, beim Nachsitzen zu schreiben ist besser als in Englisch oder? :P Ja ;) ist das Oh mein Gott positiv oder negativ? :))

Hadley: Aaahhh ernsthaft ihr müsst zusammen nachsitzen? Positiv natürlich! :) Ist ja goldig! *.* schmeiß dich an ihn ran! ;) Spaß, aber vergiss deine Vergangenheit mal, es gibt auch gute Jungs! :* bis dann

Ende Chatverlauf

Schmunzelnd steckte ich mein Handy weg, solche Kommentare waren typisch für Hadley. Ethan und ich liefen inzwischen langsam nebeneinander her, allerdings mit mindestens einem Meter Abstand. Es gab ein seltsames Schweigen zwischen uns, denn was sagt man denn zu einem Jungen, den man kaum kennt?

Es gibt das Sprichwort, dass der Junge immer den ersten Schritt machen muss. Nun, ich glaube nicht daran, zumindest nicht wirklich. Vielleicht gibt es Situationen, bei denen der Junge besser den ersten Schritt machen sollte, aber sonst sind wir Mädchen doch gleichgestellt, oder? Weil ich also daran glaube, dass auch mal das Mädchen den ersten Schritt machen muss, und weil mir das Schweigen allmählich zu blöd wurde, fing ich an einfach loszuplappern:
"Oh man, das Wetter ist echt schön heute, da ist Schule unnötig und Nachsitzen erst recht. Aber glaubst du wir werden großen Ärger kriegen? Ich hoffe nicht, allerdings, so schlimm wäre das auch nicht, die werden uns ja nicht von der Schule schmeißen."

Ich dachte weiter darüber nach, was passieren könnte, hielt aber doch lieber meine Klappe, denn ich hatte viel mehr gesagt als ich eigentlich wollte.

Ethan fand das anscheinend nicht so schlimm, denn er lächelte mich an und lief ein Stück näher an mich ran.
"Wenn wir uns nicht erwischen lassen, kriegen wir auch keinen Ärger.", sagte er und grinste mich von der Seite aus an. Dabei sah er wirklich verdammt heiß aus. Was ich wieder dachte! Ich sollte dringend mal mein Gehirn ausschalten. Ich versuchte einfach zurückzugrinsen und dabei gut gelaunt zu wirken, denn das war ich inzwischen auch. Er sah mich kurz noch an, und dann nach vorne. "Oh, wir sind da."

Als wir den Laden betreten hatten gingen wir direkt im Tiefkühlbereich zu der Eisabteilung. Da hatte ich eine Idee: "Lass mich raten, was für Eis du willst, ok?"

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Das Kapitel geht an @lini97, weil sie einen Absatz geschrieben hat und ich dann wieder viele Ideen zum weiterschreiben hatte :) Hab dich lieb :*

Sonst mal wieder danke danke danke an alle die meine Geschichte lesen und voten :*

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