Kapitel 19

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"Ist das ein Ja oder ein Nein?", fragte ich. "Ich weiß es nicht, Jorge. Du weißt, was ich für dich fühle. Aber du machst es mir nicht gerade einfach und das weißt du ebenfalls." "Und du weißt, dass ich das Alles zutiefst bereue. Ich habe doch nie damit gerechnet, dass ich mich in dich verliebe, als ich dich davon abhielt, in eine Baustelle zu laufen", meinte ich. "Beziehungsweise in ein Loch im Bürgersteig", ergänzte ich. "Das war die komischste Begegnung meines Lebens", lachte sie. "Hey, ohne mich wärst du geradewegs darein gefallen", verteidigte ich mich.
"Wo ist dein Vater eigentlich?", erkundigte ich mich. "Im Krankenhaus. Er muss dort einmal im Monat zur Kontrolle hin", antwortete sie. "Wozu?" "Äh, er hat ein hohes Krebsrisiko. Aber bisher sind seine Werte tiptop. Doch zur Sicherheit macht er es lieber. Er ist nicht mehr der Jüngste, wie du weißt. Meine Eltern haben mich spät bekommen. Für meine Mama war es eine Schwangerschaft mit sehr hohem Risiko." Mir fiel aus, dass es schwer für sie war, darüber zu reden. Seine Mutter im Kindesalter zu verlieren ist nicht schön. Und dann auch noch die Sache mit ihrem Vater. "Hey... Komm her", meinte ich und öffnete meine Armen, um ihr zu signalisieren, dass sie ich für sie da bin. Schnell stand sie auf, setzte sich auf meinen Schoß und umarmte mich. Beschützend legte ich meine Arme um ihren Körper. "Weißt du, vielleicht ist das nicht der beste Zeitpunkt, um das zu sagen, aber ich habe seit 5 Jahren keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern. Und niemand außer Ruggero kennt den Grund dafür. Du solltest die Zeit mit deinem Vater wirklich genießen und einfach nicht daran denken", sagte ich und versuchte sie zu beruhigen. Ich wusste nicht, was ich ihr anderes erzählen sollte, als von meiner Familie zu berichten. "Dazu habe ich einen Bruder, sein Name ist Daniel. Er ist 19 Jahre alt. Keine Ahnung, ob er weiß, was damals vorgefallen ist. Aber eins ist sicher: Ich schäme mich sehr dafür", fuhr ich fort, als sie nichts sagte. "Ich habe auch einen Bruder", flüsterte sie. "Sein Name ist Francisco. Aber er ist ausgezogen, als er 18 war. Da war ich gerade mal vier Jahre alt. Mittlerweile müsste er 32 sein. Keine Ahnung, in welcher Stadt, in welchem Land oder auf welchem Kontinent er lebt." Wow, ihre Familiengeschichte ist genauso schlimm wie meine, was im ersten Moment überhaupt nicht so aussah. Ich dachte immer, sie wäre ein relativ fröhliches Einzelkind, welches mit ihrem Vater zusammen lebt. Aber nein. Sie ist traurig, zerbrechlich und allein. Das ist doch schrecklich. "Tini, sieh mich an", befahl ich schon zweiten Mal in Folge heute. Ihre glasigen braunen Augen sahen direkt in meine. Trauer, Angst und Hilflosigkeit wurde in ihnen widergespiegelt. "Du wirst nie alleine sein, weil ich immer an deiner Seite bleiben werde, bis du mich wegschickst", meinte ich und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. "Dann kannst du ja lange bei mir bleiben", lächelte sie schwach. Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Das hieße ja, dass sie mir verzeiht, oder? Oder sie versucht, mii zu verzeihen. Aber zum Glück geht es in die Richtung.
Langsam näherte sich ihr Gesicht. Will sie mich küssen? Ich kam mir etwas blöd vor, weil ich den ersten Schritt machen sollte und nicht sie. Also riss ich mich zusammen und drückte meine Lippen auf ihre. Erst schien sie überrascht, aber erwiderte danach sofort.

*TiniPOV*

Gut, eigentlich wollte ich ihn küssen, aber so soll es mir auch recht sein. Nachdem er mir die Hälfte der Wahrheit seiner Familiengeschichte anvertraute, wusste ich, dass er es ernst mit mir meint. Er war der erste Mensch, dem ich von meinem Bruder erzählte. Nur Lodo wusste davon. Nicht mal die anderen Mädchen. Ich mag es einfach nicht, darüber zu sprechen.
Der Kuss entwickelte sich zu einer wilden Knutscherei, wie sie wir das erste Mal auch hatten. Mit dem Unterschied, dass ich ihn jetzt besser kannte. Und aus allein diesem Grund fühlte es sich noch besser an. Und heute weiß ich auch, dass er mich liebt. Und irgendwann wird er mir schon erzählen, was zwischen ihm und seinen Eltern vorgefallen ist.
Nach ein paar weiteren Minuten lösten wir uns keuchend von einander. "Ich liebe dich, Tini", flüsterte er. Ich stand auf und nahm seine Hand. "Komm mit", wisperte ich. Keine Ahnung, ob ich hier das Richtige tue, aber mir ist jetzt sowas von danach. Ich führte ihn die Treppe hoch in mein Zimmer und schloss die Tür. Dann ging ich wieder zu ihm und küsste ihn leidenschaftlich. "Bist du sicher, dass du das willst?", fragte er nach dem Kuss. Ich nickte heftig und küsste ich ein weiteres Mal. Er steuerte Richtung Bett und was da passiert, bleibt geheim...

Öhm, es gibt jetzt auch endlich mal Jortini, oder...? Sorry, dass es so lange dauerte bis es dazu kam, aber ja... Das war nun mal die Idee hinter diesem Buch. Aber halt, es ist noch nicht zu Ende!!

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