Kapitel 17

2K 98 5
                                        

"Du hast bitte was?", fragte ich entsetzt. "Was zur Hölle hast du geschrieben?" "Geschrieben habe ich gar nicht viel. Nur, dass sie uns besuchen kommen und deine Freundin kennenlernen sollten. Dazu habe ich ihnen Flugtickets gesendet. Nächsten Monat werden sie hier sein und in einem bereits reservierten Hotelzimmer übernachten." Ich konnte nicht glauben, was Ruggero mir da erzählte. Er hatte tatsächlich vor, meine Eltern herzuholen. "Und von welcher Freundin sprichst du bitte?", fragte ich völlig verwirrt. "Tini." "Vielleicht bist du schwer von Begriff, aber Tini ist nicht meine Freundin. Sie hasst mich abgrundtief." "Noch. Aber das wird sich bald ändern", meinte Rugge. Ich wusste nicht, ob ich ihm vertrauen sollte. Immerhin war er mein bester Freund, aber seine letzte Idee bezüglich Tini ist auch gescheitert. "Trau mir, mein Freund. In spätestens 24 Stunden kannst du Tini voller Stolz deine Freundin nennen. Du darfst nicht aufgeben", mit diesen Worten startete er den Motor und fuhr los.
Aber wie bemerkte nicht zu seiner Wohnung. "Wo willst du im 22:30 Uhr noch hin?" "Zum Glück haben einige Supermärkte bis in die Nacht geöffnet", antwortete er nur. Also steuerte er einen Supermarkt an, welchen wir kurz danach betraten. "Und was wollen wir kaufen?" "Die Frage ist ehr, was du kaufen willst. Und zwar wirst du dir jetzt eine Schachtel der teuersten Pralinen aussuchen, einen teuren Sekt und den größten und schönsten Blumenstrauß, den du finden kannst", gab Ruggero mir als Auftrag. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was er vorhatte, aber ich ging durch den Laden und schaute mir alles genau an.Ich war echt ein hilfloses Wrack. Ich hatte keine Ahnung, wie man sich ordentlich bei einer Frau entschuldigt. Aber in meinem Fall war das auch echt schwer. Ich hatte sie bis aufs letzte belogen. Hotelmanager?! Etwas Besseres konnte ich mir auch nicht ausdenken. Sie hatte mich nie angelogen. Ich hingegen hatte sie in allem, was ich ihr erzählte, belogen. Na ja fast. Wenn ich etwas über sie sagte, meinte ich das ernst. Schließlich hatte ich für sie die Jungs verlassen. Aber das war auch das größte Opfer, was ich jemals in meinem Leben gebracht hatte. Ich war ziemlich stolz darauf, obwohl es nicht nur Tini etwas bewies. Nein, ich hatte mir selber etwas mit dieser Aktion bewiesen. Nämlich, dass ich diese Gang nicht in meinem Leben brauchte. Klar, die Jungs waren nett und echt gute Kumpels. Aber im Nachhinein hatten wir es alle faustdick hinter den Ohren. Man konnte den Leuten halt nur vor den Kopf schauen. Und das war ein Schwachpunkt, den ich vollkommen ausgenutzt hatte. Bei Martina. Martina, Martina, Tini... Mir fiel auf, dass es der schönste Name war, den ich je im Leben gehört habe. Gefolgt von dem meiner Mutter. Cecelia... Wie lange ich sie schon nicht mehr gesehen hatte. Genau wie meinen Vater, der denselben Namen trägt wie ich. "Ey, bro! Hast du alles?", fragte Ruggero und klopfte mir auf die Schulter, als er zu mir kam. "Wieso wollen sie mich sehen, nachdem was ich meiner Mutter antat?" Ich guckte ihn an und bekam wirklich Tränen in den Augen. Wieso war ich momentan bloß so sentimental? "Du bist immer noch ihr Sohn. Und eine Liebe zwischen Eltern und Kindern vergeht nicht so einfach. Sie wollen dir eine Chance geben. Wieso machst du dir so viele Gedanken, anstatt dich zu freuen?", sprach er mir zu. Klar, das hatte er schon mal gesagt. Aber ich hasse mich für meine dämliche Aktion damals. Wie kann man jemandem sowas verzeihen? Kein Wunder, dass ich abgehauen bin. "Ich habe mir selber noch nicht einmal verziehen. Wieso sollten sie das dann schon tun?" Ich drückte ihm die Blumen, Pralinen und Sekt in die Hand und verließ den Laden. Ich hatte alles aufgegeben. Meine Eltern, Tini, die Liebe, die Drogen, den Alkohol... Was hatte ich noch außer Ruggero? Nichts. Und schon wieder beschrieb dieses eine Wort mein gesamtes Leben.
Da Rugge die Autoschlüssel hatte, ich aber alleine sein wollte, ging ich zu Fuß. Der Weg war zwar etwas länger, aber das war mir egal. "Ey, du!", rief irgendwann jemand unmittelbar hinter mir. Ich drehte mich um und da stand eine von Tinis Freundinnen. Alba, war glaube ich ihr Name. "Du bist doch dieser Verrückte, der vorhin in Lodos Haus eingebrochen ist, oder?", fragte sie. Ich nickte nur. Keine Ahnung, was sie von mir will. "Hör' mir mal ganz genau zu Freundchen. Tini liebt dich verdammt noch mal! Und dann kommst du und brichst bei ihr ein, wobei sie auch rausfindet, dass ihr auch die Einbrecher in dem Laden ihres Vaters wart. Dann kommt raus, dass du mit Drogen gedealt hast. Wie würdest du reagieren, wenn dir jemand sowas antut? Und obendrein noch erzählt, er hätte einen spitzen Beruf, indem man eine Menge Geld verdient?!" Ich realisierte, was ich ihr alles angetan hatte. Fuck, sie muss echt leiden. Noch hatte es niemand außer Ruggero ausgesprochen, dass sie mich liebt. "Hat... Hat sie wirklich gesagt, dass sie mich liebt?", fragte ich verunsichert. Ich glaube noch nie in meinem Leben hat eine Frau mich wirklich geliebt. Es war immer nur eine Art "ich will mit dir ins Bett und das war's dann"-Geschichte. "Ja, das hat sie. Und sie hat auch gehört, dass du ihr es gesagt hast. Das ließ sie noch schlechter fühlen. Jorge, sie möchte dir verzeihen. Aber es ist nicht so einfach wie du denkst", sagte Alba.
Nach diesem Gespräch war ich noch frustrierter als zuvor. Was sollte ich noch machen? Ich habe Ruggero Streit mit Candelaria eingebrockt. Ich bin Cande hinterhergefahren. Ich bin in ein Haus eingebrochen.
Ich ging in den nächsten Club und betrank mich. Der Alkohol lindert diese psychischen Schmerzen einfach zu gut. Irgendwann fing alles an sich zu drehen und mir gefiel es. Ich torkelte aus dem Club und wusste den Weg nicht mehr. Kam ich von links oder von rechts? Ich lief und lief... Irgendwann fiel ich auf den Bürgersteig. Dann war alles schwarz.

Yeah, längeres Kapitel!
Und keine Sorge, bald kommt Jortini Noch etwas Geduld!
>Feedback?<

Sei mein BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt