Kapitel 8

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"Ja... Aber wieso senden die mir einen Brief? Oder eher dir? Woher wissen die, dass ich hier bin?", fragte ich aufgebracht. "Beruhig' dich erstmal. Wir lesen jetzt gemeinsam diesen Brief und dann sehen wir weiter." "Wenn du meinst", murmelte ich.

"Lieber Ruggero,
wir haben keine Ahnung, ob du nach all den Jahren überhaupt noch in dieser Wohnung lebst, aber einen Versuch ist es wert. Bist du immer noch mit Candelaria zusammen? Sie ist so nett und ihr passt perfekt zusammen. So ein Mädchen wünschen wir uns auch für Jorge... Und schon sind wir beim eigentlichen Thema angelangt. Wir haben schon so lange nichts mehr von unserem Sohn gehört. Hast du noch Kontakt zu ihm? Was macht er so? Hat er eine Freundin? Eine Arbeit? Geht es ihm gut?
Wir leben nun schon mehrere Jahre ohne ihn. Das einzige, was wir wissen, ist, dass er sich irgendwo in Buenos Aires herumtreibt. Nicht mal, warum er abgehauen ist, wissen wir. Wir würden so gerne nach Argentinien kommen, aber es geht nicht. Meine Mutter ist schwer krank und wird bald sterben. Sie sagt zwar immer, ich solle ihren geliebten Enkel suchen, aber wie? Wie soll ich das anstellen? Vielleicht ist er auch schon längst in eine andere Stadt oder gar in ein anderes Land gezogen?!

Ich hoffe auf eine Antwort von dir, falls dich dieser Brief erreichen sollte.
Liebe Grüße, Cecilia"

Oh mein Gott. Das muss ich erstmal sacken lassen. Meine Mutter sucht mich. Sie vermissen mich. Meine Oma liegt im Sterben. Was wohl noch alles passiert ist, nachdem ich weg bin? Ich ließ mich auf das Sofa fallen.
"Die machen sich Sorgen um dich, man", meinte Ruggero nach einiger Zeit. "Sie würden doch total enttäuscht sein, wenn sie sehen wo ich gelandet bin. Sie würden es bereuen, Kontakt mit mir aufgenommen zu haben", stellte ich fest. "Dann ändere dich. Trete aus dieser Clique aus, nimm keine Drogen mehr und mit klauen hörst du auch auf", riet er mir. "Wenn das so einfach wäre... Ich kann die Jungs doch nicht im Stich lassen. Die sind auf mich angewiesen. Sie sitzen genauso tief in der Patsche wie ich." Rugge seufzte genervt auf. "Jorge! In einigen Situationen ist es einem erlaubt, mal nur an sich zu denken! Du weißt schon, dass das, was du gerade über deine Familie gesagt hast, auch für Martina gilt, oder? Denkst du, sie wird erfreut sein, wenn sie das herausfindet?" Das hat gesessen. Er hat recht, aber ich konnte nicht aufhören. "Woher soll ich dann mein Geld bekommen, hä? Ich habe keinen Abschluss, falls du es vergessen hast!" "Den kann man heutzutage auch an Abendschulen nachmachen. Und tagsüber suchst du dir einen kleinen Job. Ganz einfach!" "Hm... Ich denke nicht, dass ich das schaffe", murmelte ich. "Denk wenigstens drüber nach."

Am nächsten Morgen wachte ich erst gegen 12 Uhr auf. Die ganze Nacht dachte ich nach. Ich hatte Tini erzählt, dass ich Hotelmanagement tätig bin. Wie blöd bin ich eigentlich? Das fällt doch direkt auf.
Bei Frühstück riss mich mein Handy aus den Gedanken. "Hallo?", sagte ich mit vollem Mund. "Das Geld ist da", meinte Jonah. "Das kommt mir sehr gelegen. Ich schulde 'nem Kumpel noch was", meinte ich und schaute zu meinem besten Freund. "Kannst es dir gleich abholen. Ich bin in zehn Minuten in der Halle", teilte mit Jonah mit. "Ok. Bis später", meinte ich und legte auf. "Ich kann mit jetzt schon denken, worum es ging", meckerte Ruggero. "Sei doch einfach froh, dass ich dir gleich Geld gebe. Einmal die 30 Euro die ich mir genommen habe und dann noch für Essen und alles andere."

Nach dem Frühstück machte ich mich also auf den Weg zu Jonah. Wir waren nur zu zweit in der Halle. "Wo sind die anderen?", fragte ich. "Keine Ahnung. Ich meine, dass ich Allen vorhin mit irgendeinem Mädel im Park gesehen hab'. Bin mir aber nicht sicher. Und Mario, der liegt bestimmt wieder besoffen auf 'ner Parkbank. Wie jedes Mal, wenn er nicht auftaucht." Da hat er recht. Immer, wenn keiner weiß, wo Mario ist, findet man ihn besoffen im Park oder mit einem üblen Kater. "Hier das Geld", meinte er und reichte mir einen Umschlag. "Das war's jetzt aber erstmal mit Einbrüchen, oder?", fragte ich vorsichtig. "Wieso? Wir haben doch schon alles für den Einbruch morgen Abend bei dem Besitzer des Juweliergeschäftes geplant. Dann müssen wir das jetzt auch durchziehen." "Äh, es ist nur so..." "Nein, Jorge. Wir machen diesen Einbruch noch und danach können wir gerne eine Pause machen. Aber wir brauchen das Geld. Du glaubst nicht, wie schnell dir die Kohle flöten geht, wenn man nicht bei einem Kumpel durchgefüttert wird", warf er mir vor.

Als ich auf dem Weg zurück zur Wohnung war, dachte ich über Jonahs Worte nach. Musste ich ein schlechtes Gewissen über den anderen haben? Eigentlich ja nicht. Ich konnte dankbar sein, dass Rugge mich aufgenommen hat. Ich mache jetzt noch diesen einen Einbruch und dann war's das. Dann ist Schluss damit. Ich steige aus, wie Ruggero es mir geraten hat.

Abends machte ich mich für das Date mit Tini fertig. Ich war total nervös. Ich durfte mich nicht verplappern. Dafür gefällt sie mir zu gut. Aber mir war auch klar, dass wenn sie die eine Frau ist, dass ich sie nicht lange anlügen kann. Doch dazu kannte ich sie nun auch noch nicht so lange.
Ich machte mich auf den Weh zum Restaurant und als ich sie davor erblickte, bleib mein Herz stehen.

-Ein etwas längeres Kapitel. Wie gefällt es euch? ❤

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